Auch die „Big Four“ der Wirtschaftsprüfer, PricewaterhouseCoopers (PwC), Deloitte, KPMG und Ernst & Young (E&Y), kämpfen mit dem Strukturwandel. „Die großen, international interessanten Prüfmandate sind zwar lukrativ, aber mehr oder weniger verteilt“, sagt Experte Fink, „Neugeschäft kommt kaum dazu, der Markt stagniert.“
Die Big Four suchen also dringend nach Investitionsmöglichkeiten, die mehr Ertrag und Wachstum bringen. „Die sieben bis acht Prozent Wachstum, die das Beratungsgeschäft bietet, sind eine durchaus attraktive Perspektive“, sagt Fink.
Da liegt es nahe, wenn sich Prüfer und Berater zusammenzutun. „Prüfnahe Beratungsleistungen“, also etwa steuer- und wirtschaftsrechtliche Beratung, bieten die Prüfer ihren Kunden schon länger an, einige haben bereits eigene Strategieabteilungen, die sie ausbauen wollen.
Am einfachsten geht das, wenn sie bei Strategieberatern Teams abwerben oder sich ganze Beratungshäuser einverleiben. Deloitte hat sich nach dem missglückten Anlauf bei Berger die mittelgroße Strategieberatung Monitor gekauft, KPMG den Lieferkettenspezialisten Brainnet, Booz die Beratung Management Engineers.
Insider wissen, dass etliche andere Beratungen aus der mittleren Reihe zum Verkauf stehen oder selbst nach Fusionspartnern suchen, um auf eine kritische Größe zu kommen: A. T. Kearney und der Einkaufspezialist Kerkhoff Consulting sollen dazugehören. Und über Booz gibt es hartnäckige Gerüchte, Accenture sei an einer Übernahme interessiert.
Die Prüfer mit ihren engen Beziehungen zu langjährigen Großkunden können den Beratern Türen öffnen oder Kunden zuschanzen. Allerdings liegt bei „Professional Services“, zu denen auch Beratungsleistungen gehören, das Risiko, dass eine Fusion scheitert, bei 1:15, so eine Bain-Studie. „Die Kulturen von Prüfern und klassischen Beratungshäusern sind zu unterschiedlich, als dass sie unter einem Dach existieren könnten“, sagte Holger Otte, Deutschland-Chef des weltweit fünftgrößten Wirtschaftsprüfers BDO, kürzlich der WirtschaftsWoche (Heft 30/2013). Salopper formuliert es ein Insider, der beide Seiten gut kennt: „Berater sind Schnelldenker, Wirtschaftsprüfer eher schwerfällig, das gehört bei denen zur Unternehmenskultur.“