Bereits seit 2008 ist Werner Gegenbauer Präsident des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Zuletzt stand er jedoch gewaltig unter Druck. Ein Grund dafür: ein prominenter Geldgeber des Vereins. Im Sommer 2019 hatte sich der Investor Lars Windhorst bereit erklärt, rund 350 Millionen Euro in den Hauptstadt-Club zu investieren. Das Geld floss dann später in mehreren Etappen. Allerdings kamen die Zahlungen nicht immer pünktlich. Im Gegenzug erhielt Windhorst die Mehrheit an der, in eine Kommanditgesellschaft ausgelagerten, Profiabteilung des Vereins. Windhorst wollte aus dem Hauptstadt-Club eine internationale Größe im Fußballgeschäft machen. Seine Anteile sollten so wertvoller werden. Zeitweise stand sogar zur Debatte, die Kommanditgesellschaft perspektivisch an die Börse zu bringen.
Zwischen Windhorst und der Vereinsführung kam es jedoch mit der Zeit zu Unstimmigkeiten. Zum einen blieb der sportliche Erfolg aus. Statt sich für internationale Wettbewerbe zu qualifizieren, spielte Hertha gegen den Abstieg. In dieser Saison sicherte Hertha den Klassenerhalt erst im zweiten Relegationsspiel am Abend gegen den HSV.
Windhorsts Investment verpuffte. Seine Anteile wurden eher weniger als mehr wert. Der Investor machte die Vereinsspitze um Gegenbauer für die Misere verantwortlich. „Ich bin ganz klar gegen die Spitze des Präsidiums und seiner Gefolgsleute“, sagte Windhorst kürzlich. „Es ist jetzt höchste Eisenbahn, dass wir das Ruder rumreißen. Ich setze auf die positiven Effekte eines Neustarts und diesen Neustart brauchen wir auch an der Spitze“, erklärte er. Gegenbauer sollte zurücktreten.
Die Vereinsspitze reagierte auf Windhorsts Angriffe zunächst nicht, kündigte aber an, sich zum Saisonende zu äußern. Als erster antwortete nun Gegenbauer – in Form seines Rücktritts. Bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai wird er nicht erneut kandidieren. Entsprechende Informationen aus Hertha-Kreisen bestätigte Gegenbauer auf Nachfrage der WirtschaftsWoche.
Es soll allerdings nicht nur wegen des sportlichen Misserfolgs zu Unstimmigkeiten gekommen sein. Vielmehr soll es zwischen den Parteien unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben haben, in welchem Ausmaß Windhorst Einfluss bei den Berlinern zu gewähren ist. Der Investor hält zwar die Mehrheit der Aktien an der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft. Im Aufsichtsrat ist seine Fraktion aber in der Minderheit. Zudem werden die Geschäfte der Kommanditgesellschaft zu 100% von einer GmbH geführt, die dem Verein gehört. Genau genommen hat Windhorst auf das Tagesgeschäft also kaum Einfluss. Obwohl die Regeln bekannt sind, soll Windhorst dafür nur bedingt Verständnis aufgebracht haben, heißt es intern.
Wie weit der Streit zuletzt eskaliert war, lässt sich an Windhorsts Aussage ablesen, er könne nicht nachvollziehen, wohin sein Geld geflossen sei. Der Investor sagte kürzlich: „Wir haben der Finanzführung eine Reihe von Fragen gestellt, um genau zu verstehen, was mit dem Geld passiert ist. Bisher haben wir keine ausreichenden Antworten bekommen.“ Das ist ein schwerwiegender Vorwurf, der zudem erklärungsbedürftig ist. So saß Windhorst etwa im Hertha-Beirat. Das Gremium muss alle wesentlichen Ausgaben der Kommanditgesellschaft genehmigen.
Zudem soll in dem Vertrag mit Windhorst ein regelmäßiges Reporting vereinbart gewesen sein, an das sich die Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auch gehalten haben sollen. Darüber hinaus lässt sich der Werdegang zumindest für einen bedeutenden Teil der Mittel auch ohne interne Informationen nachvollziehen: So wurden etwa Schulden getilgt und das Eigenkapital erhöht. Wegen Corona gab es zudem zwei Jahre lang keine Einnahmen aus dem Stadionbetrieb. Bedeutende Summen flossen auch in neue Spieler, die jedoch keinen Erfolg brachten.
Hertha könnte also gut eine weitere Finanzspritze gebrauchen. Windhorst hat angedeutet, dem Verein weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, sofern Gegenbauer zurücktritt. Der Präsident hat die Bedingungen hierfür nun geschaffen. Innerhalb des Vereins wird allerdings damit gerechnet, dass Windhorst nur dann noch einmal Geld gibt, wenn er im Gegenzug mehr Einfluss erhält.
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