Ignaz Walter "Ich habe die Macht der Banken unterschätzt"

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"Ich habe 1000 Fehler gemacht"

Und wieso sind nicht andere Banken mit Bürgschaften eingesprungen, wenn Ihr Unternehmen angeblich so gesund war?

Offen gesagt hat mir das niemand. Mir bleiben nur Vermutungen. Entweder haben die sich abgesprochen. Oder die hatten Angst vor der Deutschen Bank. Oder sie haben sich gesagt: Wenn die Deutsche Bank es mit dem Walter nicht mehr macht, muss es ja gefährlich sein. Wir hatten viele Dax-Vorstände in den Aufsichtsräten, die es auf ihren Kanälen bei der Deutschen Bank versuchten. Alle erklärten: Es ist unverständlich, aber es war nichts zu machen.

Der längst verstorbene Medienzar Leo Kirch ging nach Äußerungen von Ex-Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer 2002 pleite. Sehen Sie Parallelen?

Ja, ganz klar. Da hieß es auch: Der ist zu mächtig. Ich war damals Präsident der gesamten Bauwirtschaft. Ich war Vizepräsident im BDI. Ich hatte gute Beziehungen, ich war ja kein Hanswurst oder Wichtigmacher. Die BayernLB und die HypoVereinsbank standen lange für uns. Bei der Dresdner oder Commerzbank hätte ich was bewegen können. Aber als die Deutsche Bank gegen uns vorging, war alles zu Ende.

Gab es rückblickend einen entscheidenden persönlichen Fehler, der Sie Ihr Lebenswerk kostete?

Ich war zu ehrlich. Ich habe 1000 Fehler gemacht, aber nie existenzielle. Ich habe die Macht der Banken, insbesondere der Deutschen Bank, unterschätzt. Die ist ein Problem. Aber das noch größere Problem ist die Macht der Banker. Der Bankier war früher selbst Unternehmer, eine seriöse Persönlichkeit und ein ehrbarer Kaufmann. Viele heutige Banker fühlen sich als große Manager. Diese Herren gehen über Leichen. Ich brauche im Hirn und in der Seele auch noch was Soziales. Die wissen nicht, was sozial ist. Das sind Söldner, die ziehen von einem Job zum anderen, sitzen aber immer am längeren Hebel.

Wieso sind Sie, offenbar mit Ausnahme Herrhausens, bei den Bankern nie richtig durchgedrungen?

Das stimmt nicht. Die seriösen Bankiers sahen mich immer richtig. Die Möchtegernbanker sahen mich als Parvenü, weil ich aus ganz kleinen Verhältnissen kam. Später kam bei den meisten Respekt. Bei den Flaschen in Nadelstreifen aber gab es einen Neidkomplex. Die sahen, dass ich auf derselben Ebene spielte wie sie, aber mir gehörte der Laden auch noch – und wir verdienten ein Vermögen.

Nennen Sie einen Großmanager Ihren Freund?

Die Freunde, die ich hatte, sind fast alle schon gestorben. Ich war ja immer der Jüngste. Aber meine richtigen alten Freunde, die sind noch da: mit denen ich Fußball gespielt hab, mit denen ich in der Volksschule aufgewachsen bin. Und dann gibt es noch vier, fünf aus der Studienzeit, vor ein paar Wochen waren wir noch zusammen. Denen könnte ich 10.000 Euro geben und würde sie immer zurückkriegen. Im Unternehmerlager habe ich wenig Freunde.

Teilweise verwenden Sie in Ihrem Buch echte Namen, teilweise Pseudonyme. Gribkowsky etwa heißt „Dr. Knasti“. Auf Ihrer Internet-Seite schreiben Sie: Wer klagen wolle, müsse damit rechnen...

...dass ich jeden Rechtsstreit an die Öffentlichkeit ziehe...

Wollen Sie Ihre Gegner einschüchtern? Oder hoffen Sie auf einen Prozess?

Ich hoffe darauf, dass sich einer traut. Ich verstecke mich nicht.

Waren Sie 2005 nicht in der Position, sich zu wehren, oder haben Sie es nicht so gesehen wie heute?

Ich war fast nicht mehr lebensfähig und krank, weil mein Lebenswerk mutwillig in einem Komplott zerstört wurde. Ich habe mich in Hass geflüchtet und überlegt: Jetzt gehst du und nimmst ein paar von denen mit. Aber dann habe ich mich über mich selbst erschreckt, mein Glaube und meine Familie haben mich gerettet. Jetzt bin ich fit, jetzt soll es kommen.

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