Geschäftsschließungen Mit dem Bubble-Tea-Hype in die Pleite

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Die Entwarnung kam zu spät

Die hartnäckigsten Gesundheitsmythen
Eine junge Frau putzt sich mit einem Papiertaschentuch die Nase Quelle: dpa
Mann mit Rückenschmerzen sitzt im Büro Quelle: obs
In einer Zahnarztpraxis werden die Zähne eines Jungen untersucht Quelle: dpa
Ein Fieberthermometer liegt auf verschiedenen Arten und Formen von Tabletten Quelle: dpa
Ein Mann zieht an seinem Finger und erzeugt ein Knackgeräusch. Quelle: dpa
Angela Merkel hält ein Schnapsglas in der hand Quelle: AP
Ein Junge steht unter einer Dusche Quelle: dpa

Am 24. September gab das Verbraucherschutzministerium in Nordrhein-Westfalen Entwarnung. In einer Pressemitteilung hieß es: „Die Untersuchungsergebnisse der Schwerpunktuntersuchung durch die amtlichen Untersuchungseinrichtungen in NRW zeigen, dass bromierte Biphenyle in den Bubble-Tea-Kügelchen nicht nachweisbar sind. Außerdem konnten weder Styrol, Acetophenon oder Phthalate in den Kügelchen nachgewiesen werden, noch wurden nennenswerte Gehalte an Schwermetallen oder anderen gegebenenfalls gesundheitsgefährdenden Stoffe nachgewiesen.“

Doch da war die Nachricht vom vermeintlichen Krebsrisiko im Kultgetränk längst mitten im Sommerloch eingeschlagen. Binnen Stunden waren die Informationen herumgereicht, die gleiche Nachricht immer wieder und wieder veröffentlicht und die Kunden verunsichert worden. "Die Kundschaft wurde sofort spürbar weniger", sagt Katharina Richardson. Auch sie selbst war verunsichert: "Ich konnte es nicht glauben. Immerhin hatten doch auch Ketten wie McDonalds Bubble Tea gerade erst ins Sortiment aufgenommen."

Anmerkungen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz zu Bubble Tea

Dass im Vorfeld nicht gründlich kontrolliert worden sein soll, schien ihr unwahrscheinlich. Doch die Kunden blieben nach den Schreckensmeldungen vom Krebserreger und Allergie-Auslöser Bubble Tea weg. "Bei uns haben vor allem Kinder eingekauft. Und die haben nach dieser Nachricht kein Geld mehr von ihren besorgten Eltern bekommen", sagt Richardson.

Die Umsätze gingen drastisch zurück. "Anfangs haben wir angefangen, auch Waffeln und Kaffee zu verkaufen, um gegenzusteuern. Doch das war rausgeschmissenes Geld", sagt die junge Unternehmerin. Nach nicht einmal vier Monaten war der Traum vom eigenen Geschäft geplatzt. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder muss nun 120.000 Euro Schulden zurückzahlen. "Ich stehe vor dem Nichts", sagt sie. Wenn es hart auf hart kommt, wird ihr Haus an die Bank gehen.

Auch die Großhändler waren sofort vom Rückgang der Kunden betroffen. "Innerhalb von zwei Wochen war das Geschäft tot", sagt Sandra Krebs, die mit ihrem Unternehmen San-Tea seit zwei Jahren Bubble-Tea-Shops in ganz Deutschland beliefert. Nachdem die Meldung von den krebserregenden Stoffen bekannt wurde, ließ die Großhändlerin schnellst möglich ihre Produkte testen. Am 19. September stufte ein von der Industrie- und Handelskammer zertifizierter Lebensmittelgutachter ihre Produkte als unbedenklich ein.

Das Gutachten half ihr nur bedingt, die Abnehmer wurden weniger. "Zig kleinere Läden aus meinem Kundenstamm haben seit dem dicht machen müssen", sagt Krebs. Einer davon war der Laden von Katharina Richardson in Saarbrücken. Sandra Krebs versucht nun ihr Geschäft in andere Länder zu verlagern. "Inzwischen beliefern wir auch Läden in Bulgarien, Polen, Holland und der Schweiz", sagt sie.

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