Hotel-Sternen Dehoga sagt Sterne-Schummelei den Kampf an

Die Dehoga erwischte mehr als 2000 Hotels mit falscher Sterne-Werbung. Quelle: dpa

Sterne sollen Reisenden Orientierung bei der Auswahl der Unterkunft geben. Hunderte Hotels schmücken sich jedoch mit Sternen, die sie nicht verdient haben. Das will sich die Branche nicht bieten lassen.

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Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat Mogeleien mit Hotel-Sternen den Kampf angesagt. Seit Herbst 2016 erwischte der Branchenverband insgesamt 2034 Schummler, die auf ihren Internetseiten ohne gültige Zertifizierung mit Sternen warben. Gegen zwei Hotelbetriebe verhängten Gerichte zuletzt Ordnungsgelder. „Unsere verschärften Kontrollen zeigen Erfolge. Das bestätigen auch die aktuellen Gerichtsurteile“, sagte Markus Luthe, Geschäftsführer Dehoga Deutsche Hotelklassifizierung. „Jede Werbung mit falschen Sternen ist eine zu viel.“

Nach Dehoga-Angaben entfernten bis Ende vergangenen Jahres 558 erwischte Schummler die unzulässige Kennzeichnung. 473 Hotels ließen sich klassifizieren beziehungsweise beantragten bei der Dehoga die Vergabe von Sternen. 403 Fälle wurden der Wettbewerbszentrale übergeben. Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs leitete nach eigenen Angaben in 106 Fällen Gerichtsverfahren wegen irreführender Werbung ein.

Der Dehoga vergibt die Sterne nach einem umfangreichen Kriterienkatalog. Die Klassifizierung gilt jeweils für drei Jahre und soll Verbrauchern Orientierung bei der Auswahl der Unterkunft bieten. Derzeit sind knapp 8300 Betriebe ausgezeichnet. Im Herbst 2016 führte der Verband eine regelmäßige und automatisierte Auswertung aller Homepages deutscher Hotels ein.

Was ein Hotel in der Großstadt kostet
Platz 10: Dresden Quelle: dpa
Platz 8: Nürnberg Quelle: dpa
Platz 8: Berlin Quelle: dpa
Platz 7: Hannover Quelle: dpa
Platz 6: Stuttgart Quelle: dpa
Platz 5: Düsseldorf Quelle: dpa
Platz 4: Frankfurt Quelle: dpa

Die jüngst aufgedeckten Mogeleien betrafen den Angaben zufolge häufig Häuser, die auf ihren Webseiten unrechtmäßig mit drei oder vier Sternen warben.

Nach Einschätzung der Dehoga spielt dabei häufig Unkenntnis eine Rolle. „Vielen Hoteliers schien nicht klar gewesen zu sein, dass eine eigenmächtige Vergabe von Sternen wettbewerbsrechtlich nicht zulässig ist“, sagte eine Verbands-Sprecherin. Manchmal sorge auch ein Betreiberwechsel für Verzögerungen. Hinzu kommen Grenzfälle, zum Beispiel Sterne im Familienwappen der Hoteleigentümer. Etwa 600 unklare Fälle verfolgte die Dehoga zunächst rechtlich nicht weiter.

Gegen hartnäckige Schummler zog die Wettbewerbszentrale vor Gericht. „Hotelbetriebe, die rechtskräftig zur Unterlassung einer unzulässigen Sterne-Werbung verurteilt wurden, müssen dafür sorgen, dass die Werbung auch tatsächlich entfernt oder geändert wird“, argumentierte der Geschäftsführer der Wettbewerbszentrale, Hans-Frieder Schönheit, jüngst. „Geschieht dies nicht, drohen empfindliche Strafen.“

