Imtech und BER Warum der Berliner Flughafen Korruption begünstigt

Das Festhalten an der Firma Imtech zeigt, wie abhängig Großprojekte von einzelnen Firmen sind. Mit jedem Tag wird es schwieriger, sie loszuwerden. So werden Bauherren erpressbar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die größten Flughäfen der Welt
Suvarnabhumi International Airport Quelle: dpa
Incheon - Seoul Quelle: dpa
Denver Quelle: REUTERS
Singapur Quelle: dpa
JFK Airport in New York Quelle: REUTERS
südchinesische Airport Guangzhou Quelle: dpa
Istanbul Airport Quelle: REUTERS

Ob dies eine gute oder schlechte Nachricht ist, wer weiß das schon in diesen Tagen. Die insolvente Gebäudetechnikfirma Imtech macht auf der Baustelle des Hauptstadtflughafens erst einmal weiter. Als wäre nichts geschehen. Der Flughafen habe am Montag mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters eine entsprechende Vereinbarung mit Imtech geschlossen, hieß es gestern.

Außenstehende schütteln da nur mit dem Kopf oder zucken resigniert die Achseln. Wie kann es sein, dass eine insolvente und möglicherweise in vielen Teilen korrupte Gesellschaft nach wie vor beim Großprojekt BER die Strippen zieht? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: weil es ohne sie nicht geht.

Bester Flughafen Deutschlands

Obwohl es für die Kündigung der Firma Imtech allen Anschein nach schon lange gute Gründe gegeben hätte, hielt der Flughafen bis heute an ihr fest – aus gutem Grund: Die Mitarbeiter haben in der Zwischenzeit so viel Herrschaftswissen angesammelt, dass man schlichtweg nicht auf sie verzichten kann. Nur sie wissen, wie Planungsskizzen am besten zu interpretieren sind, wo es in Teilprojekten hakt und mit welchen Subunternehmen die Zusammenarbeit gut funktioniert. Ein Rauswurf wäre deshalb fatal - und mit jedem Tag wird er schwieriger.

Das Dilemma dieser engen Beziehung zeigt sich auch in einer E-Mail von Karsten Mühlenfeld an den Aufsichtsrat. Der Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) warnte vor wenigen Tagen vor Schnellschüssen: „Schon einmal hat die FBB einem wichtigen Projektpartner gekündigt (2012 dem Generalplaner PG BBI) – mit den Folgen dieser Entscheidung kämpft das Unternehmen noch heute“, schreibt Mühlenfeld.

Die Planungs- und Überwachungsgesellschaft PG BBI, hinter der das renommierte Architekturbüro GMP um Meinhard von Gerkan und das Büro JSK stand, war mit der Hauptplanung betraut. Rund 300 Architekten und Ingenieuren wurde am 23. Mai 2012, um 10 Uhr per Fax gekündigt. Die Flughafengesellschaft übernahm daraufhin mit ihren 100 Mitarbeiter zählenden Bereich Planung und Bau Teile der Bauüberwachung selbst. Mit Unterauftragnehmern von PG BBI wurden Folgeverträge für einzelne Arbeitspakete geschlossen. Bis heute gilt die Kündigung als Riesen-Fehler, weil sich so von einen auf den anderen Tag neue Architekten und Ingenieure in die Thematik einarbeiten mussten.

Schmiergeld und korrupte Manager

Doch andererseits ist auch das Festhalten an Planern mit hohen Risiken verbunden. Je länger eine Geschäftsbeziehung zwischen einem Bauherren und einem Planungsbüro besteht, desto erpressbarer wird der Auftraggeber. Weil Planungsbüros, die für wichtige Gebäudeteile wie den Brandschutz, der Elektroniksteuerung und der Klimaanlage verantwortlich sind, wissen, dass sie ab einem bestimmten Zeitpunkt unverzichtbar sind, können sie dreiste Nachforderungen stellen.

Imtech soll in hohem Maße dafür bekannt gewesen sein, Rechnungen nachträglich eingereicht zu haben, die dann – auch gegen Schmiergeldzahlungen an korrupte Manager – freigegeben wurden. Ermittlungen gegen ehemalige Manager von Imtech und dem BER laufen.

Doch nicht nur dort, auch bei namhaften Konzernen gibt es Auffälligkeiten. So gibt es aktuell neue Vorwürfe gegen Manager, die möglicherweise bei Nachtragszahlungen bestochen haben könnten. Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, Flughafen-Juristen hielten die hohen Auszahlungsquoten für die nachträglichen Rechnungen für verdächtig. So sei eine Nachforderung von Siemens über 23 Millionen Euro zu 96 Prozent bezahlt worden, eine Rechnung von T-Systems zu 99 Prozent.

Ob die Vorwürfe zutreffen, ist noch ungeklärt. Aber zumindest zeigen sie abermals die Anfälligkeit der Baubranche für Korruption. Sobald eine bedeutende Baufirma den Fuß in der Tür eines Bauprojektes hat, schafft sie sich ein Quasi-Monopol, das sie ausnutzen kann. Zumindest dann, wenn ein Projekt von Anfang an miserabel geplant und gemanagt wurde. Und irgendwann keiner mehr weiß, wer was wie bauen soll. Und den Grundstein dafür hatte der BER gleich am Anfang gelegt, als man glaubte, man könne auf einen Generalunternehmer verzichten.

Es würde deshalb nicht verwundern, wenn der BER auch in Zukunft noch viel Gesprächsstoff liefert und weitere Enthüllungen ans Tageslicht kommen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%