Und das fehlt in Europa?
Ja. Der Hauptwettbewerber ist der Straßenverkehr. Die Eisenbahnunternehmen in Europa müssten enger miteinander kooperieren. Das ist bislang nicht geschehen. Die Staatsbahnen haben einen hohen Marktanteil in ihren Heimatländern, aber europaweit spielt der Gütertransport nicht die Rolle, die er spielen könnte. Im Personenverkehr ist das ähnlich. Deshalb suchen wir beim HKX nun Möglichkeiten, mit anderen Bahnunternehmen stärker zu kooperieren. Es gibt darüber hinaus noch einen kulturellen Unterschied zwischen den USA und Europa.
Nämlich?
Ganz vereinfacht ausgedrückt leben die Unternehmen im nordamerikanischen Eisenbahnsektor einen Optimismus vor, der beispiellos ist. Die europäischen Unternehmen hingegen sind geprägt von einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Ich habe diese Zustandsbeschreibung schon häufig vor Branchenvertretern benutzt und selten Widerspruch geerntet.
Railroad Development Corporation investiert in Eisenbahnprojekte weltweit: etwa in Estland, Frankreich und Guatemala. Eine Strategie ist nicht erkennbar. Wie gehen Sie vor?
Wir haben keinen geografischen Schwerpunkt. Bei unseren Investitionsentscheidungen lassen wir uns durch vier Testfragen leiten: Ist das Land seriös? Gibt es dort gute Partner? Ist der Wettbewerb rational? Und findet sich unter diesen Umständen ein Geschäftsmodell, das Erfolg verspricht? Der Einstieg in Deutschland war für uns darüber hinaus eine Gelegenheit, Geschäft in Europa aufzubauen.
Das klingt danach, dass Sie noch viel vorhaben. Was ist Ihre Vision?
Wir haben keine Vision, denn Visionen, die zu groß sind, lenken nur vom Wesentlichen ab. Wir bauen unser existierendes Geschäft sukzessive aus und räumen Probleme, die sich uns stellen, aus dem Weg. Wer in der Bahnbranche arbeitet, braucht einen langen Atem. Aber wer sich dort engagiert, tut dies auch aus Leidenschaft. Das ist kein Job, sondern eine Berufung.
Gehen Sie anders vor als andere Unternehmer?
Ich bin ein geduldiger Investor, aber ein ungeduldiger Manager. Unsere Entscheidungen führen nicht immer zu Erfolgen, sondern auch zu Misserfolgen. Wenn jede Entscheidung richtig wäre, macht man als Unternehmer irgendetwas falsch. Misserfolg gehört dazu. Außerdem hat mir mein Vater, der früher ebenfalls Unternehmer war, ein paar Weisheiten mit auf den Weg gegeben.
Zum Beispiel?
Mache lieber ein schlechtes Geschäft mit einem guten Partner als ein gutes Geschäft mit einem schlechten Partner. Denn nur mit einem guten Partner gelingt es, ein Geschäft langfristig und nachhaltig erfolgreich zu machen. Auch deshalb bin ich zuversichtlich, in Deutschland langfristig Erfolg zuhaben.
Haben Sie noch ein Beispiel?
Mache niemals einen Deal, mit dem Du zu viel Geld verdienst. Denn dann kommt Dein Vertragspartner auf die Idee, dass er möglicherweise Geld verloren haben könnte. Er wird versuchen, das Geld wieder rein zu holen. Ein fairer Deal ist der beste Deal.