Henkel Kosmetik Wer beerbt Hans Van Bylen?

Henkel ließ blitzschnell Hans Van Bylen auf Kasper Rorstedt an der Konzernspitze folgen. Doch wer übernimmt nun die milliardenschwere Kosmetiksparte? Diese Kandidaten haben die besten Chancen.

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Henkel: Wer folgt auf Hans Van Bylen? Quelle: dpa

Der börsennotierte Familienkonzern Henkel war stets dafür bekannt, Vorstandsposten besonnen und lange im Voraus zu besetzen. Nicht selten gab es Übergangszeiten von sechs Monaten bis zur Staffelübergabe. Doch mit dieser Tradition hat der Konzern gebrochen.

Schuld ist der überraschende Weggang von Henkel-Chef Kasper Rorsted, der Ende April zu Adidas wechselt. Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah präsentierte mit Kosmetikvorstand Hans Van Bylen zwar noch am Tag, an dem die Personalie bekannt wurde, einen Nachfolger.

Doch die Überraschung über den vorzeitigen Weggang Rorsteds war offenbar so groß, dass es heute unklar ist, wer Van Bylen an der Spitze der rund 3,5 Milliarden Euro Umsatz schweren Kosmetiksparte (Topmarke: Schwarzkopf) ersetzt. Im Konzern laufen nun die Wetten, auf wen die Wahl fällt.

Zumindest eine Vorentscheidung ist getroffen. Wie die WirtschaftsWoche erfuhr, favorisieren die Henkel-Erben unter der Leitung von Bagel-Trah Kandidaten aus dem Unternehmen. „Nach dem Wirbel um Rorsted wird es eine interne, unspektakuläre Lösung geben“, ist ein Kosmetikmanager überzeugt.

Erhöht Henkel die Frauenquote?

Vor diesem Hintergrund könnte es für die Gesellschafter verlockend sein, die maue Frauenquote im Vorstand zu erhöhen, heißt es aus dem Unternehmen. Mit Personalchefin Katrin Menges sitzt in der sechsköpfigen Leitung des Düsseldorfer Waschmittel-,Kosmetik- und Klebstoffkonzerns bisher nur eine Frau. Heißeste Kandidatinnen für den bald vakanten Kosmetikchefsessel sind drei Frauen aus dem rund 30-köpfigen Managementgremium unterhalb des Vorstands, im Henkel-Jargon „Führungskreis 0“ genannt.

Kosmetikchef Henkel

So kann sich etwa Sylvie Nicol Hoffnungen auf höchste Weihen machen. Sie gilt als Lieblingsschülerin des designierten Henkel-Chefs Van Bylen. Die 43-jährige Französin leitet das Kosmetikgeschäft in Europa und den Vertrieb weltweit.

Allerdings müsste sie ihre Landsfrau Marie-Eve Schröder ausstechen. Die 45-Jährige, die das Einzelhandelsgeschäft von Henkel mit Haar-, Körper-, Haut- und Mundpflegemitteln leitet, gilt als ausgewiesene Kosmetikexpertin und kennt aus ihrer Zeit bei Wella und Procter & Gamble bis 2007 zwei wichtige Henkel-Wettbewerber genau.

Dritte Kandidatin aus dem „Führungskreis 0“ ist die Hongkong-Chinesin Michelle Cheung, die zurzeit das Kosmetikgeschäft in Asien und das Einzelhandelsgeschäft mit Kosmetik in Lateinamerika, Afrika und Nahost lenkt.

Kosmetikriesen: Henkel und Procter & Gamble im Vergleich

Allerdings ist die 49-Jährige nicht wie die Französin Nicol ein Zögling des künftigen Henkel-Chefs Van Bylen, sondern des scheidenden Konzernlenkers Rorsted. Der ermöglichte der studierten Ökonomin, die seit 18 Jahren für Henkel arbeitet, den Aufstieg von der Controllerin beim Schweizer Pharmakonzern Ciba-Geigy in Hongkong zur Chefin über das Henkel-Kosmetikgeschäft in ganz Asien.

Ob die Gunst Rorsteds ihr nun möglicherweise schadet, ist eines der Gesprächsthemen in der Zentrale.

Der männliche Konkurrent: Jens-Martin Schwärzler

Fürchten müssen die drei Damen vor allem einen männlichen Konkurrenten: Jens-Martin Schwärzler. Den hatte Rorsted als Nordamerikachef nach Scottsdale im US-Staat Arizona beordert, um den Erlös- und Ergebnisschwund in Henkels größtem Auslandsmarkt zu stoppen.

Um dies zu erreichen, brachte der 52-jährige Ökonom 2015 erstmals Persil und Schwarzkopf in die Regale US-amerikanischer Supermarktketten. Das verhinderte zumindest vorübergehend einen weiteren Absatzrückgang.

Der Deutsche ist für die drei Frauen deshalb gefährlich, weil er so ziemlich alles mitbringt, was in der Vergangenheit einen Vorstand bei Henkel auszeichnete: Er ist durch und durch Henkelaner, ein Vierteljahrhundert im Konzern und auch Mitglied im „Führungkreis 0“. Zudem kennt er sich sowohl mit Pril und Persil als auch mit Schwarzkopf und Fa aus.

von Peter Steinkirchner, Mario Brück

Tina Müller bleibt wohl bei Opel

Anfängliche Gerüchte, Schwärzlers zeitweilige Vorgängerin Tina Müller könnte zu Henkel zurückkehren und Kosmetikchefin werden, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Die heute 47-Jährige hatte sich Hoffnung auf die Leitung der Kosmetiksparte gemacht, jedoch gegenüber Van Bylen den Kürzeren gezogen und Henkel verlassen. Seit 2013 ist sie Marketingchefin im Vorstand bei Opel.

Möglich ist auch noch eine ganz andere Lösung: Die Zusammenlegung der Kosmetik- mit der Waschmittelsparte unter deren Vorstand Bruno Piacenza. Diskutiert wird darüber bei Henkel schon seit Jahren.

Der scheidende Konzernchef Rorsted hat die Voraussetzungen dafür geschaffen. Er legte Arbeiten wie Rechnungstellung oder Gehaltsabrechnungen, die in allen Sparten gleich sind, zusammen und lagerte sie in sogenannte Shared Service Center aus. Als Nächstes werden nun auch Einkauf und Logistik konzernweit gebündelt und auf eine eigene Gesellschaft mit Sitz in Amsterdam übertragen.

Christian Weiz, Analyst bei der Baader Bank in München, hält die Verschmelzung von Waschmittel und Shampoo allerdings für wenig sinnvoll. „Dafür sind die Produkte und die Handelskunden einfach zu unterschiedlich“, sagt er. Und sollte sich die Familie Henkel einmal von der Kosmetik trennen wollen, weil sie im Wettbewerb mit Giganten wie L’Oréal oder Coty ins Hintertreffen gerät, müsste die Sparte aufwendig aus dem Verbund herausgelöst werden.

Henkel selbst will sich zu der Nachfolge-Personalie nicht äußern.

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