Fußball-WM Die Panini-Inflation

Fußball-WM: Panini-Fußballsticker sind extrem teuer geworden Quelle: Niklas Hoyer

Alle vier Jahre zur Weltmeisterschaft bricht die Sammelleidenschaft aus: Es geht um Fußballsticker von Panini. Der Spaß ist groß, der Preis noch größer. Tatsächlich haben sich die Sticker im Rückblick massiv verteuert.

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Das Thema erwischt mich am Frühstückstisch unvorbereitet. Ich bin in Gedanken schon beim bevorstehenden Arbeitstag. Meinen Sohn im Grundschulalter treibt ein anderes Thema um. "Lina hat schon eins. Und Mia auch. Die Jungs sowieso", erzählt er mir mit Nachdruck.

Die Rede ist vom Sammelalbum für Fußballsticker von Panini. Alle vier Jahre zur Fußball-Weltmeisterschaft der Männer wirft das italienische Unternehmen das Sammelalbum auf den Markt und verkauft, säuberlich verpackt in kleinen Tütchen, über Kioske und Supermärkte die dazugehörigen Sticker.

Eigentlich kann ich den Spaß am Sammeln nachvollziehen. Ich selbst bin mit den Fußballstickern aufgewachsen, habe zur WM 1990 in Italien begonnen und das Album noch heute im Schrank liegen. Das Album von 2006 habe ich sogar ganz gefüllt, der Stolz jedes Sammlers. Doch als ich höre, wie viel Album und Sticker mittlerweile kosten, kann ich das kaum glauben.

Waren bei der WM 2014 fünf Sticker noch für 60 Cent zu haben, kosten sie jetzt schon 90 Cent (18 Cent pro Sticker) - ein stolzer Anstieg von 50 Prozent binnen vier Jahren. Aufs Jahr umgelegt ein Anstieg von 10,7 Prozent und das nach Jahren mit eigentlich niedrigen Inflationsraten. Ich wittere eine sagenhafte Panini-Inflation!

Im neuen Album (Stückpreis 2 Euro) zur WM in Russland finden 682 Sticker Platz. Selbst wenn mein Sohnemann es durch eifriges Tauschen schaffen würde, keinen Sticker mehrfach zu haben, müsste er rund 120 Euro zahlen. Kurzzeitig überzeugt ihn das Argument. "Das ist mir zu teuer", meint er - denn damit wäre die Spardose nahezu geleert. Doch schon am nächsten Morgen ist das Thema zurück. "Eigentlich möchte ich doch ein Album haben...".

Um herauszufinden, ob die Sticker sich auch längerfristig unverschämt verteuert haben, suche ich die alten Alben heraus. 1990 fanden nur 448 Sticker Platz im Album zur Italien-WM. Das Album kostete damals eine Mark. Mit 2 Euro heute liegt der Preis 291 Prozent höher. Klingt nach viel, entspricht aber nur einem Anstieg von fünf Prozent pro Jahr. In der Welt der Panini-Inflation fände ich das noch vertretbar.

Panini: Wo ist der nächste Kiosk?

Doch, weit hinten im Album und schon leicht vergilbt, steht, was die Nachbestellung von Bildern kostet. Seit eh und je können Sammler einzelne Sticker nachbestellen, wenn die ihnen noch fehlen - begrenzt auf maximal 50 Stück. Und so lässt sich die Preisentwicklung über die Jahre verfolgen. An den Stickern selbst hat sich schließlich in all den Jahren wenig geändert.

Rechnen wir also nach: 1990 und 1994 kostete der Bestellservice noch 10 Pfennig pro Sticker, was 5,11 Cent entspricht. 1998 zur Fußball-WM in Frankreich waren schon 25 Pfennig pro Bild fällig, 12,78 Cent also - und schon damals ein stolzer Anstieg von 12,1 Prozent pro Jahr zu 1990 oder sogar 25,8 Prozent pro Jahr seit 1994.

2006 kostete jedes nachbestellte Bild dann 15 Cent - mit nur 2,0 Prozent Preisanstieg pro Jahr seit 1998 hatte die Panini-Inflation pausiert, kurzzeitig. Dafür enthielt das Album jetzt 561 Sticker, etwa ein Viertel mehr als noch 1990. Selbst ohne weitere Preiserhöhungen war es damit deutlich teurer geworden, das Album zu füllen.

Panini-Alben Quelle: Niklas Hoyer

Und 2018? Jetzt kosten Nachbestellungen 25 Cent pro Sticker, also das Fünffache von 1990. Das entspricht einem Anstieg von 5,8 Prozent pro Jahr seit 1990. Schuld an den stark gestiegenen Kosten sollen immer teurere Lizenzgebühren sein.

Außerdem ist die Anzahl der Sticker ja noch gestiegen. 682 sind es jetzt. Sollte es mit dem Tauschen gar nicht klappen, müsste ein Sammler - rein statistisch - jetzt gut 4840 Sticker kaufen, bis er das Album wirklich voll hat. Beim normalen Einkaufspreis von 18 Cent (also nicht den 25 Cent für Nachbestellungen) würde das komplett gefüllte Album also rund 870 Euro kosten. Nicht berücksichtigt ist bei der Berechnung (für Statistik-Fans: über die Partialsumme einer harmonischen Reihe), dass in einem Tütchen nicht zwei Mal das gleiche Bild sein kann. Dadurch würde der Wert ganz leicht sinken.

Mir ist das mittlerweile einfach zu teuer.

Und meinem Sohn? Ich befürchte, es ist ihm egal. Wo ist der nächste Kiosk?

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