Grüner Punkt in der Kritik Alles Müll

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Hoffnung Wertstoffgesetz


Wie nachhaltig sind Deutschlands Supermärkte?
Im April 2013 hat der Verein Rank a Brand, eine Initiative, die in Deutschland und in den Niederladen aktiv ist, zum ersten Mal die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von zwölf in Deutschland aktiven Supermärkten und Discountern untersucht. Nun erfolgte die Veröffentlichung des „Branchenbericht 2013 – Supermärkte / Discounter“. Der Untersuchung und der Erstellung des Berichts ging eine bundesweite Verbraucherbefragung zur Bestimmung von Deutschlands populärsten Supermärkten und Discountern voraus. Die Ergebnisse im Überblick. Quelle: IMAGO
Bei der Untersuchung wurden drei Themenbereiche als Grundlage festgelegt: Klimaschutz, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen bzw. fairer Handel. Die Fragestellungen in den einzelnen Kategorien können Sie detailliert in der Studie nachlesen. Quelle: dpa
Schlusslicht: Aldi NordVon den insgesamt zwölf untersuchten Märkten schneidet der Discounter Aldi Nord am schlechtesten ab.Nachhaltigkeitsberichterstattung: Im Gegensatz zur Konkurrenz veröffentlicht Aldi Nord zum Zeitpunkt der Untersuchung (April 2013) keinen Nachhaltigkeitsbericht. Immerhin hat Aldi Nord auf seiner Website Informationen zur Nachhaltigkeit publiziert. Für die Initiatoren der Untersuchung macht es den Eindruck, dass, je allgemeiner die Informationen sind, desto weniger aktiv im Management an Zielen und Vorgaben gearbeitet wird.Klimaschutz: Auch über betriebliche Klimaschutzmaßnahmen berichtet Aldi Nord nicht. Wie alle anderen Märkte auch, kann der Discounter außerdem keine ausreichende Reduktion des CO2-Ausstoßes in den letzten Jahren aufweisen und der Anteil an erneuerbaren Energien im Unternehmen ist geringer als 25 Prozent. Von maximal 6 möglichen Punkten bekam Aldi Nord 0.Umweltschutz: Mangelnde Transparenz und auf ganzer Linie – 0 Punkte. Das schaffen nicht viele im Ranking. Rank a Brand kritisiert unter anderem den Umgang mit Papier, weniger als ein Prozent Bio-Produkte am Gesamtverkaufswert, fehlende Maßnahmen zur Abfallreduktion, keine Strategie zum Gebrauch von nachhaltigem Palmöl und den fehlenden Ausschluss von Käfigeiern.Arbeitsbedingungen/Fairer Handel: Auch die Ergebnisse zum fairen Handel sind ernüchternd und Aldi Nord bekommt keinen einzigen Punkt. Das zeige, dass die untersuchten Themenbereiche keine hohe Relevanz für ihre strategische Ausrichtung haben, so Rank a Brand. Das könnte allerdings auf lange Sicht Verluste an Reputation und Kundschaft bedeuten, denn die Kunden legen darauf immer mehr Wert. Quelle: dapd
Platz 11: NettoNachhaltigkeitsberichterstattung: Der Lebensmitteldiscounter Netto verfolgt wie Aldi Nord auch eine größtenteils oberflächliche und unvollständige Kommunikationsarbeit zum Thema Nachhaltigkeit. Auf der Webseite verweist der Discounter in einem Unterpunkt auf den Blauen Engel. Klickt man auf die Seite, erhält man allgemeine Informationen über das Siegel, jedoch keine Hinweise über die Verwendung des Siegels bei Netto. Dafür gibt es im Ranking 0 Punkte.Klimaschutz: Immerhin einen Punkt bekommt der Discounter für eine allgemeine Klimaschutzstrategie von den Experten anerkannt. Trotzdem ist es dem Händler nicht gelungen, den C02-Fußabdruck in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent zu reduzieren. Auch den Anteil erneuerbarer Energien sucht man bei Netto besser mit der Lupe. Umweltschutz: Zum Verkaufswert von Bio-Produkten macht Netto keine Angaben. Und auch zur Frage, ob bei Eigenmarken auf Käfigeier verzichtet wird, schweigt sich der Discounter aus. 0 Punkte gibt es auch beim Thema Tierschutz, da Netto keine klare Strategie vorweisen kann, die Tierschutzstandards für sein Angebot über den gesetzlichen Standard hinaus zu erhöhen.Arbeitsbedingungen/Fairer Handel: Hier steht Netto nicht alleine da, denn kaum eine Marke hat das Thema Arbeitsbedingungen bei tropischen Produkten wie Kakao, Kaffee, Tee, Reis oder tropischen Früchten auf der Agenda. Schlechte Arbeitsbedingungen sind hier laut Ranking die Regel. Quelle: Mauritius
