Geplatzte Fusion „Das Angebot von Vonovia war absolut inakzeptabel“

Vonovia wollte die Deutsche Wohnen kaufen, ist damit aber nun gescheitert. Quelle: dpa

Die Fondsgesellschaft Union Investment ist einer der größten Aktionäre von Deutsche Wohnen. Im Interview erklärt Fondsmanager Michael Muders, warum er seine Aktien Vonovia nicht angetragen hat und unter welchen Umständen er einem Verkauf zustimmen würde.

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Michael Muders ist seit November 2004 bei Union Investment als Portfoliomanagement tätig, wo sein Analyseschwerpunkt zunächst auf deutschen Mid & Small Caps Werten lag. Seit 2009 ist Muders für Automobilwerte zuständig, überdies verantwortet er den Europäischen Strategy Input.

Portfoliomanager Michael Muders. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Muders, Union Investment ist mit deutlich über zwei Prozent einer der größten Aktionäre von Deutsche Wohnen. Haben Sie Vonovia Ihre Aktien zum Kauf angeboten?
Michael Muders: Nein, das habe ich nicht. Vonovia hat einen Kaufpreis von 52 Euro pro Aktie angeboten. Das halte ich für deutlich zu niedrig und daher absolut inakzeptabel. Deshalb hat Union Investment das Angebot von Vonovia abgelehnt.

Dabei lag das Angebot mit 52 Euro bereits deutlich über dem ersten – ebenfalls gescheiterten Angebot –, das Vonovia den Aktionären von Deutsche Wohnen gemacht hatte.
Das ist richtig. Aber ich sehe nicht, dass die Aktionäre von Deutsche Wohnen durch dieses Angebot ausreichend profitieren. Die Synergien, die durch den Zusammenschluss geschaffen werden, kommen ausschließlich den Aktionären von Vonovia zugute. Zudem stört es mich, dass Deutsche Wohnen den NAV, also den Nettovermögenswert des Unternehmens, nicht wie sonst üblich im Halbjahresrhythmus neu bewertet hat. Die letzte Bewertung des NAV stammt vom Dezember letzten Jahres. Mittlerweile ist aber der Berliner Mietpreisdeckel gekippt worden und der Zuzug nach Berlin ist nach wie vor extrem stark. Auch deshalb halte ich den Preis von 52 Euro, den Vonovia angeboten hat, eindeutig für zu niedrig.



Vonovia-Chef Rolf Buch brachte bereits einen möglichen neuen Anlauf für eine Übernahme ins Spiel. Ab welchem Preis würde Union Investment seine Aktien verkaufen
Einen konkreten Preis kann ich Ihnen noch nicht nennen. Das liegt eben auch am fehlenden aktualisierten NAV von Deutsche Wohnen. Ich habe zudem keinerlei Sorge, falls die Fusion überhaupt nicht zustande kommen sollte. Deutsche Wohnen hat 70 Prozent ihres Portfolios in Berlin und ist damit in einem absoluten Wachstumsmarkt aktiv. Deutsche Wohnen hat eine glänzende Zukunft vor sich, auch wenn der Merger nicht zustande kommt.  

Halten Sie es denn für realistisch, dass der Zusammenschluss der beiden Wohnkonzerne noch klappen wird?
Wenn die Konzerne den Deal machen wollen, dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt dafür. Man hat bereits die Politiker ins Boot geholt und den Weg damit politisch geebnet. Nach der Bundestagswahl könnte sich das Szenario verändern. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum man die Übernahme wegen einer vergleichsweise geringen Prämie aufs Spiel setzen sollte. Wenn Vonovia den Deal will, muss Herr Buch jetzt sehr zügig sein Angebot nachbessern. Natürlich bräuchte es dafür auch die Zustimmung der Bafin [Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Anm.] und des Deutsche Wohnen Managements. Wenn der Deal jetzt nicht kommt, kommt er gar nicht mehr.

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Michael Zahn, Chef von Deutsche Wohnen, hat das erste Angebot von Vonovia abgelehnt, während er dem zweiten Angebot zugestimmt hat. Ist Zahn der richtige Mann, um Deutsche Wohnen nach dem misslungenen Deal weiter zu führen?
Das kann ich nicht beantworten. Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum Herr Zahn dem zweiten Angebot überhaupt zugestimmt hat, obwohl der von Vonovia angebotene Preis eindeutig zu niedrig war. Das haben offensichtlich auch andere Aktionäre so gesehen.

Mehr zum Thema: Vonovia wollte die Deutsche Wohnen kaufen, ist damit aber nun gescheitert. Erneut. Die Gründe für den geplatzten Deal – und wer am meisten darunter leiden könnte.

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