Weshalb haben Sie Heftig.co in sozialen Netzwerken gestartet?
Glöß: Weil wir beweisen wollten, dass man auch ohne Google und Suchmaschinenoptimierung eine stark besuchte Internet-Seite aufbauen kann. Das ist ja aktuell in der Feuilleton-Debatte um die Marktmacht von Google ein riesiges Thema. Die Frage lautet doch: Gibt es jenseits von Google digitale Content-Formate und lukrative Geschäftsmodelle, die ohne Google funktionieren. Wir haben mit Heftig.co bewiesen, dass es sogar komplett ohne Google geht. Der gesamte Traffic kommt bei uns von Facebook!
Wollen Sie auch Twitter oder Google+ bespielen?
Schilling: Nein, nur Facebook. Mit den anderen Plattformen haben wir uns nicht sonderlich beschäftigt. Es ist ja auch nicht viel los bei Google+, das wird vor allem für Hangout-Videokonferenzen genutzt. Twitter wiederum hat nicht die Zielgruppe, die wir ansprechen wollen – das ist eher eine kleine Avantgarde.
Warum betrieben Sie diese Geheimniskrämerei zum Start und haben Ihre Identität bis zum vergangenen Dienstag verschwiegen und Ihren Sitz ins südamerikanische Belize gelegt?
Schilling: Wir konnten den enormen Erfolg nicht absehen und hatten ursprünglich ein Experiment vor. Wir wollten in einer diskreten Nische einen Prototyp bauen, ohne dass die Leute mit dem Finger auf uns zeigen. Deshalb sind wir in Belize gelandet, was aber eher Zufall war. Das machen übrigens sehr viele Start-ups so, weil man ja bei uns in Deutschland nicht dabei beobachtet werden will, wenn’s dann doch in die Hose geht. Aber jetzt ist unser Format ausgereift, jetzt kommt der öffentliche Roll-out.
Wie haben Sie Heftig.co finanziert?
Schilling: Bisher haben wir uns aus Eigenmitteln finanziert, und wir haben mit ganz wenig Google-Werbung auf unserer Web-Site experimentiert. Werbung war bisher ein sensibles Thema, denn wir wollten erst einmal die Qualität, also die Reichweite unserer Geschichten, optimieren, nicht die Vermarktung. Das ist jetzt der nächste Schritt nach unserer Öffnung.
Was genau planen Sie da?
Glöß: Wir verhandeln aktuell mit Online-Vermarktern, um das Geschäft mit der Online-Werbung zu professionalisieren – aber langsam und behutsam. Die Werbung muss zu Heftig.co passen, sonst verliert die Seite ihre Authentizität. Unsere Nutzer sind da sicher sehr sensibel. Da muss man aus Gründen der Glaubwürdigkeit sicher auch manches Mal Geld liegen lassen. Da werden wir experimentieren müssen. Mit Versuch und Irrtum, so wie wir das mit dem Inhalt ja auch gemacht haben und weiter machen. Wir sind schon sehr gespannt, welche innovativen Werbeformate da entstehen könnten, und laden alle Kreativen ein, darüber nachzudenken.