Lars Windhorsts Firma ist insolvent – und Windhorst twittert: „Wir sind nicht insolvent“. Was ist da los? Am Donnerstag war bekannt geworden, dass das Amsterdamer Finanzgericht das Windhorst-Unternehmen Tennor Holding B.V. am vergangenen Dienstag für insolvent erklärt hat. Eine Information mit Nachrichtenwert ist das vor allem deshalb, weil Windhorst, der mal das Wirtschaftswunderkind von Helmut Kohl war, schon mehrere spektakuläre Pleiten hingelegt hat.
Doch dieses Mal soll alles ganz anders sein: Windhorst-Sprecher Andreas Fritzenkötter spricht von einem „technischen Versehen“: Zwei Vorgänge seien parallel gelaufen – das Urteil des Gerichts sei als eine Art Unfall dabei herausgekommen. Wieder mal möchte ein Gläubiger Geld von Windhorst. Um den Druck zu erhöhen wurde in den Niederlanden, wo Windhorsts Holding ihren Sitz hat, Insolvenzantrag gestellt. Just am vergangenen Dienstag, so Fritzenkötter, habe man sich aber außergerichtlich geeinigt – aber da hatte das Gericht bereits seine Entscheidung getroffen und wollte diese nicht zurücknehmen. Jetzt habe man Einspruch eingelegt und müsse warten, „bis die Sache geklärt ist“.
Der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Wouter Jongepier teilte der WirtschaftsWoche mit, dass er von Vorgängen vor der Gerichtsentscheidung – also auch der angeblichen Einigung von Windhorst mit seinem Gläubiger – keine Kenntnis habe. Er bestätigte, dass Tennor Einspruch einlegen wolle – wisse aber nicht, wann es zur ersten Anhörung dazu komme. Tennor könne aber weiter arbeiten, der Firma „ist es erlaubt, ihr Geschäft aufrecht zu halten“, teilte er mit.
Ein kleiner Unfall also? Die Pleite von Amsterdam bietet wieder mal einen Einblick in die waghalsigen Finanzmanöver von Windhorst. Er investierte in Schrottimmobilien in Hannover, Schiffe, Kohle, Unterwäsche, trieb die nötigen Millionen häufig höchstselbst auf, indem er mit seinem Privatjet um die Welt jettete und Investoren die neueste Anlagestory erzählte. Wohl kaum jemand kann das so gut wie er. Und früher konnte er seine Gläubiger auch ebenso meisterhaft vertrösten, das Geld kam dann schon, irgendwann. Offenbar klappt das nicht immer so geräuschlos. Und: Mit der Tennor Holding in den Niederlanden wurde nun der Knotenpunkt des weit verzweigten Firmenreichs getroffen. Ein möglicher Ansatzpunkt für weitere Gläubiger.
Mittlerweile ist Windhorst auch als Finanzier des Fußballbundesligisten Hertha BSC eine öffentliche Figur – irgendwo zwischen Mäzen, Manager und Staatsmann verortet; seine großzügigen Spenden für Kultur und Politik haben ihm schöne Fototermine mit Politikern gebracht.
Derweil steht ihm die größte Herausforderung noch bevor: Im Verlaufe des kommenden Jahres muss er 1,45 Milliarden Euro auftreiben, um seine Schulden beim Londoner Fonds H2O zurückzuzahlen. Alles laufe nach Plan, heißt es aus dem Windhorst-Lager. Doch: Jede kleinste Meldung über Probleme in seinem weit verzweigten Firmenreich nagt an seiner Reputation, streut Zweifel an seiner Seriosität. Gläubiger haben so ein Druckmittel. Und Lars Windhorst muss damit leben, jeden Tag. Es ist der ganz normale Windhorst-Wahnsinn.
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