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Geschäftszahlen 2012 beschert Lufthansa mehr Fluggäste und vollere Maschinen

Die Lufthansa und ihre Töchter Swiss, Austrian und Germanwings haben 2012 mehr Passagiere befördert, dafür aber weniger Flüge benötigt. Bei der Fracht zeigte die Entwicklung hingegen deutlich nach unten.

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Die größten Baustellen der Lufthansa
1. UnternehmensorganisationWährend andere Fluglinien wie British Airways bereits massiv Personal abgebaut haben, leistet sich die Lufthansa in vielen Bereichen Doppelarbeiten. So haben nicht nur das Fluggeschäft, sondern auch die großen Töchter wie das Wartungsgeschäft eigene große Hauptverwaltungen. Dazu werkeln etwa die EDV-Abteilung des Fluggeschäfts parallel zu den Fachleuten der konzerneigene IT-Tochter Lufthansa Systems und legen einander nicht selten eher Steine in den Weg als die beste Lösung zu suchen. Quelle: Reuters
2. UnternehmenskulturDie Lufthansa gibt fürs Personal pro Flugkilometer mindestens ein Drittel mehr aus als wichtige Wettbewerber. Das liegt unter anderem an vielen alten Privilegien. So hat die Linie aus ihrer Zeit als Behörde das System übernommen, dass die Gehälter steigen je länger ein Mitarbeiter zum Unternehmen gehört. Dazu ist die Lufthansa in den vergangenen Jahren eher durch Zukäufe als organisch gewachsen. Dadurch kamen vor allem besser bezahlte Mitarbeiter dazu und weniger Berufseinsteiger, die das Durchschnittsgehalt drücken. Quelle: dpa
3. Hohe Eigenständigkeit der Tochtergesellschaften Ob Frachtgeschäft, Cateringküchen oder Fluggeschäft: die einzelnen Tochtergesellschaften dürfen weitgehend ohne Vorgaben aus der Zentrale arbeiten. So leisten sich nicht nur alle Töchter eigene Einkaufsabteilungen, obwohl ein zentraler Einkauf in der Regel bessere Preise bekäme. Die einzelnen Fluglinien organisieren ihren Service auch nach eigenen Regeln. Statt den Ticketverkauf zentral zu koordinieren, jagen sich die einzelnen Gesellschaften gerade in Krisenzeiten gegenseitig Kunden ab. Quelle: Pressebild
4. Umständliche Fliegerei Billigflieger kommen mit ein oder zwei Flugzeugtypen aus und bekommen dadurch beim Einkauf, der Ausbildung des Personals und der Wartung der Maschinen Mengenrabatte. Die Lufthansa hingegen hat in ihrer Flotte mindestens zehn verschiedene Typen und fliegt entsprechend teurer. Quelle: dpa
5. Hohe Fertigungstiefe Während andere Fluglinien längst ihr Wartungsgeschäft und die Flugküchen abgestoßen haben, legt die Lufthansa Wert auf ihre Rolle als 'Aviationkonzern', zu deutsche: Komplettanbieter. Zwar verdienen die Töchter - allen voran die Werften der Lufthansa Technik - gutes Geld. Doch weil der Kranich seine Maschinen nicht zu anderen Werkstätten schicken kann, zahlt er dem Vernehmen nach im Schnitt mehr als andere Linien. Quelle: Pressebild
6. Zu einheitliches ProduktEgal ob innerdeutscher Kurzstreckenhüpfer oder eine lange Strecke nach Istanbul: Lufthansa will auf allen Strecken als Lufthansa mit einem Premiumprodukt präsent sein und nicht die konzerneigene Edel-Billiglinie Germanwings fliegen lassen – auch wenn die Kundschaft etwa von Köln nach Berlin vor allem preisbewusst Economy Class bucht und auf Lounges oder Schaumwein an Bord wenig Wert legt. Erste Ansätze, das zu ändern gibt es allerdings. Auf einigen Europastrecken übernimmt seit 1. Juli 2013 Germanwings bisherige Routen der Lufthansa. Quelle: dpa/dpaweb
7. Verlustbringende Zukäufe Dass Swiss als erste übernommene Fluglinie bis heute eine Ertragsperle ist, erweist sich im Nachhinein als Fluch. Denn die guten Zahlen der Schweizer ließen alle glauben, dass jeder Zukauf mit ein paar Umbauten zu einer kleinen Swiss werden kann. Doch stattdessen schreiben die Töchter wie Austrian Verluste oder drohen wie Brussels Airlines in die roten Zahlen zu rutschen. Quelle: AP

Ein gebremster Expansionskurs hat der Lufthansa im abgelaufenen Jahr vollere Maschinen beschert. Gemeinsam mit ihren Töchtern Germanwings, Swiss und Austrian Airlines beförderte Europas größte Fluggesellschaft gut 103 Millionen Fluggäste und damit 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Weil die Gesellschaft ihr Flugangebot nur um gut ein halbes Prozent ausgeweitet hatte, verbesserte sich die Auslastung der Maschinen um 1,2 Prozentpunkte auf 78,8 Prozent, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

Die größten Fluggesellschaften der Welt

Trotz der jüngsten Steigerung bleibt 2011 für die Lufthansa das Jahr mit den meisten Fluggästen. Bei den jetzt genannten Zahlen ist die Anfang 2012 verkaufte Tochter BMI nicht mehr enthalten. Zusammen mit ihr hatte die Lufthansa im Vorjahr mehr als 106 Millionen Passagiere gezählt.

Bei der Fracht zeigte die Entwicklung deutlich nach unten: Lufthansa Cargo kam auf 1,7 Millionen Tonnen Fracht und Post, ein Rückgang um 8,5 Prozent. Die Auslastung der Frachträume war mit 69,6 Prozent jedoch um 0,1 Prozentpunkte besser als ein Jahr zuvor. Die Lufthansa schlug sich 2012 aber deutlich besser als Air Berlin. Der Konkurrent beförderte 33,4 Millionen Passagiere und damit 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr, wie Deutschlands zweitgrößte Fluglinie vor wenigen Tagen mitteilte.

Wie zahlreiche Konkurrenten hat die Lufthansa angesichts der schwächelnden Konjunktur ihre Kapazitäten zuletzt kräftig gestutzt. Im Dezember bot die Fluggesellschaft 6,3 Prozent weniger Sitzplätze an als im Vorjahr. Da die Kapazitäten damit stärker sanken als die Nachfrage, konnte der Konzern die Auslastung im Dezember um 1,3 Prozentpunkte auf 77,2 Prozent steigern. Für die Airlines ist die Auslastung ein wichtiges Barometer für die Geschäftsentwicklung. Je besser die Maschinen ausgelastet sind, desto mehr verdient eine Fluglinie normalerweise.

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