Mitdiskutieren dürfen künftig alle Restaurantbesucher. Denn weit einschneidender als die Sternvergabe sind die Änderungen des Geschäftsmodells des Guide Michelin, der "roten Bibel", wie sie oft unter Köchen und Feinschmeckern genannt wird. Sämtliche Inhalte über Restaurants sind von Mittwoch 15.00 Uhr an im Internet unter www.restaurants.michelin.de nachzulesen. Dann wird die Datenbank freigeschaltet, die der Konzern bereits Anfang des Jahres für den französischen Markt vorstellte.
Nun kann jeder Gast sich beim Michelin anmelden und dort seine eigenen Eindrücke schildern und bis zu fünf Punkten vergeben. Diese haben keinen Einfluss auf die Bewertung der Sterne. Dafür müssen Nutzer Datum des Besuchs und ihre Emailadresse eingeben. Die Kommentare sollen, so der Michelin, alle vor Veröffentlichung von geschultem Personal gegengelesen werden.
Gastronomen wiederum können sich in die Datenbank kostenlos eintragen lassen, oder mit einem Premiumpaket für 69 Euro pro Monat weitere Möglichkeiten der Darstellung erwerben. Für das gedruckte Papier ist damit, ohne dass Ellis es so bestätigen wollte, die Daseinsberechtigung nahezu abhanden gekommen. Lediglich die Hoteltipps, die lange nicht den Einfluss in der Branche haben, wie die Restaurant-Bewertungen, werden nicht im Internet zur Verfügung stehen.
Die Führer stünden im Umbruch und noch gäbe es ähnlich wie bei Zeitungen keine endgültigen Antworten, wie das Geld künftig verdient werden könne. Doch der Wandel der Mediennutzung zwinge auch den Michelin dazu, sich den neuen Gewohnheiten der Gäste zuzuwenden. Neben dem Portal stehen auch für Mobiltelefone Apps zur Verfügung - für iPhone und Android. Wer hingegen ein Blackberry nutzt hat Pech. Oder kauft das Buch.