Gemeinsamer Ferienflieger Etihad bricht Gespräche mit Tui ab

Air Berlins arabischer Großaktionär Etihad wollte das Touristikgeschäft der Fluggesellschaft mit dem Ferienflieger Tuifly zusammenlegen. Die unerwartete Absage macht die Rettung von Air Berlin noch schwerer.

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Gemeinsamer Ferienflieger: Etihad bricht Gespräche mit Tui ab Quelle: REUTERS

Air Berlin wollte mit dem Verbund gleich zwei ihrer größten Probleme lösen. Ihre überzähligen Flieger loswerden, die sie beim Umbau zu einer auf die beiden Drehkreuze Düsseldorf und Berlin konzentrierten Linie nicht mehr braucht. Dazu hätte sie endlich ihre von der Tui zu einem deutlich zu hohe Preis angemieteten Jets loswerden können, was allein rund 50 Millionen Euro im Jahr gespart hätte.

Doch nun hat offenbar Etihad die Reißleine gezogen. In der Branche gab es schon länger Gerüchte, die Linie aus dem Emirat Abu Dhabi wolle den eigentlich bereits im März ausverhandelten Deal in der jetzigen Form nicht mehr. Weil er nur der Tui half und der arabischen Linie zu hohe Kosten und Risiken aufbürdete. Und vor allem, weil er Etihad zu lange an die neue Linie band.

Bei Tui klang die Absage aller Gespräche am Donnerstag so: „Die Tui Group und die Etihad Aviation Group werden ihre Verhandlungen über das geplante Joint Venture zwischen der deutschen Flug-Tochter Tuifly und Niki nicht fortführen“, heißt es in einer Erklärung des Hannoveraner Konzerns.



Air Berlin, Etihad und der Tui-Konzern hatten im Oktober 2016 Pläne für die neue Gesellschaft durch eine Verschmelzung der Tuifly mit der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki als wichtiges Element für die Sanierung der Air Berlin bekanntgegeben.

„Strategisch macht eine starke europäische Touristik-Airline weiter sehr viel Sinn, denn der Luftverkehr in Deutschland ist durch Überkapazitäten geprägt“, erklärte Tui-Vorstandsmitglied Sebastian Ebel, betonte aber: „Niki steht aber nicht mehr für ein Joint Venture zur Verfügung“. Der Konzern werde daher die Neupositionierung der deutschen Tuifly weiter vorantreiben.

Hat Etihad nach dem Chefwechsel die Strategie geändert?

In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben des Tui-Konzerns an seine Mitarbeiter heißt es, Etihad habe offenbar mit Blick auf seine Investments in Europa, neue Pläne verfolgt und neu bewertet, wie sich die Airline künftig in Deutschland und Europa aufstellen wolle. „Etihad strebt offenbar eine Perspektive für das Gesamtunternehmen Air Berlin/Niki an und will Niki nicht länger aus der Air Berlin herauslösen; das ist eine andere Grundlage als das, was Etihad und seine Gesellschafter im Dezember 2016 mit uns vereinbart haben.“

Ihnen sollen bei einer Mitarbeiterversammlung am Nachmittag in Hannover weitere Informationen zu den Plänen des Konzerns für eine Neu-Positionierung der konzerneigenen Tuifly mitgeteilt werden. Die Beendigung der Gespräche mit Etihad hätten aber keine konkreten Auswirkungen auf den Flugbetrieb oder die Arbeitsplätze. Auch der bestehende Wetlease-Vertrag mit Niki bleibt unverändert bestehen.

Ursprünglich hätte der gemeinsame Ferienflieger bereits zum Sommerflugplan Ende März loslegen sollen. Mit rund 60 Flugzeugen sollten Tuifly und Niki nach den Plänen ein Streckennetz von wichtigen Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Noch vor Kurzem hatte ein Etihad-Sprecher angesichts der Verzögerungen erklärt: „Das vorgeschlagene Joint-Venture ist komplex; beide Seiten streben eine eher stabile als überstürzte Lösung an.

Doch hinter vorgehaltener Hand hatten ranghohe Manager bereits vor der Entscheidung gegen den Ferienflieger von einer Menge Sand im Getriebe gesprochen. „Das Etihad-Management muss selber wissen, was es will – aber das ist angesichts des Führungswechsels momentan nicht so richtig erkennbar“, sagte der Bonner Luftfahrtexperte Volker Thomalla. Die diplomatische Krise um Katar, die auch die internationale Luftfahrt durcheinanderwirbelt, dürfte weitere Kapazitäten binden.

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