Hidden Champions Deutsche Start-Ups erobern das Silicon Valley

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Millionenfinanzierungen

Technik in Deutschland und Marketing in den USA: Diese Arbeitsteilung ist häufig zu finden, vor allem aus Kostengründen. „Die Entwickler im Valley sind zwar teurer, aber nicht zwangsläufig besser“, sagt Bienert. Google oder Facebook etwa zahlen Uniabsolventen mehr als 100 000 Dollar. „Die Einstiegsgehälter haben verrückte Dimensionen angenommen“, findet auch Förderer Kanngiesser.

Auch die 65 Softwareentwickler von Ragnar Kruse sitzen in Hamburg, obwohl der ehemalige Intershop-Manager sein Unternehmen Smaato in den USA gegründet hat, direkt am Union Square, dem touristischen Herz San Franciscos. Von hier aus betreibt Smaato einen Marktplatz, auf dem Werbeanzeigen für Smartphone-Apps vermittelt werden. Als „Ebay für mobile Werbung“ bezeichnet Kruse sein Unternehmen, Werbeplätze in Apps versteigert er innerhalb weniger Millisekunden, pro Tag drei Milliarden und mehr.

Die besten Hochschulen für Gründer
Platz 3Beratung und Budget, Netzwerke und Nestwärme: Diese Kriterien legte der Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft an. In der Kategorie "Kleine Hochschulen" (bis 5.000 Studierende) kam die Universität Witten/Herdecke auf den dritten Rang. Quelle: Presse
Platz 2Kategorie: Kleine Hochschulen (bis 5.000 Studierende)PFH Private Hochschule Göttingen Quelle: Presse
Platz 1Kategorie: Kleine Hochschulen (bis 5.000 Studierende)HHL Leipzig Graduate School of Management Quelle: Presse
Platz 3Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Quelle: dpa-dpaweb
Platz 2Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Brandenburgische Technische Universität Cottbus Quelle: dpa-dpaweb
Platz 1Kategorie: Mittelgroße Hochschulen (5.000 bis 15.000 Studierende)Leuphana Universität Lüneburg Quelle: dpa
Platz 3Kategorie: Große Hochschulen (über 15.000 Studierende)Universität Potsdam Quelle: dpa

Das im Fachjargon „real time bidding“ genannte Verfahren hat sich bei Internet-Werbung inzwischen etabliert. Auch bei Anzeigen für Smartphones werden die Preise und Plätze inzwischen immer seltener fest gebucht, sondern über Auktionsplattformen wie Smaato versteigert. 80 000 Kunden sind dort inzwischen registriert.

Kruse hat die Entwicklung früh erkannt, schon bei der Smaato-Gründung 2005 ging er fest davon aus, dass Smartphones über kurz oder lang Computer ablösen würden. Der Erfolg brauchte Zeit, doch 2009 erwirtschaftete das Unternehmen die erste Umsatz-Million. „Jetzt hat das Wachstum richtig Fahrt aufgenommen“, freut sich Kruse. Eine zweistellige Millionensumme hat Smaato 2013 eingenommen, für dieses Jahr erwartet Kruse eine Verdreifachung. Die Durststrecke der ersten Jahre konnte Smaato dank eines üppigen Finanzierungspolsters durchstehen: Das Unternehmen ist mit 22 Millionen Dollar Wagniskapital ausgestattet. Nun kommt noch einmal eine ähnliche Summe hinzu.

Von solchen Summen können die meisten Start-ups in Deutschland nur träumen. Während Gründer hierzulande im Vorjahr 674 Millionen Euro eingesammelt haben, waren es im Silicon Valley 22 Milliarden Dollar (siehe Grafik).

Mut zu Investitionen

Auch Datenbankspezialist Parstream hat den Schritt in die USA vor allem aus finanziellen Gründen gewagt. Im Valley kamen die ersten Millionen von Vinod Khosla, Mitgründer des ehemaligen Softwareherstellers Sun Microsystems, und von Wagniskapitalgeber Zachary Bogue, dem Ehemann von Yahoo-Chefin Marissa Mayer. „Das hätten wir in Deutschland nie bekommen“, sagt Bienert. Hierzulande investiere kaum jemand in B2B-Start-ups – also Unternehmen, deren Technologien für andere Firmen interessant sind. Anders in den USA: Ende 2013 hat Parstream noch mal acht Millionen Dollar eingesammelt.

Wagniskapital-Investitionen (in Mio. Euro). (zum Vergrößern bitte anklicken)

So weit ist Werner Hoier noch lange nicht. Er ist erst kürzlich nach San Francisco gekommen und muss sich noch an die bisweilen übertrieben euphorische amerikanische Art gewöhnen. „Hier ist alles immer super-awesome und incredible“, sagt Hoier. Als Deutscher müsse man erst interpretieren lernen, wie super-großartig und unglaublich der jeweilige Gesprächspartner das Projekt tatsächlich fände.

Der Wirtschaftsinformatiker hat 2011 zusammen mit Dorothea Utzt Streetspotr gegründet. Die beiden App-Entwickler sollten für BMW eine Software programmieren, mit der Öffnungszeiten und Preise von Parkhäusern im Navigationssystem erfasst werden können. Dafür haben beide eine Smartphone-App entwickelt, die solche Arbeiten auslagert. „Crowdsourcing“ nennt sich das Prinzip: Nutzer der App können sich unterwegs etwas dazuverdienen, die mittlerweile 250 000 registrierten Mitglieder überprüfen beispielsweise für Unternehmen Adressen oder fotografieren Regale in Läden, um Produktplatzierungen zu kontrollieren. Für solche Minijobs bekommen sie ein paar Cent, zu den Auftraggebern gehören etwa Red Bull oder Microsoft. Die erste Finanzierungsrunde schlossen die Nürnberger im Frühjahr ab – in typisch deutschen Dimensionen: „Die Summe war sechsstellig“, sagt Hoier.

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