Heftig.co-Gründer Glöß und Schilling "Wir klauen nicht, wir kuratieren"

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"Es ist ja auch nicht viel los bei Google+"

Heftig.co lockt mit Tiervideos und Herz-Schmerz-Geschichten Nutzer von Twitter und Facebook. Lange war fraglich, wer hinter der Webseite steckt - bis jetzt.
von Peter Steinkirchner, Michael Kroker

Weshalb haben Sie Heftig.co in sozialen Netzwerken gestartet?

Glöß: Weil wir beweisen wollten, dass man auch ohne Google und Suchmaschinenoptimierung eine stark besuchte Internet-Seite aufbauen kann. Das ist ja aktuell in der Feuilleton-Debatte um die Marktmacht von Google ein riesiges Thema. Die Frage lautet doch: Gibt es jenseits von Google digitale Content-Formate und lukrative Geschäftsmodelle, die ohne Google funktionieren. Wir haben mit Heftig.co bewiesen, dass es sogar komplett ohne Google geht. Der gesamte Traffic kommt bei uns von Facebook!

Wollen Sie auch Twitter oder Google+ bespielen?

Schilling: Nein, nur Facebook. Mit den anderen Plattformen haben wir uns nicht sonderlich beschäftigt. Es ist ja auch nicht viel los bei Google+, das wird vor allem für Hangout-Videokonferenzen genutzt. Twitter wiederum hat nicht die Zielgruppe, die wir ansprechen wollen – das ist eher eine kleine Avantgarde.

Warum betrieben Sie diese Geheimniskrämerei zum Start und haben Ihre Identität bis zum vergangenen Dienstag verschwiegen und Ihren Sitz ins südamerikanische Belize gelegt?

Schilling: Wir konnten den enormen Erfolg nicht absehen und hatten ursprünglich ein Experiment vor. Wir wollten in einer diskreten Nische einen Prototyp bauen, ohne dass die Leute mit dem Finger auf uns zeigen. Deshalb sind wir in Belize gelandet, was aber eher Zufall war. Das machen übrigens sehr viele Start-ups so, weil man ja bei uns in Deutschland nicht dabei beobachtet werden will, wenn’s dann doch in die Hose geht. Aber jetzt ist unser Format ausgereift, jetzt kommt der öffentliche Roll-out.

Das sind Deutschlands Internetriesen
Platz 10: YouTubeUmsatz 2013: 147 Millionen Euro*Der Video-Kanal schafft es mit zwei Millionen Euro Umsatz Vorsprung auf den elftplatzierten Mobile.de gerade noch in die Top Ten. Diese zehn größten Internetunternehmen generieren gemeinsam bereits 42 Prozent des gesamten Marktumsatzes der Top 1000. Dabei sind Film, Video & TV-Anbieter absoluter Vorreiter beim mobilen Traffic. Fast 56 Prozent der Visits kommen hier von mobilen Endgeräten. Zweitstärkstes Segment mit weitem Abstand sind Nachrichten mit 30,6 Prozent.Quelle: Statista 1000 Top-Internetunternehmen in Deutschland: Die Marktanalyse von Statista erfasst erstmals wesentliche Teile der Netto-B2C Wertschöpfung aus werbefinanzierten Angeboten, bezahlten digitalen Inhalten und Services auf Anbieterebene und bildet auf dieser Basis ein Umsatzranking der 1000 größten digitalen Anbieter ab. Im Vorfeld wurden hierzu mehrere tausend Websites auf ihre Relevanz untersucht. Quelle: dpa
Platz 9: Immoscout 24Umsatz 2013: 155 Millionen EuroSuchportale wie der Wohnungs- und Immobilienvermittler Immoscout, Reise-Vermittler, Kleinanzeigen und digitale Güter von Generalisten sowie Preisvergleiche, treiben den Markt und generieren 66 Prozent des erfassten Gesamtmarktvolumens. Quelle: Screenshot
Platz 8: Google PlayUmsatz 2013: 155,6 Millionen EuroMit iTunes, GooglePlay und YouTube bestimmen drei internationale Player das Spielfeld „Digitale Güter“. Das Segment Film, Video & TV (23 Prozent) wird von Senderablegern sowie internationalen Anbietern beherrscht, die verstärkt in den Markt drängen (z. B. Lovefilm, Watchever). Quelle: AP
Platz 7: Check24Umsatz 2013: 157 Millionen EuroVergleichsportale zählen zu den beliebtesten Inhalten im deutschen Internet. Mit 18,9 Prozent legt das Segment „Digitale Güter“ das stärkste jährliche Wachstum seit 2011 vor, gefolgt von digitalen Services mit 11,1 Prozent sowie den digitalen Content-Angeboten mit 8,9 Prozent. Quelle: Screenshot
Platz 6: bwinUmsatz 2013: 169,1 Millionen EuroBwin ist Deutschlands führender Anbieter von Sportwetten und Online-Gaming. Das Unternehmen wurde 1999 unter dem Firmennamen Simon Bold (Gibraltar) Ltd. gegründet und 2001 von der in Wien ansässigen, börsennotierten bwin Interactive Entertainment AG zu 100 Prozent erworben. Nach einer Fusion mit PartyGaming Plc im März 2011, ist dieses Unternehmen jetzt Teil der bwin.party Gruppe. Das Mutterunternehmen der Gruppe ist bwin.party digital entertainment plc, ein in Gibraltar registriertes und an der Londoner Börse notiertes Unternehmen. Quelle: dpa
Platz 5: Booking.comUmsatz 2013: 189,1 Millionen EuroBei Booking.com handelt es sich um ein ursprünglich niederländisches Reiseportal, das 1996 auf den Markt kam und seither wächst und wächst. Die deutschen Anbieter digitaler Dienstleitungen erwirtschaften nur 13 Prozent des Umsatzes der Top Ten des Segments Digitale Services. Quelle: Screenshot
Platz 4: FacebookUmsatz 2013: 228 Millionen EuroDas von Mark Zuckerberg erdachte soziale Netzwerk gehört zu den absoluten Riesen im Internet mit derzeit rund 1,2 Milliarden Mitgliedern. Quelle: dpa

Wie haben Sie Heftig.co finanziert?

Schilling: Bisher haben wir uns aus Eigenmitteln finanziert, und wir haben mit ganz wenig Google-Werbung auf unserer Web-Site experimentiert. Werbung war bisher ein sensibles Thema, denn wir wollten erst einmal die Qualität, also die Reichweite unserer Geschichten, optimieren, nicht die Vermarktung. Das ist jetzt der nächste Schritt nach unserer Öffnung.

Was genau planen Sie da?

Glöß: Wir verhandeln aktuell mit Online-Vermarktern, um das Geschäft mit der Online-Werbung zu professionalisieren – aber langsam und behutsam. Die Werbung muss zu Heftig.co passen, sonst verliert die Seite ihre Authentizität. Unsere Nutzer sind da sicher sehr sensibel. Da muss man aus Gründen der Glaubwürdigkeit sicher auch manches Mal Geld liegen lassen. Da werden wir experimentieren müssen. Mit Versuch und Irrtum, so wie wir das mit dem Inhalt ja auch gemacht haben und weiter machen. Wir sind schon sehr gespannt, welche innovativen Werbeformate da entstehen könnten, und laden alle Kreativen ein, darüber nachzudenken.

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