Globalisierungsindex Das Coronavirus schadet der Globalisierung nur kurzfristig

Quelle: dpa

Die Pandemie kann die Globalisierung nur kurzfristig bremsen, so das Ergebnis einer Studie von DHL. Das ist gut, denn vernetzte Länder überstehen wirtschaftliche Krisen besser. Allerdings schafft es Deutschland im Länderranking nicht mehr in die Top 10.

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Die Coronavirus-Pandemie ist kein Rückschritt für die Globalisierung. Darauf deutet eine Studie des Konzerns Deutsche Post DHL hin. „Die Globalisierung hat sich bemerkenswert gut gehalten im Covid-19-Stresstest“, sagt Steven A. Altman von der New York University Stern School of Business, Hauptautor der von DHL beauftragten Studie. „Trotz Kontaktverboten haben wir einen Weg gefunden, viel vernetzter zu sein.“

Der Index soll Aufschluss darüber gehen, wie stark die Welt wirtschaftlich vernetzt ist. Dazu analysieren Forscher der New York University Stern School of Business im Auftrag von DHL Daten wie Handelsströme, Finanzbewegungen, Informationsflüsse und auch Migration und Tourismus.

Vor allem die Handelsströme seien zwar im Frühjahr heftig eingebrochen – noch schneller als in der Großen Depression oder in der Finanzkrise 2008. Doch schon im Sommer lag der Handel wieder beinahe auf dem Niveau vor der Pandemie. Getrieben werde diese Entwicklung auch von dem stark wachsenden Handel mit Gesundheitsprodukten in der Pandemie. Bei der aktuellen zweiten Welle in Europa seien die Einbrüche nicht mehr so stark wie im Frühjahr. Auch an den Finanzmärkten zeige sich bereits eine Erholung.

Einzig internationale Reisen hätten einen „beispiellosen Kollaps“ erlebt, sagt Studienautor Altman. Tourismus und Reisen seien 2020 um rund 70 Prozent gesunken – und damit auf einen Stand von vor drei Jahrzehnten zurückgefallen. Beinahe die Hälfte der touristischen Destinationen sei zumindest vorübergehend für Reisende geschlossen. Die Studienautoren rechnen damit, dass sich der Tourismus erst 2023 wieder erholen wird.

Die Studie ermittelt auch, wie vernetzt Länder sind. Die Niederlande liegt dabei ganz klar auf Platz eins, gefolgt von Singapur und Belgien. Großbritannien – mit seinen Verbindungen im Common Wealth und zur EU das Handelsnetz, das sich am weitesten über die Welt spannt – landet auf Rang acht.


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Deutschland hingegen kommt bei dem Ranking nur auf Rang 13. Im vorherigen Ranking lag Deutschland noch auf Platz 10. Das sei auch mit der Größe des Wirtschaftssystem zu erklären, sagte Wissenschaftler Altman. Deutschland als größtes Wirtschaftssystem in der EU betreibt mehr Handel innerhalb der eigenen Grenzen. Die USA liegt sogar auf Platz 37 im Ranking. Auf den hintersten Plätzen liegen Jemen, das westafrikanische Guinea-Bissau und der Kleinstaat Burundi in Ostafrika.

Das ist auch in der Pandemie wichtig: Stärker vernetzte Länder erholen sich schneller von ökonomischen Rückschlägen als weniger vernetzte Wirtschaftssysteme, erklären die Studienautoren. Generell sei die Globalisierung nicht so weit fortgeschritten, wie viele Menschen annehmen: Laut der Studie werden nur 21 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung exportiert. Nur sieben Prozent aller Telefonate sind internationale Gespräche. Und nur etwa 3,5 Prozent aller Menschen weltweit leben in einem Land, das nicht ihr Geburtsland ist. „Covid-19 bedeutet nicht das Ende der Globalisierung“, so Altman.

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