Golf-Fluglinien Etihad-Übernahme wäre ein Albtraum für Emirates

Seite 2/2

„Herrscher in Abu Dhabi verlieren lieber Milliarden, als das Gesicht“

Kaum leichter als die Vereinigung der Flugbetriebe wäre es, die Verwaltungen zusammenzuführen. Denn so sehr sich auch der luxuriöse Service der Emiratslinien ähnelt: Im Alltag sind sie weit auseinander. Beide setzen auf straffe Führung. Aber Emirates will Geld verdienen und pflegt dafür eine für die Region ungewöhnlich offene Kultur mit recht viel Verantwortung für die niedrigeren Führungsebenen. Das lockt reichlich kompetente Manager aus dem Rest der Welt an. Etihad soll vor allem Reisende ins Land holen. Gewinn ist Nebensache und der Führungsstil ebenso hierarchisch wie unberechenbar. Zudem zählen politische Verbindungen hier oft mehr als Kompetenz. „Das verschreckt fähige Leute“, so ein ehemaliger Etihadler. Das harte Fazit: „Tim Clark bleibt wenig mehr, als Etihad weitgehend einzustampfen.“

Doch das ist aus politischen Gründen mehr oder weniger unmöglich. Denn Abu Dhabi wird darauf bestehen, dass nach einer Fusion ein großer Teil des Flugbetriebs in Abu Dhabi bleibt. Sonst müssten Reisende von und in das Emirat anderswo umsteigen. Einen großen Flugbetrieb in Abu Dhabi können Clark und seine Regierung in Dubai nicht hinnehmen, weil sie sonst hohe Verluste machen. Und die kann und will sich das nicht sehr wohlhabende Dubai nicht lange leisten. Doch das Minus von Abu Dhabi tragen zu lassen, kommt auch kaum in Frage. „Denn dann würde Abu Dhabi zumindest bei der Airline mitreden wollen und das kann Dubai nicht hinnehmen“, sagt ein Kenner der Region.

Dass Abu Dhabis Regierung nachgibt, ist unwahrscheinlich. Bereits jetzt ist das Verhältnis der Herrscherfamilien Al Nahyan (Abu Dhabi) und Al Maktum (Dubai) angespannt. Denn das kleine, ärmere Dubai mit seiner Mischung aus wirtschaftlicher und relativer gesellschaftlicher Liberalität ist deutlich erfolgreicher und hat ein besseres Image als das größere, reichere Abu Dhabi. Das nagt am Selbstbewusstsein der Al Nahyans. „Nachdem Etihads verkorkste Strategie Abu Dhabi schon bisher zig Milliarden Dollar gekostet hat, würde ein sang- und klangloses Verschwinden in Emirates Abu Dhabi seine einzige außerhalb der Region bekannte Marke kosten und die Herrscherfamilie endgültig wie unternehmerische Dilettanten aussehen lassen“, so ein Kenner der Region.

Neben den wirtschaftlichen Problemen durch die Etihad-Übernahme würde bei Emirates auch das Image leiden. Bisher konnte die Linie damit werben, dass sie zwar ein staatliches Unternehmen ist, aber weitgehend wie ein privates arbeitet. Das wäre nach einem Etihad-Deal vorbei. Zum einen wäre klar, dass bei Emirates am Ende doch der Staat bestimmt. Noch schlimmer jedoch: Emirates würde Subventionen brauchen. Das wiederum würde den Wettbewerbern in Europa und besonders den USA in die Hände spielen, wo Emirates gerade mit Mühe Einschränkungen durch die America-First-Politik der Regierung Trump entkommen ist. „Staatshilfen sind eine Wettbewerbsverzerrung und die können wir leichter kontern als ein überlegenes Geschäftsmodell“, so ein hochrangiger Lufthanseat.

Ob die vielen Gründe Emirates am Ende vor einer Zwangsehe schützen, bleibt abzuwarten. „Denn wenn die bisherige Geschichte von Etihad eines gezeigt hat, dann dass die Herrscher in Abu Dhabi lieber viele Milliarden verlieren, als das Gesicht“, so ein Ex-Manager.

Das sind die sichersten Airlines der Welt
Emirates Quelle: dpa
Norwegian Air Shuttle Quelle: REUTERS
Virgin Atlantic Airways Quelle: REUTERS
KLM Quelle: dpa
Easyjet Quelle: dpa
Finnair Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: AP
Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%