HHLA Aktionäre skeptisch gegenüber neuer Chefin

Schwaches Wachstum und immer weniger Container: Die HHLA, Hamburgs größtes Hafenunternehmen, hat Probleme. Als zukünftige Vorstandsvorsitzende soll Angela Titzrath sie lösen. Doch der Chefwechsel gestaltet sich auf der Hauptversammlung schwieriger als gedacht.

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Der HHLA Containerterminal Tollerort Quelle: dpa

Noch ist Angela Titzrath nicht im Amt, einen Ehrenplatz auf der Hauptversammlung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat sie trotzdem: Die Managerin sitzt in der ersten Reihe. Sie ist gekommen, um sich den Aktionären als zukünftige Vorstandsvorsitzende vorzustellen. „Was ich mitbringe: Vorfreude, Begeisterung und Tatkraft“, spricht Titzrath schließlich ins Mikrofon. Doch von den Klein-Aktionären schlägt ihr nur Skepsis entgegen.

Für die HHLA war es ein schwieriges Jahr: Die Hafenarbeiter konnten nur 6,6 Millionen Standardcontainer umschlagen - 12,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch wenn alle Häfen an der Nordsee leiden, so viele Container wie die HHLA verlor kein Konkurrent. „Die Rückgänge sind dramatisch und schlecht“, mahnte Dirk Unrau, Aktionärsvertreter der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Man habe „keinen Rückenwind“ von der Weltwirtschaft gehabt, sagt Noch-Vorstandschef Klaus-Dieter Peters entschuldigend. Der Umsatz ging auf 1,14 Milliarden Euro zurück und auch der Gewinn vor Steuern (EBIT) sackte um 7 Prozent auf 156,5 Millionen Euro ein.

Gewinner und Verlierer der Containerschifffahrt

Kurz vor der Hauptversammlung kam dazu noch die nächste schlechte Nachricht: Die Entscheidung über die Elbvertiefung verzögert sich, erst ab Dezember will das Verwaltungsgericht in Leipzig darüber beraten. Den Aktienkurs drückte das erneut um über zwei Prozent nach unten. Das schadet vor allem der Stadt Hamburg: Mit beinahe 70 Prozent ist sie größte Aktionärin der HHLA, der Rest der Aktien befindet sich im Streubesitz.

Die Entwicklung macht es deutlicher denn je: Die HHLA braucht Veränderung und eine neue Perspektive. Zwar hat das Unternehmen unter Vorstandschef Peters den Zugverkehr stark ausgebaut, mittlerweile 360 Güterzüge schickt die HHLA jede Woche durch Europa. Aber das Geschäft kann den Rückgang im Containersegment noch nicht kompensieren. Und im Gegensatz zu anderen Hafenunternehmen hat die HHLA die Chance verpasst, sich auch im Ausland an Häfen zu beteiligen. Das Unternehmen braucht eine dritte Säule, fordern Analysten schon lange – und ein neues Gesicht an der Vorstandsspitze.

Angela Titzrath allerdings habe keine Hafenerfahrung, kritisieren die Aktionäre. Die 49-Jährige spricht sechs Sprachen, arbeitete für Daimler auf der ganzen Welt und ging dann als Personalvorstand zur Deutschen Post. Mit Logistik kenne sie sich daher aus, außerdem sei Titzrath eine „souveräne und starke Führungspersönlichkeit“, lobte Aufsichtsratschef Peer Witten. Viele Aktionäre überzeugte das nicht. „Einige Sorgenfalten habe ich auf der Stirn“, sagte Aktionärsvertreter Unrau. Sie solle doch erstmal eine Hafenrundfahrt machen, rät ein anderer.