Platz 10: LidlNachhaltigkeitsberichterstattung: Oberflächlich und unvollständig kommuniziert auch der Discounter-Riese Lidl zum Thema Nachhaltigkeit. Es gibt allgemeine Informationen auf der Homepage, aber dabei ist nicht zu erkennen, wie die Themenfelder ausgesucht wurden, bzw. warum sie relevant sind.Klimaschutz: Einen Bewertungspunkt (von 6 möglichen) bekommt der Discounter dafür, dass er über betriebliche Klimaschutzmaßnahmen, um den CO2-Ausstoß zu minimieren, informiert.Umweltschutz: Ins Schweigen hüllt sich Lidl, wenn es um den Papierverbrauch geht, während andere Marken darüber informieren, dass sie Umwelt-Papier benutzen und weniger Papier verbrauchen. Verbraucher erfahren auch nicht, wie hoch der Anteil der verkauften Bio-Produkte ist. Immerhin arbeitet Lidl mit der „Marine Resources Assessment Group“ zusammen, um eine auf Dauer nachhaltigere Fischeinkaufspolitik zu betreiben. Jedoch wird keine Liste mit Fischarten offengelegt. Überhaupt keine Informationen gibt es zum Thema Käfigeier bei Eigenmarken und auch bei Tierschutzstandards fehlt eine klare Strategie.Arbeitsbedingungen/Fairer Handel: In diesem Bereich geht es vor allem um Zertifizierungen wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ für Eigenmarken, die bestimmte Sozialstandards garantieren. Immerhin kommuniziert Lidl den Verkauf von Fairtrade-Produkten, doch weitere Details zum Sortiment bleibt der Konzern schuldig. Quelle: ZB
Platz 9: Aldi SüdNachhaltigkeitsberichterstattung: Auch bei Aldi Süd ist auf der Homepage mit den allgemeinen Informationen nicht zu erkennen, warum welche Themenfelder warum ausgesucht wurden. Dadurch, dass keinem Standard gefolgt wird, scheint Aldi Süd für sich selbst zu definieren, was Nachhaltigkeit bedeutet und wie darüber berichtet wird.Klimaschutz: Aldi Süd ermittelt und berichtet nicht über die CO2-Bilanz der eigenen Geschäftsbereiche.Umweltschutz: Zum Verkaufswert der angebotenen Bio-Produkte macht Aldi genauso wenig Angaben wie zum Papierverbrauch. Besser sieht es beim Thema Fisch aus: Aldi hat alle gefährdeten Arten aus dem Sortiment genommen. Trotzdem schafft es der Discounter nach eigenen Angaben nur, die umweltschädlichsten Fischereimethoden zu „minimieren“ und nicht komplett zu vermeiden. Tierschutzstandards, die über gesetzliche Anforderungen hinausgehen, gibt es nicht bei Aldi Süd.Arbeitsbedingungen/Fairer Handel: Wie alle anderen Märkte auch, berichtet Aldi Süd nicht über zertifizierte Sortimentsanteile an Kakaoprodukten, Kaffee, Tee, Reis, Zucker oder tropischen Früchten und eine faire Einkaufsstrategie. Quelle: picture-Alliance/dpa
Platz 8: KauflandNachhaltigkeitsberichterstattung: Das Unternehmen Kaufland kommuniziert auch nur allgemein über seine Website und kann hier nur einen Bewertungspunkt von 6 möglichen erreichen.Klimaschutz: Immerhin gibt es eine Strategie zum betrieblichen Klimaschutz. Eine ausreichende CO2-Reduktion in den letzten Jahren kann Kaufland jedoch nicht aufweisen.Umweltschutz: Beim Umgang mit Fisch präsentiert Kaufland eine ausgearbeitete Einkaufspolitik, die im Laufe der Jahre umgesetzt werden soll, kommuniziert aber keine klaren Zielvorgaben und berichtet auch nichts über erreichte Ziele. Beim Tierschutz werden die gesetzlichen Standards eingehalten, während zum Papierverbrauch entweder keine ausreichende Strategie existiert oder darüber nicht hinreichend kommuniziert wird. Einen Pluspunkt gibt es für den Einsatz von nachhaltig angebautem Palmöl für die Eigenmarkenprodukte.Arbeitsbedingungen/Fairer Handel: Zwar kommuniziert Kaufland den Verkauf von Fairtrade-Produkten, zu allem anderen hält sich die Supermarkt-Kette jedoch bedeckt. Das Thema fairer Handel scheint nicht so recht auf der Agenda zu stehen. Quelle: 8324360

