Hauptversammlung beim ADAC Kippt die ADAC-Basis die Sparpläne für die Motorwelt?

ADAC Motorwelt Quelle: imago images

Die ADAC-Zentrale will Europas größtes Magazin aus Kostengründen abgeben und den Postversand einsparen. Doch ein Antrag für die Hauptversammlung am Wochenende könnte die Pläne durchkreuzen.

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Die Zukunft der ADAC-Motorwelt sorgt für Streit auf der Hauptversammlung von Deutschlands größtem Verein am kommenden Sonnabend. Die Münchner Vereinszentrale will das Vereinsheft, mit einer Auflage von 13,5 Millionen Exemplaren größtes Magazin Europas, aus Kostengründen an einen externen Verlag abgeben und nicht mehr per Post zustellen. Mitglieder sollen sich das Heft in Zukunft selbst abholen. Doch das will Günther Bolich, 1. Vorsitzender des ADAC-Regionalclubs Nordbaden und Mitglied des Verwaltungsrats des ADAC, verhindern – mit einem Antrag, über den die 200 Delegierten des 21-Millionen-Mitglieder-Vereins am Sonnabend abstimmen sollen.

„Ich möchte mit meinem Antrag erreichen, dass die Motorwelt weiterhin per Post oder einem anderen Zustelldienst zu den Mitgliedern nach Hause kommt“, sagte Bolich der WirtschaftsWoche. „Ich möchte nicht, dass die Mitglieder die Zeitschrift irgendwo abholen müssen.“ Die Motorwelt sei das „Bindeglied zu unseren Mitgliedern“, so Bolich. Die Zustellung nach Hause sei eine Wertschätzung ihnen gegenüber, vor allem ältere Menschen wollten sich das Heft nicht anderswo abholen und auch nicht digital lesen, sondern weiterhin auf Papier.

Günther Bolich, Vorsitzender des ADAC Nordbaden, will erreichen, dass das Club-Magazin Motorwelt weiter zugestellt wird. Quelle: ADAC

Wieder einmal heißt es ADAC gegen ADAC. Im Februar hatte die WirtschaftsWoche vermeldet, dass fünf Regionalclubs (darunter auch der ADAC Nordbaden von Günther Bolich) die eigene Vereinszentrale vor dem Landgericht München verklagen , es geht um den Anteil der Regionalclubs an der Versicherungssteuer, die der Club zahlen muss. Für Unruhe sorgt weiterhin die Aufspaltung des ADAC in die drei Säulen Verein, SE (kommerzielle Aktivitäten) und Stiftung, die Stellenstreichungen zur Folge hatten. ADAC-Präsident August Markl wollte den Verein in die Zukunft führen, doch wie diese aussieht, ist unklar. Was der ADAC nun eigentlich sein will – ein Auto-Lobbyverband, ein Mobilitätsdienstleister oder gar ein Helfer in allen Lebenslagen – ist bei den Funktionären und Mitgliedern umstritten. Bezeichnend ist, dass Pläne für eine Mitgliedschaft für Menschen, die gar kein Auto haben, für große Unruhe gesorgt hat.

Millionenfacher Verlustbringer

Diese Themen werden auf der Hauptversammlung am Nürburgring anklingen. Jetzt kommt auch noch das Thema Motorwelt dazu. Auch wenn viele Mitglieder das Heft ungelesen wegwerfen – es gibt viele treue Anhänger: Für die einen ist das Magazin ein auflagenstarkes Lobby-Organ gegenüber der Politik, für andere ein Verbrauchermagazin, für andere eine Vereinspostille.

Für die Manager des ADAC ist das Heft vor allem ein Verlustbringer: 90 Millionen Euro kostete die Motorwelt im Jahr – nur 30 Millionen kamen durch Anzeigen in die Kasse. Allein für die Zustellung per Post musste der ADAC jährlich 50 Millionen Euro zahlen.

Im vergangenen Jahr zog der Verein die Notbremse und beschloss, die Motorwelt an einen externen Verlag auszulagern. Die Verlage Burda und Axel Springer bewarben sich um den Auftrag im Volumen von bis zu 20 Millionen Euro jährlich, nach Informationen der WirtschaftsWoche ist Burda seit Mitte März der Favorit.

Die Pläne sind schon recht weit: Bis Ende dieses Jahres soll das Heft den Vereinsmitgliedern noch monatlich zugestellt werden und ab 2020 nur noch drei- bis viermal im Jahr erscheinen. Die Auflage soll in diesem Zuge radikal schrumpfen – von derzeit 13,5 auf rund fünf Millionen Exemplare. Den teuren Postversand will sich die Münchner ADAC-Zentrale sparen – und das Heft auslegen lassen. Nicht nur in ADAC-Geschäftsstellen. Der Burda-Verlag soll den ADAC vor allem damit überzeugt haben, dass er die Hefte in Supermärkten auslegen will.

Doch genau das will ADAC-Funktionär Günther Bolich mit seinem Antrag verhindern. Hat er Erfolg, so verpufft einer der größten Kostenspar-Effekte des ADAC: Bleibt es bei der Postzustellung, dürfte es wohl auch mit der Reduzierung der Auflage nichts werden, die Einsparungen beim Versand fänden nicht statt. Kurzum: Die ADAC-Zentrale hätte mit der Motorwelt weiterhin ein Millionen-Problem. Dass der Deal mit Burda nicht schon längst verkündet worden ist, soll auch daran liegen, dass die Münchner Zentrale die Abstimmung über Bolichs Antrag erst mal abwarten will – man weiß ja nie, was auf so einer Hauptversammlung passiert. Ein ADAC-Sprecher wollte den Antrag aus Nordbaden auf Anfrage nicht kommentieren.

Günther Bolich ist optimistisch, dass sein Antrag Erfolg hat. „Ich wünsche mir, dass mein Antrag mehr als 50 Prozent erhält und die Vernunft siegt. Es ist im Sinne der Mitglieder.“ Er habe sich vorher mit vielen Mitstreitern abgestimmt, die seinen Antrag unterstützen wollen. Ihm könnte helfen, dass die Delegierten nicht wie früher per Handzeichen abstimmen, sondern geheim und elektronisch. So mancher Frust über den ADAC im Allgemeinen könnte also mit in das Abstimmungsergebnis einfließen.

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