
WirtschaftsWoche: Herr Hoplamazian, die Euro-Zone steckt in der Krise, die Wirtschaft schwächelt. Wie wirkt sich das auf die Hotelgruppe Hyatt aus?
Hoplamazian: Wenn es um den Markt in Europa geht – er war 2012 besser als 2011. Hyatt ist in Europa zwar nur in wenigen, dafür aber den entscheidenden Städten vertreten. Dort, wo wir Hotels haben, läuft es gut. Europa wird als Ziel immer attraktiver, vor allem für Reisende aus Brasilien, China oder Indien. Das kommt uns zugute.
Hyatt plant neue Hotels in Armenien, Kambodscha, Sri Lanka und Uruguay. Haben Sie ein Faible für exotische Destinationen?
Dort ist Nachfrage, und die wird in den kommenden Jahren noch wachsen. Europa dagegen ist ein reifer Markt mit begrenztem Wachstumspotenzial; alle guten Standorte in den Metropolen sind seit 500 Jahren vergeben. Trotzdem müssen wir in europäischen Schlüsseldestinationen vertreten sein. Das hilft der Marke bei den neuen Zielgruppen aus den Wachstumsmärkten.
In Deutschland hat Hyatt nur in fünf Städten Hotels: Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln und Mainz. Sind München oder Frankfurt keine Schlüsseldestinationen?
Da haben wir zweifellos Nachholbedarf. Aber das gilt auch für andere Teile Europas, etwa Spanien oder Portugal. Dort haben wir nicht ein einziges Hotel. In Italien sind wir nur einmal vertreten. Hyatt ist in vielen wichtigen Märkten unterrepräsentiert. Deshalb haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns. Aber gerade jetzt bieten sich auch neue Chancen. Viele Banken, die an Hotelimmobilien beteiligt sind, wollen verkaufen, um ihre Bilanzen zu begradigen. Die Zahl der Transaktionen wird wachsen, und das ist gut für uns.
Hyatt ist bisher vor allem Hotelbetreiber. Wollen Sie jetzt Immobilien kaufen und auch Hotelbesitzer werden?
Wir sind schon jetzt sowohl Betreiber als auch Besitzer von Hotels. Das Hyatt Regency in Birmingham haben wir gerade gekauft. Aber das Aufstocken des Immobilienanteils ist für uns keine Strategie. Weder in China noch in Indien sind wir an unseren Hotels finanziell beteiligt. Wir kaufen nur dort Immobilien, wo es nötig ist – in Europa zum Beispiel, um an die richtigen Standorte zu kommen. Auch in den USA und in Südamerika könnte das an einigen Standorten notwendig sein.
Was sagen Ihre Aktionäre dazu?
Der Erwerb von Immobilien ist für uns kein Selbstzweck. Manchmal müssen wir kaufen, manchmal verkaufen wir. Das gehört zum Leben.
Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie ein Hotel buchen?
Hoplamazian: Funktionalität, gutes Licht im Bad und am Schreibtisch zum Beispiel. Eine gute Dusche, genug Steckdosen und ein bequemes Bett. Wenn diese Basics erfüllt sind, decken Sie die wichtigsten Wünsche der Gäste ab. Geschäftsreisende möchten Ihr Leben im Hotel so führen, als wären sie daheim. Das ist unsere Aufgabe. Ich verfolge bei Eröffnungen auch sehr genau, ob diese Anforderungen erfüllt werden, auch ob zum Beispiel die Lichtschalter leicht zu finden sind. Wenn nicht, kümmere ich mich persönlich darum, das zu ändern – und komme wieder, um es zu überprüfen.