Das sind die besten Hotels in Deutschland
Platz 10: Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten (Hamburg) Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Bülow Palais (Dresden)In Blau-, Silber- und Goldtönen ist dieses Hotel in der Königsstraße in Dresden gehalten. Vielen Reisenden gefällt das Design, eine Mischung aus Barock und Moderne, was für eine besondere Wohlfühlatmosphäre in den Zimmern sorgt. „Ein wunderbares, gediegenes Haus. Von der ersten bis zur letzten Minute genießt man die unaufdringliche Aufmerksamkeit.“ Mittlere Hotelrate: 145 Euro/Nacht, Günstigster Monat: Februar (129 Euro) Quelle: Buelow-Palais
Platz 8: Hotel Villa Hügel (Trier)Die weiße Jugendstilvilla in Trier an der Mosel wurde als Haus einer Weinhändlerfamilie gebaut und ist heute ein familiengeführtes Hotel. Abgesehen von der romantischen Landschaft können Gäste im Wellnessbereich entspannen, mit Finnischer Sauna, Aromadampfbad, Sanarium und Eisbrunnen. „Ein kleines, ausgesprochen feines Hotel mit sensationellem Blick vom Hügel auf und über die Mosel.“ Mittlere Hotelrate: 133 Euro/Nacht, Günstigster Monat: Februar (118 Euro) Quelle: Hotel Villa Huegel
Platz 7: Das Stue (Berlin)In dem neoklassizistischen Berliner Bau war einst eine Botschaft untergebracht. Heute steht hier ein luxuriöses Boutique-Hotel in zurückhaltendem Design, in dessen Zimmern, Bar und Restaurant die Besucher die Hektik des Alltags vergessen sollen. Eine Besonderheit: Das Hotel bietet einen Exklusivzugang zum Berliner Zoo und hat dort ein Patenkind: Stuy, das am 2. März 2016 geborene Rote Riesenkänguru. Mittlere Hotelrate: 314 Euro/Nacht, Günstigster Monat: Januar (227 Euro) Quelle: Das Stue
Platz 6: The Charles Hotel (München)Mit Blick auf den alten Botanischen Garten, liegt dieses Luxus-Hotel, in dessen Präsidentensuite Mariah Carey kürzlich eine Filmpremiere feierte. Rund 150 teils individuell gestaltete Zimmer und Suiten beherbergt das Bauwerk im Stil des Art Déco. Der Künstler Franz von Lenbach lebte nur wenige Schritte vom Hotel entfernt, woran heute eine große Kollektion des Malers im Hotel erinnert. „Es fehlt an nichts. Das ist gehobenes Niveau in München!“ Mittlere Hotelrate: 421 Euro/Nacht, Günstigster Monat: Februar (306 Euro) Quelle: Roccofortehotels
Platz 5: Schlosshotel KronbergIn diesem geschichtsträchtigen Anwesen mit weitläufigem Park und Golfplatz fühlt man sich beinahe wie im Märchen: Einst lebte hier Victoria Kaiserin Friedrich, die Mutter von Wilhelm II., die das Schloss in englischer Tudor-Architektur einrichtete. Der Schlosspark wird auch für Hochzeiten genutzt, besonders idyllisch an der Grotte und dem Wasserfall hinter der Höhle. „Ein Bett, in dem der Zar übernachtet hat, der Schreibtisch von Kaiser Wilhelm II. Für Geschichtsbegeisterte ein tolles Erlebnis.“ Mittlere Hotelrate: 246 Euro/Nacht, Günstigster Monat: August (229 Euro) Quelle: dpa
Platz 4: Forsthaus Auerhahn (Baiersbronn)Ein Hotel am Waldesrand – idyllisch liegt dieses familiengeführte 4-Sterne-Haus in Baiersbronn inmitten des Naturparks im Schwarzwald. Einst lebten in diesem Haus Förster, heute werden Besucher nach einer Wanderung mit Ayurveda, Massagen und Spezialbehandlungen verwöhnt. „Sehr netter Service, toller Spa-Bereich, ideal sowohl als Paar als auch als Familie, extrem leckeres Essen, nicht günstig, aber absolut seinen Preis wert, wir werden immer wieder kommen.“ Keine Preisangaben vorhanden. Quelle: Forsthaus Auerhahn

So verhängte das Landgericht Dessau-Roßlau im vergangenen Jahr ein Ordnungsgeld von 1500 Euro gegen einen Hotelbetreiber. Dieser hatte nach Angaben des Gerichts trotz Verurteilung auf seiner Internetseite erneut mit Sterne-Symbolen geworben ohne gültig Klassifizierung (Az. 3 O 15/17).

Noch härter ging das Landgericht Münster gegen eine Hotelbetreibergesellschaft mit einem Ordnungsgeld von 5000 Euro vor. Das Unternehmen hatte ebenfalls auf seiner Homepage weiterhin unberechtigterweise mit der Kennzeichnung geworben. (Az. 022 O 19/17). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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