Die größten Reedereien der Welt
Platz 10Mit einer einer Transportkapazität von knapp 600.000 TEU und einem Marktanteil von 2,8 Prozent hat es die taiwanesische Yang Ming Marine Transport Corp. in die Top 10 der weltweit größten Reedereien geschafft. Yang Ming ist mit 172 Niederlassungen in 73 Ländern vertreten und gehört damit zu den größten Transportunternehmen weltweit.Quelle: Alphaliner, Stand: Juni 2016 Quelle: dpa
Platz 10Die Orient Overseas Container Line, kurz OOCL, kann mehr als 570.000 Standardcontainer transportieren, ergibt eine Auswertung des Branchendienstes Alphaliner von Februar 2016. Das sind drei Prozent Weltmarktanteil. Damit landet das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Hongkong auf dem zehnten Platz der größten Reedereien der Welt.Quelle: Alphaliner, Stand: Februar 2016 Quelle: dpa
Platz 8Mit einem Transportvolumen von rund 625.000 geht die Reederei Hanjin Shipping auf dem achten Platz vor Anker. Das Unternehmen sitzt in Seoul und gehört mit weiteren Unternehmen wie der Fluggesellschaft Korean Air zur Hanjin Group. Die Schiffe von Hanjin fahren hauptsächlich zwischen Ostasien, Europa und der Westküste der USA. Mittlerweile ist Hanjin Shipping pleite. Quelle: AP
Platz 8Auf Rang Acht landet die Deutsche Reederei Hamburg Süd mit einer Kapazität von knapp 650.000 Standardcontainern. Das Unternehmen wurde 1871 von elf Hamburger Handelshäusern gegründet. Heute ist es im Besitz der Oetker-Gruppe. Quelle: dpa
Platz 5Auf Position fünf des Rankings: Die Reederei Hapag-Lloyd mit Sitz in Hamburg besitzt am 22. Februar 2016 dem Branchendienst Alphaliner zufolge eine Kapazität von 920.559 Standardcontainern. Das sind fast sechs Prozent Weltmarktanteil. Die tief gefallenen Ölpreise sorgten auch bei der größten Reederei Deutschlands für Probleme: Eine Gewinnwarnung des Weltmarktführers Møller-Maersk hatte im vergangenen Jahr den Börsengang erschwert. Die Hamburger mussten ihre Aktien billiger anbieten, um Investoren zu finden. Darunter litten auch die Großaktionäre - Tui, die Stadt Hamburg, und der Großspediteur Klaus Michael-Kühne. Quelle: AP
Platz 4Mit 927.428 Containern Kapazität schafft es Evergreen Line aus China auf Position vier. Damit hat Evergreen Hapag-Lloyd eingeholt. Die Schiffe der Flotte tragen übrigens alle auch den Zusatz „Ever“ im Namen. Quelle: REUTERS
Platz 4Durch die Fusion der China Ocean Shipping Company (COSCO) mit der China Shipping Container Lines (CSCL) ist Anfang des Jahres der Anbieter mit der weltweit größten hauseigenen Flotte im Reich der Mitte entstanden. Mit einem Transportvolumen von 1.573.498 und einem Marktanteil von 7,6% hat sich der neue chinesische Container-Riese auf Platz vier katapultiert. Quelle: dpa

Statt die neue Chefin zu beglückwünschen, ärgerten sich einige Aktionäre lieber über den Aufsichtsratsvorsitzenden Peer Witten. Der hatte den Abschied des scheidenden Vorstandschef Klaus-Dieter Peters nach 14 Jahren in seiner Rede kaum erwähnt. Es sei „ungehörig“, einen Vorstandsvorsitzenden nicht mit gebührenden Worten scheiden zu lassen, rügt Aktionärsvertreter Unrau. „Bravo“, ruft ein Aktionär aus der Menge. „Das finde ich nicht sehr hanseatisch“, schimpft Unrau. Das wohl schlimmste Urteil unter Hamburgern.

Der Aufsichtsratschef steht in der Kritik. Dass die HHLA nicht früher auf die stärkere Konkurrenz in der Nordsee reagiert hat, rechnen viele auch ihm an. „Aus unserer Sicht stellt sich die Frage, ob nicht auch an der Spitze des Aufsichtsrats eine Veränderung angezeigt wäre“, sagte der Hamburger Anwalt Dirk Helmke.

Angela Titzrath bekam davon allerdings nichts mehr mit. Sie verschwand nach ihrer Vorstellung von der Hauptversammlung. Aus Respekt vor ihrem Vorgänger, betonte Aufsichtsratschef Witten. Sechs weitere Monate steht Peters schließlich noch an der Unternehmensspitze. Er wird seiner Nachfolgerin ein Unternehmen mit vielen Baustellen hinterlassen.

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