Für Sven Schulze vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI bleibt in Anbetracht der Fülle der Probleme nur eine Schlussfolgerung : "Die Verpackungsverordnung in Deutschland bedarf keiner weiteren Überarbeitung, sondern eines Neustarts."
Fazit: Keiner der am dualen System beteiligten Gruppen ist mit dem aktuellen System zufrieden: Für die Verbraucher ist es zu komplex, für die Anbieter von dualen Systemlösungen wird nach eigener Aussage in der Branche zu viel getrickst, die Bundesländer können aufgrund der Komplexität ihrer Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen und die kommunaler Unternehmer sehen das privatwirtschaftliche Bein des dualen Systems ohnehin als amputierfähig an. Bleibt die Frage: Wie soll der Verpackungsmüll stattdessen entsorgt und wiederverwertet werden?
In der Diskussion ist eine zentrale Stelle in Form einer privaten Stiftung, die ausgestattet mit hoheitlichen Aufgaben, die Aufsicht über sämtliche Abfallströme übernimmt und Unternehmen, die das System unterlaufen auch mit Bußgeldern belegen kann. Ein solches Modell gibt es bereits mit der Stiftung Elektro-Altgeräte Register EAR, die als gemeinsame Stelle der Hersteller tätig wird. Sie registriert Hersteller, die Elektrogeräte herstellen oder vertreiben, erfasst die Mengen der Elektrogräte, die im Umlauf sind, koordiniert die Sammelbehälter und die Abholung von Altgeräten, meldet die Mengen an das Umweltbundesamt und stellt sicher, dass alle registrierten Hersteller gleich behandelt werden. Außerdem identifiziert sie Trittbrettfahrer und meldet sich dem Bundesumweltamt. Bisher konnten sich kommunale Unternehmen und Vertreter der privatwirtschaftlichen dualen Systeme aber nicht auf ein solches Konzept für Verpackungsmüll einigen.
Die Hoffnung, dass es zumindest für den mülltrennenden Bürger in naher Zukunft einfacher wird, besteht noch. Eigentlich sollte in der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode eine so genanntes Wertstoffgesetz erlassen werden. Größte Neuerung: Jede Art von Kunststoff- und Metallabfall sollte in die gelbe Tonne, egal ob Verpackung oder Nicht-Verpackung. Das Grübeln über den Sinn eines Blumentopfes an sich hätte ein Ende gehabt, doch auch auf die neue umfassende Wertstofftonne konnten sich die beteiligten Unternehmensverbände nicht einigen.
Dabei ist längst klar, dass unsere Mülltrennung wie bisher, nicht nötig ist. Maschinen sortieren längst besser als der Mensch. Sogar Nass- und Trockenmüll können in der selben Tonne landen. Das sagte zumindest Jürgen Hahn, Abteilungsleiter für Abfall im Umweltbundesamt, nach einem Test in der Sortieranlage Essen vor ein paar Jahren. Dort wurden Gelber-Sack-Müll und Restmüll aus der grauen Tonne zusammengekippt. "Die Ergebnisse waren fantastisch!", freute sich Hahn. Der Müll wurde vor der Sortierung getrocknet. Danach ließen sich für weniger Geld mehr Wertstoffe aus dem Müll rausholen als durch "das ganze Getrennthaltungsgewusel".