Die Einigung Athens mit den Gläubigern brachte dennoch schlechte Nachrichten für die Hoteliers. Vom 1. Oktober an steigt die Mehrwertsteuer für Restaurants auf 23 Prozent. Der Satz für Unterkünfte verdoppelt sich auf 13 Prozent, womit Griechenland den höchsten Satz in Südeuropa hat: In Portugal zahlen Hotels nur sechs Prozent, in der Türkei acht.
Der Tourismusverband Sete hatte gehofft, dass die Regierung die höhere Mehrwertsteuer vermeiden könnte. Aber die Troika blieb hart. „Immerhin kommt der Aufschlag nicht mitten in der Saison“, sagt Andreadis. „Und nach einem Jahr soll überprüft werden, ob dadurch mehr Geld in die Staatskasse kommt.“ Er zweifelt daran sehr.
Die Urlaubs-Trends 2015
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK hat die Bedeutung von Katalogen leicht abgenommen. Demnach nutzen nur noch gut ein Drittel der Urlauber Reisekataloge, um sich über Angebote zu informieren. Das Internet ist für 45 Prozent das Urlaubs-Recherche-Tool. Glaubt man einer Analyse von Google und TUI, gilt das sogar für satte 80 Prozent aller Reisebuchungen.
Ganz persönlich auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten - so wollen immer mehr Deutsche urlauben, so das Ergebnis der GfK-Umfrage. Demnach sind Zusatzleistungen wie der Privattransfer zum Hotel, individuelle Ausflugserlebnisse oder die Wahl zwischen verschiedenen Flugklassen für Reisende immer wichtiger und werden häufiger nachgefragt.
Auch wenn Individualität von vielen geschätzt wird, so machen es setzen die Deutschen trotzdem gerne auf eines: die All-Inclusive-Reisen. Laut GfK wuchs diese Urlaubsform weiter leicht - damit wird ein Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Mittlerweile seien 24 Prozent aller Flug- und Autoreisen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurden, All-Inclusive-Reisen, so der Bericht.
Familien sind mehr unterwegs - ob mit dem Auto oder dem Flugzeug. Laut GfK ist der Familienanteil bei beiden Reisetypen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurde, überproportional gestiegen. Allein im Vergleich zur vergangenen Saison 2013/14 stieg die Zahl der Buchungen um 20 Prozent an.
Reisen im Luxussegment werden ebenfalls höher nachgefragt, so die GfK. Demnach werden besonders hohe Zuwächse bei Haushalten mit höherem Einkommen, sprich ein Haushaltsnettoeinkommen größer als 4000 Euro, mehr nachgefragt.
Weder die Gläubiger noch die Regierung in Athen haben offenbar die Bedeutung des Tourismus für Griechenland erkannt. Die Troika attestiert dem Sektor zwar hohe Wettbewerbsfähigkeit und sieht in ihm einen wichtigen Faktor, der ausländisches Geld in ein sonst extrem exportschwaches Land bringt. Aber ausgerechnet eine Branche zu belasten, die im internationalen Wettbewerb steht, zeigt, dass es der Troika mitunter an Fingerspitzengefühl fehlt.
Griechenlands Regierung tut nicht, was sie müsste
Ex-Premier Alexis Tsipras, der in den von ihm ausgerufenen Neuwahlen am 20. September wieder antritt, ist immerhin von seiner Forderung abgerückt, All-Inclusive-Resorts zu verbieten. Die hatte er beschuldigt, Einheimische und Gäste von einander zu „entfremden“. Aber von einer Strategie für die Branche kann in Athen keine Rede sein. „Die Regierung sieht Tourismus nur als Cashcow“, sagt Sete-Chef Andreadis. „Vieles von dem, was die Regierung machen müsste, tut sie nicht.“
Dazu zählt etwa, die Vielzahl von absurden Regulierungen zu durchforsten, die die Branche überzieht. Zwar wurde auf Betreiben der Troika ein Gesetz abgeschafft, dass Privatleuten die Vermietung von Ferienhäuser für weniger als drei Monate verbot. Aber noch immer sind Fährtickets nicht systematisch im Internet buchbar, weil die Reisebüros auf den Inseln um ihren Umsatz fürchten.
Aus ideologischen Gründen hatte die Regierung Tsipras auch die Privatisierung von Flughäfen verschleppt, wo Reisende teilweise verheerende Zustände vorfinden. Auf Rhodos etwa, einem Flughafen mit dem Charme einer Ostblockbehörde, sind die Toiletten von weitem am Geruch zu erkennen. Neben den Toiletten quellen offene Abfallkörbe mit benütztem Klopapier über, das wegen der schmalen Rohre nicht herunter gespült werden kann. Investitionen wären nicht nur in die Infrastruktur notwendig, sondern auch beim Umweltschutz. Abwasser fließt oft ungeklärt ins Meer.