Der Zeitpunkt für den grünen Angriff auf die etablierten Frikadellenröster scheint günstig. Burger King, das gerade für gut elf Milliarden Dollar den kanadischen Konkurrenten Tim Hortons übernimmt, leidet in Deutschland noch immer unter den Folgen eines TV-Berichtes. Dessen Thema: schlechte Arbeitsbedingungen und Hygienemängel. Zwar registriert das Unternehmen schon wieder "Verbesserungen anhand der Gästezahlen und des Umsatzes", räumt aber selbstkritisch ein: "Wir haben noch Weg vor uns."
Das Unternehmen lässt daher den TÜV Süd seine Filialen prüfen und lud Mitte August als vertrauensbildende Maßnahme interessierte Gäste zur Besichtigung von Counter und Küche. Das scheint auch nötig zu sein. Im zweiten Quartal gingen die Burger-King-Umsätze weltweit um gut sechs Prozent auf 261 Millionen Dollar zurück. Während die Geschäfte in der Türkei, Großbritannien und Spanien erfreulich liefen, vermerkte der Quartalsbericht für Deutschland kurz und bündig "Schwächen".
Auch McDonalds, mit rund 1470 Restaurants noch immer Deutschlands größter Gastronom, hat schon bessere Zeiten erlebt. 2013 interessierten sich weniger Gäste für Big Mac und Cheeseburger als im Vorjahr, und auch der Umsatz litt. Im zweiten Quartal schaffte der Burger-Gigant weltweit beim Umsatz noch ein mageres Wachstum von einem Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar. Während Großbritannien und Frankreich der Zentrale in Oak Brook bei Chicago solide Zahlen meldeten, zeigte das Geschäft zwischen Flensburg und Garmisch eine "anhaltende Schwäche", wie das Unternehmen einräumt.
Glückliche Rinder und Kartoffeln aus der Region
Für den Deutschen-Türken Selim Varol, der 2013 sein erstes "Whats Beef" Lokal in der Düsseldorfer Innenstadt eröffnet hat, kommt diese Entwicklung nicht überraschend. "Die Industrie hat den Gastronomie-Gedanken ad absurdum geführt", behauptet Varol, in dessen Küche Tiefkühlprodukte verpönt sind: "Der Trend geht bei Burgern eindeutig zur Individual-Gastronomie".
Varols Kartoffeln kommen aus Kaarst am Niederrhein, und die Rinder toben bis zu ihrem jüngsten Tag in Tönisvorst nahe der niederländischen Grenze über die Weide. Deren Fleisch wird vor den Augen der Gäste durch den Wolf gedreht, und die Brötchen bräunen im eigenen Backofen.
Dass seine Burger teurer sind als die von McDonalds und Burger King ist für Varol klar: "Jeder Mensch versteht, dass man für gutes Essen mehr Geld ausgeben muss." Im laufenden Jahr will Varol, der sich von Gourmet-Burger-Bratern in New York inspirieren ließ, das nächste Lokal in Köln eröffnen. Dort konkurriert er dann um die Kundschaft der "Fetten Kuh", die in der Südstadt – join the crowd – für "ehrliche Burger" wirbt. Binnen fünf Jahren will Varol deutschlandweit 15 Restaurants nach seinem Konzept aufziehen. Das nächste soll in Hamburg öffnen.
Salat als Garnitur
Auch Starbucks kommt an dem Trend für den gesunden Snack nicht länger vorbei. Die Kaffeehauskette legte Ende Juli für das dritte Quartal ein Umsatzwachstum von elf Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar und einen Gewinnsprung um 25 Prozent auf 769 Millionen Dollar hin. Mit Kaffee und Muffins allein geben sich viele Kunden aber längst nicht mehr zufrieden.
In Österreich und der Schweiz bekommen Kunden bereits "vegane Weckerl", die also keine tierischen Bestandteile enthalten. Zwischen Amsterdam und Vlissingen können Kunden veganen Salat bestellen. In deutschen Starbucks-Läden steht seit diesem Sommer ein veganes Ciabatta auf der Speisenkarte. Das Weizenbrötchen erhält eine Lage Gemüse mit Guacamole und kommt mit Salatblättern garniert auf den Tisch. "Unsere Gäste fragen vermehrt nach veganen Snacks", bestätigt eine Unternehmenssprecherin, "in Zukunft möchten wir unser veganes Angebot weiter ausbauen."
Ihren Kaffee können Starbucks-Kunden mit ausgeprägter Abneigung gegen Milch von der Kuh schon seit Jahren mit Milch aus Sojabohnen färben.