Gerade erst fusionierten die beiden größten Chinesischen Reedereien. Aus Cosco und China Shipping wird China Cosco Shipping Cooperation (Coscocs). An den Marktanteilen gemessen, belegt das neue Unternehmen auf Rang vier der größten Reedereien.
Wenige Wochen vorher gab die französische Reederei CMA CGM bekannt, dass sie für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro die kriselnde Neptune Orient Lines (NOL) übernehmen werde.
»Größe ist wichtiger denn je«, erklärte Rodolphe Saadé, die Nummer zwei bei der französischen CMA CGM. Damit stärken die Franzosen ihre Position als Dritter in der Weltrangliste.
Für Hapag-Lloyd ist das schon deshalb ärgerlich, weil die Hamburger eine Vergangenheit mit der singapurischen NOL haben. 2008, im ersten Jahr der Krise, wollten die Asiaten den deutschen Konkurrenten aufkaufen. Die Stadt Hamburg und der Großspediteur Klaus-Michael Kühne verhinderten das, weil sie sich selbst für Milliardenbeträge bei Hapag-Lloyd einkauften.
Einflussreiche Großaktionäre
Klaus-Michael Kühne hat seine Milliarden mit seinem Speditionsriesen Kühne und Nagel verdient. Der gebürtige Hamburger ist in der Finanzkrise als Retter bei Hapag-Lloyd eingestiegen, vor dem Börsengang hielt er 20,8 Prozent. Beim Börsengang kaufte er noch mal Aktien im Wert von 27,5 Millionen Euro. Kühne hat sich mit der Stadt Hamburg und CSAV zu einem Aktionärspool zusammengeschlossen. Die drei Großaktionäre haben sich verpflichtet, in den nächsten Jahren gemeinsam die Mehrheit an Hapag-Lloyd zu halten.
Andronico Luksic Craig wurde durch die Fusion der chilenischen Reederei CSAV mit Hapag-Lloyd zum größten Aktionär der Reederei. Der Chilene stammt aus einer der reichsten Familien Südamerikas. Über seine Holding Quienco kontrolliert er CSAV, denen vor dem Börsengang 34 Prozent der Hamburger Reederei gehörten. CSAV hat im Rahmen des Börsengangs weitere Aktien für 27,5 Millionen Euro gekauft.
Die Stadt Hamburg hielt vor dem Börsengang 23,2 Prozent der Anteile an Hapag-Lloyd. Die Stadt sprang der traditionsreichen Reederei in der Krise bei und hat sich verpflichtet, einer der Ankeraktionäre zu bleiben.
Das Reiseunternehmen Tui war bis 2008 Alleineigentümer von Hapag-Lloyd. Der Reiseriese will sich aber von seinen Anteilen an der Reederei trennen und hat deshalb auch auf den Börsengang gedrängt. Vorher gehörten dem Unternehmen rund 14 Prozent der Anteile, von denen sich Tui aber nun zum Teil trennen will. Tui ist außerdem Eigentümer der Kreuzfahrtlinie Hapag-Lloyd, die mittlerweile aber nichts mehr mit der Reederei zu tun hat.
Zumindest Klaus-Michael Kühne hätte es den Asiaten gerne heimgezahlt und die nun kriselnde NOL selbst gekauft. Doch damit kam Kühne bei den anderen Aktionären nicht durch. Die Übernahme hätte eine erhebliche finanzielle Belastung dargestellt - vor allem nach der gerade erst erfolgten Übernahme der chilenischen CSAV.
Der Zeitpunkt stimmte nicht. Doch der Druck, sich weiter zu vergrößern, bleibt. »Es wäre für uns hilfreich, noch größer zu sein«, sagte Habben Jansen selbst bei einem Journalisten-Gespräch im Januar. »Wir sind offen für Möglichkeiten.«
Er weiß, in der Schifffahrt gilt: Die Größten haben die größten Vorteile. Die Branchenriesen haben Skalenvorteile beim Spriteinkauf, bei der Wartungen und dem Einsatz ihrer Schiffe. Während sie ihre Flotten weltweit flexibel einsetzen können, müssen Reedereien mit weniger Schiffen genauer überlegen, welches sie wohin schicken.