Geschäftsreisen Chefs drängen Business-Reisende in die Holzklasse

Wer für seinen Arbeitgeber ins Flugzeug steigt, der muss auf Komfort verzichten: Für Business-Trips steht Mitarbeitern immer weniger Budget zur Verfügung. Vor allem Autozulieferer sparen bei Geschäftsreisen.

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Für Dienstreisen mit dem Flugzeug wird weniger Geld ausgegeben. Quelle: imago/Ralph Peters

Düsseldorf Deutschlands Arbeitgeber setzen ihre Geschäftsreisenden zunehmend auf Sparflamme. Nur noch 305 Euro kostete ein durchschnittlicher Dienst-Trip 2015 – zwei Euro weniger als im Vorjahr und fünf weniger als 2013. Das geht aus der soeben vorgelegten Geschäftsreiseanalyse des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR) hervor.

Insider machen kein Geheimnis daraus, was derzeit die Sparsamkeit massiv antreibt: „Bei den Automobilzulieferern sind einige Firmen bei Flugbuchungen komplett umgestiegen auf Economy“, berichtet Mark Tantz, Geschäftsführer der Dertouristik-Geschäftsreisesparte FCM. Der Grund: Insbesondere der VW-Dieselskandal bereite vielen Zulieferern Zukunftssorgen.

In anderen Branchen wie dem Kreditgewerbe, bei Versicherungen oder in der Chemieindustrie laufe das Reisebuchungsgeschäft zwar stabil – mehr aber auch nicht. „Keines der Unternehmen hat das Geschäftsreisevolumen nach oben gedreht“, sagt Tantz.

Obwohl der VDR im vergangenen Jahr 182,7 Millionen Geschäftsreisen zählte und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr, stieg der Reiseumsatz nur um 3,4 Prozent auf 50,9 Milliarden Euro.

War es früher der Run auf Budgethotels wie Motel One, der die Reisekosten der einzelnen Mitarbeiter nach unten drückte, sind es nun die immer niedrigeren Flugkosten. Seit 2004 schrumpfte der Anteil der Business-Class-Tickets, die deutsche Unternehmen für Fernflüge buchten, um ein Drittel. Kamen damals bei Großunternehmen noch 53 Prozent der Dienstreisenden in diesen Genuss, sind es heute nur noch 35 Prozent.

Auch die neu eingeführte „Premium Economy“, die mehr Beinfreiheit bietet als die Holzklasse, fing den Rückgang nicht auf. Die preislich unter der Business Class angesiedelte Buchungsklasse macht aktuell bei Interkontinentalflügen gerade einmal zehn Prozent der Nachfrage von Großunternehmen aus.

Im ersten Quartal 2016 setzte sich der Trend fort, wie Zahlen des Geschäftsreiseanbieters FCM bestätigen. Dort verringerte sich der Anteil der Business-Class-Buchungen von 11,2 auf 10,8 Prozent. 2011 hatte er noch bei 13 Prozent gelegen. „Außerdem sinken die Durchschnittspreise der Airlines“, sagt Geschäftsführer Tantz, „und das über alle Klassen und Zielgebiete hinweg.“ Durch Billigangeboten versuchten die Fluggesellschaften derzeit, ihren Sitzladefaktor zu erhöhen.


Sicherheit der Mitarbeiter wird wichtiger

Die dadurch rückläufigen Umsätze versuchen Geschäftsreiseanbieter wie American Express, Carlson Wagonlit Travel, First (Tui) oder FCM auszugleichen, indem sie Firmenkunden zusätzlich Sicherheitspakete verkaufen.

„Seit den Anschlägen in Brüssel und Paris haben solche Angebote eine neue Bedeutung bekommen“, sagt VDR-Geschäftsführer Hans-Ingo Biehl. Die von ihm vorgelegten Umfragedaten aus 800 Unternehmen belegen das: Beschäftigten sich 2014 erst 74 Prozent der deutschen Konzerne mit der Sicherheit ihrer Geschäftsreisenden, sind es aktuell 81 Prozent.

Dienstleister wie FCM etwa speichern auf Wunsch den Aufenthaltsort der Firmenmitarbeiter, um sie im Falle von Terroranschlägen oder Naturkatastrophen mit SMS-Meldungen zu warnen und gegebenenfalls nach Hause dirigieren zu können.

„Bei den Attentaten in Brüssel waren zahlreiche unserer Kunden in der belgischen Hauptstadt“, berichtet FCM-Chef Tantz, „einige von ihnen sogar im Flughafengebäude.“ Die Kölner Reisefirma kontaktierte sie über die hinterlegten Mobilfunknummern und organisierte die Rückreise per Shuttle oder Mietwagen. „Hätten sie ihre Dienstreise selbstständig im Internet gebucht“, verdeutlicht Tantz die Vorzüge der betreuten Geschäftsreise, „wäre ihr Aufenthaltsort unbekannt gewesen.“

Ob die Geschäftsreisebüros der Sparsamkeit ihrer Firmenkunden damit zur Genüge entkommen, bleibt fraglich. Der hohe Wettbewerb in der Branche setze ihre Vermittlungsgebühren erheblich unter Druck, schreibt das Fachblatt FVW. Zu erkennen sei dies insbesondere bei Ausschreibungen großer Unternehmen, wo manche Gebührenangebote inzwischen „bizarre Züge“ annähmen.
Besserung ist kaum in Sicht. „Für das kommende Jahr“, sagt VDR-Geschäftsführer Biehl, „erwarten wir bei den Reiseaktivitäten eine Stagnation oder sogar Rückgänge.“

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