Immobilienkonzern Adler Group: Diese durchwachsenen Zahlen können niemanden beruhigen

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Adler Group: Viel Geschäft mit Freunden und Familie

Dennoch sollten Investoren vorsichtig bleiben und vor allem die Geschäfte des Konzerns mit Personen und Firmen aus dem Umfeld ihres wesentlichen Strippenziehers – dem Immobilieninvestor Cevdet Caner – hinterfragen. Als die Adler Real Estate AG noch selbstständig war, fiel sie bereits durch auffällig viele Geschäfte mit seinem Umfeld auf. Der Umfang der Geschäfte wurde im Laufe der Jahre immer größer.

Eine Transaktion im Jahr 2019 war dabei besonders ungewöhnlich und wird nun wieder ziemlich aktuell: Das Glasmacherviertel im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim ist mit 32 Hektar eine der größten Flächen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, die für ein neues Quartier zur Verfügung standen. Seit bald zehn Jahren sollen dort schon neue Wohnungen entstehen. Geschehen ist bis heute jedoch so gut wie nichts. Mehrfach wechselten die Eigentümer. 2017 übernahm eine Firma das Gelände für 142 Millionen Euro, die später mehrheitlich von Adler übernommen wurde. 

Ein Geschäftsmann mit zweifelhaftem Ruf ist ein Strippenzieher hinter Adler Real Estate. Sein Einfluss in der Immobilienszene ist wohl noch viel größer – und in seinem Dunstkreis laufen merkwürdige Geschäfte.
von Melanie Bergermann, Volker ter Haseborg, Sascha Zastiral

Keine zwei Jahre später verkaufte Adler 75 Prozent des Projekts schon wieder weiter, das jetzt mit 375 Millionen Euro bewertet wurde. Der Wert sollte also in weniger als zwei Jahren um das Zweieinhalbfache gestiegen sein. Nachvollziehbar ist diese Wertentwicklung nur bedingt. Zwar sind die Immobilienpreise in der Zwischenzeit gestiegen. Sie haben sich in weniger als zwei Jahren aber sicher nicht mehr als verdoppelt, und es ist auch nicht so, als sei auf dem Gelände in der Zwischenzeit viel passiert. Adler hatte also ein absurd gutes Geschäft gemacht.

Nur hat sich dieser angeblich so erfolgreiche Deal in der angegebenen Form nie materialisiert. Laut Handelsregister war es Caners Schwager Josef Schrattbauer, der die 75 Prozent am Glasmacherviertel erwarb. Den Kaufpreis von rund 214 Millionen Euro hat er jedoch nie vollständig bezahlt. Erhalten hat Adler nur 90 Millionen Euro. Den restlichen Betrag hat Adler Real Estate dem Caner-Schwager gestundet. Er sollte in Raten fließen. Hierzu kam es jedoch nie. Noch Ende Juni stand die Forderung über rund 130 Millionen Euro in den Büchern. Mittlerweile hat Adler verkündet, die Transaktion rückabwickeln zu wollen. Im dritten Quartal wurde das Projekt wieder vollständig in der Konzernbilanz berücksichtigt. Der Wert wurde im Zuge dessen um rund 130 Millionen nach unten korrigiert. 

Die vergangenen Monate waren hart für die Aktionäre der Immobiliengesellschaft Adler Group. Nun gibt es neue Probleme mit der Tochter Consus.
von Melanie Bergermann

Laut dem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht hat das Management die Forensiker von KPMG engagiert, um „bestimmte Transaktionen aus der Vergangenheit zu überprüfen“. Um welche Deals es sich handelt, wurde nicht offengelegt, ebenso wenig ob der KPMG-Bericht veröffentlicht wird.

Mehr zum Thema: Einige Immobilienvorhaben der Adler Group kommen nicht schnell genug voran. Auf Satellitenbildern lassen sich teilweise kaum Fortschritte erkennen. Ein Problem für Adler.

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