Hilfsorganisation Warum SOS Kinderdorf harte Einschnitte braucht

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SOS-Vereine in aller Welt

Dafür spenden die Deutschen
Umweltschutz Quelle: dapd
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Tierschutz Quelle: dpa
Langfristige Entwicklungsprojekte Quelle: Reuters
AIDS-Hilfe Spendendose Quelle: dpa
Kinder Quelle: Reuters
Aus eine Hubschrauber werden Nahrung und Wasser in ein Überschwemmungsgebiet abgeworfen Quelle: dpa

Sechs Millionen Dollar klingt nicht viel, zumal es auch im Libanon eine Schicht der Reichen und Superreichen gibt. Aber nur jeweils rund 1,5 Millionen Dollar hat Sarkis in den vergangenen drei Jahren im eigenen Land eintreiben können. Wie sie auf die fehlenden 4,5 Millionen Euro kommen soll, ist ihr schleierhaft. Für den 18. August plant sie eine Charity-Gala, doch das Event ist krisenanfällig. 2011 brachte die Gala in der schicken Sky-Bar in Beirut 65.000 Dollar Gewinn. 2013 waren es nur 10.000 Dollar, weil US-Präsident Barack Obama gerade dem syrischen Diktator Baschar al-Assad mit Raketenangriffen drohte und die Gäste ausblieben. Libanesen in Deutschland, den USA oder Brasilien als Spender zu gewinnen ist bisher nur ein Wunsch. „Ich bin sehr, sehr besorgt“, sagt Arsanios.

Das sind SOS-Vereine in aller Welt, die bald auf eigenen Beine stehen sollen. Manche haben gute Aussichten. SOS in Kenia „will unabhängig werden und ist stolz darauf“, berichtet HGFD-Aufseher Kahl, der unlängst in Afrika war.

Brasiliens SOS-Vereine finanzieren sich 2014 nur noch zu 43 Prozent aus Europa. Vor fünf Jahren waren es noch 63 Prozent. Bei 1200 deutschen Unternehmen im Land, die den Namen SOS gut kennen, dürfte der fehlende Betrag in sechs Jahren aufzubringen sein. Das SOS-Dorf Rio Bonito im Süden São Paulos etwa liegt direkt vor den Toren deutscher Konzerne wie Daimler, Volkswagen, BASF und Bayer.

Aber Brasilien ist nicht überall. Venezuela etwa, eigentlich Empfänger hoher Öleinnahmen, droht in eskalierenden sozialen und politischen Spannungen zu versinken.

Die Hoffnungsträger von SOS müssen zudem erst das professionelle Spendensammeln, das Fundraising, weiter ausbauen und das Bewusstsein für die Marke SOS in ihren Ländern verändern. Sonst droht SOS-Projekten dort das Aus.

Das argentinische SOS-Budget etwa umfasst für 2014 umgerechnet 3,26 Millionen Euro und wird zur Hälfte mit Geldern aus dem Topf der globalen Organisation gefüllt. Landesdirektorin Alejandra Perinetti hat die Vorgabe, bald „80 Prozent vor Ort hereinzuholen“, sagt sie der WirtschaftsWoche. Ob sie das schafft, ist offen. „Wir haben hier erst vor fünf Jahren mit dem Fundraising begonnen. Der Argentinier gibt nur Geld für das, was er gut kennt“, sagt Perinetti. „Und uns kennt er immer noch als Organisation, die mit europäischem Geld unterhalten wird.“

SOS-Deutschland-Chef Vyslozil kennt die Einwände – und hält trotzdem Kurs. Von seinem Münchner Schreibtisch aus hat der bedächtige Österreicher freie Sicht auf den Büroturm des ADAC – ein gemeinnütziger Riese wie SOS und abschreckendes Beispiel. Der gelbe Nachbar steckt mangels rechtzeitiger Einsicht in einer tiefen Vertrauenskrise, in die Vyslozil mit dem SOS auf keinen Fall geraten will.

Der Manager weiß: Für SOS hätte es in den vergangenen Jahren richtig schlimm kommen können. Ein deutlicher Dollar-Kursanstieg zusammen mit der grassierenden Inflation in vielen Ländern hätte die in Euro gesammelten Beträge entwertet. Denn die Euro tauscht SOS vielfach in die US-Währung um und schickt diese den lokalen SOS-Vereinen in Asien oder Afrika. Auch wachsende Spendenbilanzen etwa im öl- und erdgasreichen Norwegen milderten die SOS-Sorgen.

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