
Die Containerschifffahrt geht ins siebte Krisenjahr, doch die Reeder bestellen stetig neue Frachter und wetteifern darum, wer das weltgrößte Containerschiff besitzt. Im Sommer erst hat die „Maersk McKinney Moeller“ die „Marco Polo“ als Rekordhalter abgelöst. Nur knapp ein halbes Jahr später ist die „McKinney“ den Titel schon wieder los.
Die chinesische Reederei CSCL hat die „CSCL Globe“ auf Jungfernfahrt geschickt, Montagnacht soll sie in Hamburg einlaufen. Die „Globe“ kann 19.100 Container transportieren, rund 800 mehr als die „McKinney“ der dänischen Maersk-Gruppe. Rekordverdächtig ist auch die Länge: Mit 400 Metern überragt sie sogar die amerikanischen Flugzeugträger der Nimitz-Klasse.





Schon jetzt hat die chinesische Reederei beim südkoreanischen Hersteller Hyundai Heavy Industries vier weitere Frachter vom Typ Globe geordert. Das Stück zu 150 Millionen US.-Dollar. Und das in einer Zeit, in der die Preise für Seetransporte zu niedrig sind, dass viele, vor allem mittelständische Reedereien nicht einmal die Betriebskosten einfahren.
Zwar wächst der Handel – und rund 90 Prozent des Welthandels gehen über den Seeweg –, aber noch schneller wächst die Zahl der Frachtschiffe.
Dennoch macht es Sinn, in neue Schiffe zu investieren. Sie sind nicht nur größer – und damit je Container nicht nur kostengünstiger. Ihre Motoren leisten mehr und verbrauchen trotzdem weniger Triebstoff. Und der Rumpf ist breiter, besser geeignet für langsameres und damit kostensparendes Fahren.
All dies trifft auch auf den neuen Weltmeister zu: die „CSCL Globe“, – die am Montag natürlich nicht voll beladen nach Hamburg kommt, sonst bliebe sie auf der Elbe stecken. Dass sie Deutschlands größten Seehafen anläuft, ist aber auch ein Symbol der Chinesen: Sie bekennen sich zum Standort Hamburg und wenden sich damit gegen Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven, obwohl sie den Jade-Weser-Port dort sogar voll beladen erreichen würden.
Die Fahrt nach Hamburg ist aber auch eine Warnung: Deutsche baut endlich die Elbe aus. Die Planungen dafür laufen seit mehr als zehn Jahren. Doch derzeit geht das Projekt nicht voran. Zuerst muss der Europäische Gerichtshof darüber entscheiden und dann das Bundesverwaltungsgericht. Das kann dauern.