Insolvenzverwalter-Ranking 2015 Welche Kanzleien der Pleiteflaute trotzen

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Kunststück

Auch Martin Lambrecht, Düsseldorfer Partner bei Leonhardt Rattunde, gelang es, sich ein rares Exemplar der Gattung Großverfahren zu sichern. So war Lambrecht im Schutzschirmverfahren der DHS Instore Service im Einsatz, die bundesweit rund 1900 Mitarbeiter beschäftigt und als Logistiker Waren in Supermärkten verräumt. Andernorts mussten sich die Insolvenz-Granden indes mühen, den Mangel an Großkalibern mit KMU-Konkursen zu kompensieren. Schneider, Geiwitz & Partner, aber auch Flöther & Wissing und Johlke, Niethammer & Partner gelang das Kunststück.

Vor allem aber AndresPartner punktete gegen den Trend mit einem Anstieg der Verfahren von 39 auf 58, was auch mit dem Wechsel von Martin Schmidt zu den Düsseldorfern zu tun haben dürfte. Der Neuzugang kommt von Schultze & Braun und war dort einer der meistbestellten Verwalter. Die Personalie hat denn auch Spuren in der ersten Liga des deutschen Insolvenzgewerbes hinterlassen.

Die Plätze 20 bis 11 im Überblick

Um den Sprung in die Top 10 zu schaffen, waren 2015 mindestens 72 neue Verfahren erforderlich. Die Hürden sind hoch und beschränken den Kreis der ernstzunehmenden Kandidaten auf insgesamt kaum mehr als 16 Player, von denen die sechs Branchenschwergewichte Görg, Pluta, Brinkmann, White & Case, hww und Schultze & Braun ohnehin gesetzt sind. Umso erstaunlicher ist, dass im vergangenen Jahr mit Pohlmann Hofmann einem Newcomer der Einstieg gelang. Die Münchner Verwalterformation steigerte die Fallzahlen von 42 auf 78 und zeigt zugleich die Schwierigkeiten und Grenzen eines rein quantitativen Rankings.

Denn der Anstieg hängt vor allem mit dem Anlageskandal um den Finanzmakler Malte Hartwieg zusammen, dessen Imperium Verwalter Rolf G. Pohlmann derzeit in zig separaten Einzelverfahren durchleuchtet, was die Zahlen nach oben treibt. Andere Namen im Führungszirkel dürften für weniger Verwunderung sorgen. Reimer und Münzel & Böhm mussten weichen, während BBL Bernsau Brockdorff und Henningsmeier ihre Positionen verteidigten. Dr. Beck & Partner gelang der Neueinstieg. Deutliche Verschiebungen gab es dagegen unter den Big Six, die auf jeweils mehr als 100 Pleiten kamen.

So sackte Pluta laut den STP-Daten von 211 auf 156 Verfahren ab. „Wir haben indes nach unseren Eingängen um mehr als zehn Prozent  zugenommen und sowohl von den Eingängen, als auch vom Umsatz unser bisher bestes Geschäftsjahr gehabt“, lässt derweil Altmeister Michael Pluta wissen, der 2015 unter anderem als Kapitän des leckgeschlagenen Flusskreuzfahrten-Anbieters Nicko Cruises anheuerte.  

Brinkmann – gleichauf mit Pluta – konnte sich derweil über eines der prominentesten Verfahren des Jahres freuen. Der Bielefelder Brinkmann-Partner Thorsten Fuest begleitet Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff durch die Pleite und macht Villen und Fonds des früheren Starmanagers zu Geld. Das wiederum dürfte Görg-Partner und Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch zur Freude gereichen, der sich denn auch einen Platz im Gläubigerausschuss gesichert hat. Seine Sozietät brachte es 2015 mit 117 Insolvenzen übrigens auf ähnliche Verfahrensvolumina wie im Vorjahr.

Die Plätze 10 bis 1 im Überblick

White & Case konnte sich auf Platz drei vorschieben, wobei mehr als die Hälfte aller Pleiten von Sven-Holger Undritz und Christoph Schulte-Kaubrügger beackert wurden. Letzterer wirkte etwa als Sachwalter beim aus dem Tritt geratenen Kettcar-Hersteller Kettler.

„Hww wird zur Großmacht im Krisengeschäft“, schrieb die WirtschaftsWoche Ende 2014, als  Hermann Rechtsanwälte und hww fusionierten. Und diesmal traf die Prognose zu. „2015 haben sich Schultze & Braun und hww hermann wienberg wilhelm ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert“, sagt STP-Experte Décieux. Letztlich habe Schultze & Braun zwar seine Spitzenposition verteidigt, hww konnte aber „gegen den Markttrend deutlich zulegen“. So verbuchte die neu formierte hww rund 42 Verfahren mehr als die Einzelkanzleien Hermann und hww 2014 zusammen erzielt haben. Anteil daran hatte etwa der Düsseldorfer hww-Partner Gregor Bräuer, der die Siegener Hotel-, Steuerberatungs- und IT-Gruppe Kolleß mit 26 Einzelunternehmen durch die Insolvenz dirigiert.

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