Die Güterbahn der Deutschen Bahn steht vor einer historischen Zäsur. Ein Gutachten für den Konzern empfiehlt einen radikalen Neuanfang für den Einzelwagenverkehr (EV), bei dem Güterzüge aus einzelnen Waggons durch Rangiermanöver zusammengesetzt werden. Diese Art der Zugzusammenstellung sei teuer und komplex, das Segment „seit Jahren defizitär“, heißt es in dem Bericht, der der WirtschaftsWoche vorliegt.
Die externen Gutachter schlagen zwei Lösungsszenarien vor, die letztlich auf Subventionen oder auf Personalabbau hinauslaufen. Option eins: Der EV werde weiterentwickelt, „unterstützt durch Fördermaßnahmen“ des Staates. Option zwei: Der EV fokussiere sich auf einen „wirtschaftlichen Kern“. Nötig seien dann eine „deutlich“ schlankere Organisation und höhere Produktivität. Wachstum sei nur „punktuell“ möglich.
Die große Koalition hatte für den Geschäftsbereich auf einen Prüfauftrag gedrängt, „wie Einzelwagenverkehre wirtschaftlich betrieben werden können“. Dem ist die Bahn nachgekommen. Entweder müsste der Staat nun zig Millionen zuschießen oder auf volkswirtschaftlichen Nutzen verzichten. Der Einzelwagenverkehr sei „wichtig für die deutsche Wirtschaft“, heißt es in dem Gutachten weiter, er sei „das Rückgrat des europäischen Schienengüterverkehrs“. Die Bahn bestätigt den Inhalt des Gutachtens, das „zunächst von uns intern bewertet“ und mit der Politik diskutiert werde. Das EV-Segment steht für rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz und damit fast ein Drittel des Geschäfts von DB Cargo. Interne Zahlen, die der WirtschaftsWoche vorliegen, belegen, dass die Verluste dramatisch steigen. 2014 lag der kalkulatorische Verlust des Einzelwagenverkehrs bei 98 Millionen Euro, 2018 bei 211 Millionen Euro.