Immobilienfirma Kampf der Egos bei Corestate

Corestate ist ein Dienstleister im Immobiliensektor, der etwa Investitionen institutioneller Anleger begleitet Quelle: imago images

Die Verhandlungen zur Rettung der Immobilienfirma Corestate stecken fest. Vorstand und Anleihegläubiger können sich nicht auf einen Restrukturierer verständigen.

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Keine zwölf Monate ist es her, dass sich der Immobilienprofi Stavros Efremidis zusammen mit Kompagnon Karl Ehlerding auf das Abenteuer Corestate einließ. Corestate ist ein Dienstleister im Immobiliensektor, der etwa Investitionen institutioneller Anleger begleitet, als Co-Investor selbst mit einsteigt oder Fonds managt, die etwa Darlehen an Projektentwickler ausreichen. Noch vor zweieinhalb Jahren kostete eine Aktie des Unternehmens mehr als 40 Euro. Heute ist ein Anteilsschein für weniger als ein Euro zu haben.

Der Absturz ist im Kern die Folge jahrelangen Missmanagements. Nun ist nicht einmal mehr klar, ob das Unternehmen in ein paar Monaten noch existiert. Im November und im April werden Anleihen der Firma fällig. Dass das Unternehmen kein Geld hat, um diese zu bedienen war schon lange klar. Dafür liefen die Geschäfte zu lange zu schlecht. Umso erstaunlicher war es, dass Efremidis und Ehlerding im Dezember bei Corestate einstiegen. Unter Immobilienexperten wurde seinerzeit spekuliert, dass Efremidis, der mittlerweile Chef des Unternehmens ist, zuvor mit Anleihegläubigern gesprochen und sich ihrer Unterstützung bei einer Sanierung versichert habe.

Doch so war es offenbar nicht. In wenigen Wochen wird die erste Anleihe fällig und dennoch gibt es bislang keine Einigung mit den Gläubigern. Eine in dieser Woche fällige Zinszahlung im Zusammenhang mit der April-Anleihe bediente das Unternehmen nicht. Knapp 30 Tage bleiben nun, um die Zahlung nachzuholen, bevor ein Zahlungsausfall vorliegt. Insidern zufolge sei zwar damit zu rechnen, dass die Zinsen innerhalb dieses Zeitraums nachgezahlt werden. Efremidis soll auch Geldgeber für Corestate gefunden haben, die bereit wären 40 bis 60 Millionen in das Unternehmen zu investieren - aber erst, wenn sich der Vorstand mit den Inhabern beider Anleihen geeinigt hat. 

Immobilienprofi Stavros Efremidis Quelle: PR

Aktuell gehen die Verhandlungen jedoch kaum voran. Der Grund: Die Anleihegläubiger sind nur bereit, auf einen bedeutenden Teil ihrer Forderungen zu verzichten, wenn der Corestate-Vorstand um einen Restrukturierungsexperten ergänzt wird. Das aber will Vorstandschef Efremidis nicht. In seinem Lager heißt es, das würde nur die geplante Sanierung verzögern. Der Aufsichtsrat stützt seine Sichtweise und hat zudem rechtliche Bedenken, die das Gremium kürzlich den Anleihegläubigern auch schriftlich mitteilte. Von anderen Insidern heißt es jedoch, Efremidis sperre sich womöglich nur gegen die Erweiterung des Vorstands, weil er um seine Macht fürchte. Zwei aktuelle Vorstände sollen schon jetzt nicht mehr bedingungslos hinter ihm stehen. Mit einer weiteren Person im Vorstand könne sich Efremidis bei Entscheidungen einer Mehrheit nicht mehr sicher sein.

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Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Wir sind seit geraumer Zeit im intensiven Austausch mit den Anleihegläubigern und weiteren Investoren." Vorstand und Aufsichtsrat von Corestate konzentrierten sich mit ganzer Energie darauf, für das Unternehmen, seine rund 500 Mitarbeiter und die anderen Stakeholder eine tragfähige, langfristige Perspektive zu schaffen. Zum Stand der Verhandlungen wollte er sich nicht äußern. 

Eigentlich haben die Parteien gar keine Zeit mehr zu pokern. Anfang November sollen die Einladung zur Gläubigerversammlung  raus - mit einem Lösungsvorschlag, über den die Gläubiger dann Ende November abstimmen können. 

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