Für Sven Schulze vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI bleibt in Anbetracht der Fülle der Probleme nur eine Schlussfolgerung : "Die Verpackungsverordnung in Deutschland bedarf keiner weiteren Überarbeitung, sondern eines Neustarts."

Fazit: Keiner der am dualen System beteiligten Gruppen ist mit dem aktuellen System zufrieden: Für die Verbraucher ist es zu komplex, für die Anbieter von dualen Systemlösungen wird nach eigener Aussage in der Branche zu viel getrickst, die Bundesländer können aufgrund der Komplexität ihrer Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen und die kommunaler Unternehmer sehen das privatwirtschaftliche Bein des dualen Systems ohnehin als amputierfähig an. Bleibt die Frage: Wie soll der Verpackungsmüll stattdessen entsorgt und wiederverwertet werden?

In der Diskussion ist eine zentrale Stelle in Form einer privaten Stiftung, die ausgestattet mit hoheitlichen Aufgaben, die Aufsicht über sämtliche Abfallströme übernimmt und Unternehmen, die das System unterlaufen auch mit Bußgeldern belegen kann. Ein solches Modell gibt es bereits mit der Stiftung Elektro-Altgeräte Register EAR, die als gemeinsame Stelle der Hersteller tätig wird. Sie registriert Hersteller, die Elektrogeräte herstellen oder vertreiben, erfasst die Mengen der Elektrogräte, die im Umlauf sind, koordiniert die Sammelbehälter und die Abholung von Altgeräten, meldet die Mengen an das Umweltbundesamt und stellt sicher, dass alle registrierten Hersteller gleich behandelt werden. Außerdem identifiziert sie Trittbrettfahrer und meldet sich dem Bundesumweltamt. Bisher konnten sich kommunale Unternehmen und Vertreter der privatwirtschaftlichen dualen Systeme aber nicht auf ein solches Konzept für Verpackungsmüll einigen.

Die Hoffnung, dass es zumindest für den mülltrennenden Bürger in naher Zukunft einfacher wird, besteht noch. Eigentlich sollte in der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode eine so genanntes Wertstoffgesetz erlassen werden. Größte Neuerung: Jede Art von Kunststoff- und Metallabfall sollte in die gelbe Tonne, egal ob Verpackung oder Nicht-Verpackung. Das Grübeln über den Sinn eines Blumentopfes an sich hätte ein Ende gehabt, doch auch auf die neue umfassende Wertstofftonne konnten sich die beteiligten Unternehmensverbände nicht einigen.

Dabei ist längst klar, dass unsere Mülltrennung wie bisher, nicht nötig ist. Maschinen sortieren längst besser als der Mensch. Sogar Nass- und Trockenmüll können in der selben Tonne landen. Das sagte zumindest Jürgen Hahn, Abteilungsleiter für Abfall im Umweltbundesamt, nach einem Test in der Sortieranlage Essen vor ein paar Jahren. Dort wurden Gelber-Sack-Müll und Restmüll aus der grauen Tonne zusammengekippt. "Die Ergebnisse waren fantastisch!", freute sich Hahn. Der Müll wurde vor der Sortierung getrocknet. Danach ließen sich für weniger Geld mehr Wertstoffe aus dem Müll rausholen als durch "das ganze Getrennthaltungsgewusel".

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