Grüne Hölle Rock Rock-Streit eskaliert, Deag-Aktie verliert

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Die Risiken der neuen Strategie

Ob der Umzug in die Arena funktioniert, muss aber dennoch mit einigen Fragezeichen versehen werden. Für viele Fans gehört das Campen zum Festival wie die Gitarre zum Rock. In großer Zahl Campingplätze rund um die Arena bereit zu stellen könnte schwierig werden. Im Internet kündigen viele Fans bereits an, ihre Tickets bei einem Umzug zurückgeben zu wollen. Zudem war bei „Der Ring“ geplant, die rund 70  Bands auf drei Bühnen zu verteilen. Drei Spielorte für parallel laufende Auftritte zu finden stellt bei der Arena ebenfalls eine Herausforderung dar.

Märkte glauben nicht an Schwenkows Strategie

Ein Millioneneinzugsgebiet allein macht aus einem Rockfestival im Ruhrpott auch noch nicht automatisch einen Erfolg. Selbst Marek Lieberberg, der das legendäre „Rock am Ring“ 29 Jahre lang am Nürburgring veranstaltet hat und der erfolgreichste Festivalveranstalter in Deutschland ist, hat an der Ruhr schon einen Flop hingelegt. „Rock im Pott“, ebenfalls in der Arena auf Schalke, wurde nach zwei Veranstaltungen 2012 und 2013 nicht mehr fortgesetzt.

Zudem drängt die Zeit: Eine Verlegung zwei Monate vor dem Festivaltermin ist mit großen Risiken behaftet. Die Märkte haben offensichtlich Zweifel an Schwenkows Strategie: Nach der Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung brach der Kurs der Deag-Aktie um zeitweilig rund zehn Prozent ein. Danach erholte er sich wieder und machte die Verluste zum Teil wieder wett.

In einer Pressemitteilung vom Montag geht Deag auch auf die anderen beiden Festivals ein. 50 000 Tickets seien für Rockavaria in München und Rock in Vienna auf der Wiener Donauinsel verkauft. Nach Informationen der WirtschaftsWoche entfallen davon kombiniert – Drei-Tages-Tickets und Tageskarten – gut 33 000 Tickets auf Rockavaria (Kapazität: 68.000 Besucher), das parallel zu „Der Ring“ am letzten Maiwochenende stattfindet. Ein solides, aber keineswegs berauschendes Ergebnis.  Mit gut 16 000 Tages- und Dreitagestickets für Rock in Vienna (Kapazität: 55.000 bis 60.000) am ersten Juniwochenende könnte der Österreich-Ableger ebenfalls noch zum Problem werden.

Deag-Jahresergebnis 2014 erst später

Grund für die negative Marktreaktion dürften neben Zweifeln an der Ring-Alternativlösung Schalke auch unklare Auswirkungen des Festivalärgers auf die Ertragssituation der Deag sein. Bisher hatte Deag die Lage positiv geschildert. Im Zwischenbericht für das dritte Quartal 2014 heißt es: „Deag ist nach 9 Monaten über Plan und erwartet starkes Gesamtjahr 2014.“ Nach 975.000 Euro Nettogewinn 2013 kündigen die Berliner in dem im November veröffentlichten Quartalsbericht auch an, für das Gesamtjahr 2014 und für 2015 „eine weitere Steigerung bei Erlös und Ertrag“ zu erwarten.

Für Dienstag war die Bilanzpressekonferenz der Deag angesetzt, doch die Ergebnisse zögern sich um drei Wochen hinaus. „Endgültige Zahlen wird die DEAG am 20. April 2015 vorlegen“, heißt es nun in der Ad-hoc-Meldung. Darin weist die Deag darauf hin, über einen „umfassenden Versicherungsschutz für den Fall eines Vertragsbruchs (Breach of Contract) der CNG“ zu verfügen, welcher ein Risiko von bis zu 7,5 Mio. Euro abdecke. Risikovorsorge sowie Marketingaufwendungen zum Start der eigenen Vertriebsplattform myticket.de führen laut Deag zu einem einmaligen Ergebnissondereffekt im Geschäftsjahr 2014 von insgesamt bis zu 3 Mio. Euro.

Auffällig: In der Ad-Hoc-Meldung geht die Deag zwar auf die Umsatzentwicklung (nach Konsolidierung 172 Millionen Euro, im Vorjahr: 165,5 Millionen Euro) und auf das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit 9,0 Millionen Euro nach 8,7 Millionen Euro im Vorjahr) ein.

Zum Jahresergebnis äußert sich die Deag allerdings bis auf den Hinweis, dass es durch die Sondereffekte mit bis zu drei Millionen Euro belastet werden könnte, nicht weiter. Keinesfalls ausgeschlossen, dass nach dem Knaller mit dem möglichen Umzug nach Schalke noch weitere Überraschungen folgen. 

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