Hotel Budersand Sylt vollzieht den Imagewandel

Das Hotel Budersand in Hörnum bringt mit moderner Architektur ein neues, urbanes Wohngefühl auf Deutschlands beliebteste Ferieninsel.

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Hotel Budersand in Hörnum: Moderne Architekur für ein urbanes Wohngefühl

Es sind nur wenige Schritte vom Hafen von Hörnum über den unwirtlichen Parkplatz durch eine Drehtür hinein in das Hotel. Und doch stellt sich sofort das Gefühl ein, die Insel verlassen und eine andere Welt betreten zu haben. Ein weitläufiges Foyer mit einer Bar am Ende lässt durch zahlreiche Fenster den Blicken freien Lauf auf spartanisch bepflanzte Lichthöfe mit Holzböden oder das mit modernen Murano-Glas-Leuchten ausgestattete Restaurant.

Schalen von Riesenhummern in Vitrinen oder Holzkugeln aus Asien verleihen der zurückhaltenden Ausstattung aus dezent geweißter Eiche, Stahl und Glas elegante Akzente. Die schlichte weiße Außenfassade ist mit Zedernholz verkleidet, das schon erste Spuren der Verwitterung zeigt und das Hotel mit einer silbrig glänzenden Aura umgibt. Eine Gestaltung, die weltweit oft schlicht das Schild „Designhotel“ trägt und so oder ähnlich in Metropolen zwischen Sydney und Syracuse zu finden ist. Und in Kürze auch auf der beliebtesten Ferieninsel Deutschlands: Sylt.

Sylt mit Imagewandel

Im neuen modernen Fünf-Sterne-Hotel Budersand, das am 29. Mai eröffnet, sollen sich Gäste wohlfühlen, die moderne Architektur von ihren Reisen in aller Welt bei Hotels schätzten, diese auf Sylt bislang aber vermissten. Dass die Insel mehr bieten kann als Reetdach-Romantik, Party und Prominente, glauben auch andere Hotelbetreiber. Die Hotelgruppe Arosa etwa baut im Norden der Insel eine Anlage mit mehr als 170 Zimmern, die im April 2010 eröffnet werden soll, der Feriendorfbetreiber Hapimag betreibt in Hörnum eine an modernem Design orientierte Anlage, TUI setzt mit ihrem Dorfhotel einen auffällig quietschbunten Tupfer in Rantum. Der langjährige Syltbesucher Christoph Hoffmann, CEO der Designhotelgruppe 25hours, hält es mittelfristig für möglich, das Image zu erweitern: „Sylt hat das Zeug, um neben den gepflegten Traditionen den deutschen Norden näher an den Surf des hawaiianischen Dolcefarniente zu bringen.“

Der Golfplatz soll Syltbesucher in den Süden locken

Den Anfang soll das Budersand machen. 79 Zimmer und Suiten verteilen sich auf drei Stockwerken oberhalb der Lobby, des Spas und der Restaurants. Gut 6000 Quadratmeter Grundfläche nimmt der von Weitem wie ein großer Block wirkende Komplex ein. Aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, scheint er sich mal keck in den Vordergrund zu schieben und dann doch wieder verstecken zu wollen.

Dass das Haus nun dort steht, verdankt Sylt der Unternehmerin Claudia Ebert. Die Darmstädterin ist seit ihrer Kindheit Gast auf der Insel und wurde 2005 von einer Projekt-Entwicklungsgruppe gebeten, einen Blick auf das ehemalige Kasernengelände und die verfallenen Gebäude zu werfen. Die Unternehmerin sah vor ihrem inneren Auge vor allem eines: „Eine einzigartige Lage für einen Golfplatz.“

Binnen zehn Minuten entschied sich Ebert, die aus der Unternehmerfamilie Ströher stammt, der einst das Wella-Imperium gehörte, das Gelände zu kaufen. „An ein Hotel dachte ich damals noch nicht.“ Dafür an Deutschlands ersten Golfplatz mit 18 Löchern unmittelbar an der Küste, einen sogenannten Links-Kurs. Kein Strauch hindert die Sicht, dafür erschwert selbst Normalwind jeden Schlag. Wer hier spielen will, braucht mindestens Handicap 36, empfohlen wird 28 – Ebert hat 16: „Würde ich nicht Golf spielen, hätte ich nicht erkannt, was hier möglich geworden ist.“

Vier Qauder fügen sich zu einem Komplex, verbunden durch Flure mit viel Glas

Nach dem Entschluss, die verbaute Fläche der Natur in großen Teilen zurückzugeben, kamen zwei weitere Aspekte hinzu: Eberts Wunsch, einmal ein kleines Hotel zu besitzen. Und die unternehmerische Einsicht, dass sich ein Golfplatz allein wirtschaftlich nicht rechnet. Sie investierte 50 Millionen Euro und aus dem Traum von einem kleinen Hotel, das sie selbst bewirtschaftet, ist nun ein für Sylter Verhältnisse recht großes Ferienhotel geworden, das sie gemeinsam mit Sohn Simon führt. Inzwischen arbeitet Ebert oft in ihrem Büro im Gebäude des Golfplatzes, in dem auch das Restaurant Strönholt Platz hat – mit Blick auf die Greens, das Wasser und das Hotel Budersand mit seiner Holz-Hülle – die Spaziergänger oft für eine Art Baugerüst hielten, das wieder verschwinden würde.

Konstruktion unter Syltern und Stammgästen umstritten

Die unter Syltern und Stammgästen der Insel umstrittene Konstruktion besteht aus Zedernholz – Traditionalisten bevorzugen Lärche. Zeder verwittert rasch in ein Silbergrau, das mit der Umgebung verschmelzen soll. Investorin Ebert sieht die Entscheidung für eine zeitgenössische Gestaltung nüchtern: „In der Größenordnung, in der wir bauen mussten, um das Hotel wirtschaftlich zu betreiben, funktioniert Reetdacharchitektur technisch einfach nicht.“

Entworfen hat den für Sylt vergleichsweise radikalen Bau der Berliner Architekt Patrik Dierks. Reetdächer inmitten prall blühender Gärten wie in den Inseldörfern Keitum oder Kampen prägen seit Jahrzehnten das romantische Image. Das Budersand liegt südlich von Rantum am unteren Ende Sylts in Hörnum, das laut Dierks einen „Dornröschenschlaf“ hielt. Über lange Zeit war es vor allem für seine Robbe im Hafenbecken und den langen Spaziergang rund um die Südspitze bekannt. „Da musste auch ich als Kind einmal im Urlaub rum und später meine Kinder auch. Das gehört einfach dazu“, sagt Ebert.

Hotelzimmer und Suiten im Hotel Budersand kosten zwischen 250 und 1200 Euro

Nun sind es das Hotel Budersand, dessen Preise für Doppelzimmer und Suiten zwischen 250 und 1200 Euro liegen, und der Golfplatz, die die alten Syltbesucher in den Süden locken sollen. Vier Quader fügen sich zu einem Komplex, verbunden durch Flure mit viel Glas. An sonnigen Tagen durchflutet das Licht die Gänge von verschiedenen Seiten. Immer wieder bieten die Wege Perspektiven auf das Hafenbecken, den Parkplatz vorm Haus und die Halle des Segelclubs. Aber auch auf die blendend weiße Hotelfassade. Oder einfach nur auf die Meeresoberfläche, die – wie ein bewegliches Gemälde – Bilder in das Gebäudeinnere zaubert.

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