Der Aufwand muss möglichst gering, die zu erwartende Beute möglichst hoch sein - das lockt Einbrecher in deutsche Wohnungen und Häuser. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstitut
Niedersachsen (KFN). Von April 2016 bis Mai 2017 wurden 30 Interviews geführt. Die Interviewpartner: verurteilte erwachsene Täter, die deutschlandweit in Justizvollzugsanstalten mehrjährige Haftstrafen wegen Einbruchdiebstals verbüßen und ursprünglich aus dem Ausland kommen. Es sind sogenannte "reisende Täter", die sich nur über einen kurzen Zeitraum in Deutschland aufhalten, und "zugereiste Täter", die dauerhaft nach Deutschland kommen und dann kriminell werden.
„Ein niedriges Entdeckungsrisiko ist für Täter aus dem Ausland ebenso wichtig wie für deutsche Täter. Aus diesem Grund nutzen die Täter gern schlecht gesicherte Türen und Fenster, welche leicht aufzuhebeln sind oder ganz klassisch das gekippte Fenster“, erklärt Gina Rosa Wollinger. Die Erkenntnisse stützen die Aufforderungen, die Polizei und Einbruchschutzexperten seit vielen Jahren propagieren: Wer sich Gedanken macht und sein Eigenheim mit Einbruchschutzmaßnahmen ausrüstet, der ist am besten geschützt.
Wie guter Schutz aussieht, da sind sich Polizei und Sicherheitsexperten weitestgehend einig: Sie raten zunächst zu mechanischen Sicherungssystemen. Das heißt, Verriegelungen und spezielle Schlösser für Fenster und Türen, um es dem Einbrecher so schwer wie möglich zu machen. Denn Zeit kostet beim Einbruchsversuch Nerven. „Wenn der Einbrecher an der Tür oder am Fenster arbeitet, kann immer der Bewohner oder ein Nachbar ihn entdecken. Von daher geht es für ihn darum, möglichst schnell ins Haus zu kommen“, sagt Carolin Hackemack vom Verein „Netzwerk Zuhause sicher“, der auf Initiative von Polizeibehörden 2005 ins Leben gerufen wurde und Bürger über den Einbruchschutz informiert und Beratung anbietet. Je länger es also dauert eine Tür zu öffnen, desto eher lässt der Einbrecher wieder ab und sucht sich ein anderes Ziel.
Die wichtigsten Fragen rund um Einbrüche
Die meisten Einbrüche finden in den sogenannten „dunklen Monaten“ statt. Das heißt zwischen Oktober und Februar. Bevorzugte Uhrzeiten sind die Dämmerungszeiten.
Im Grunde ganz einfach: Die meisten benutzen laut Polizei einen Schraubenzieher. Zumeist nähern sich Einbrecher von der Gartenseite und hebeln Fenster oder Fenstertüren auf. Dreiviertel aller Einbrüche laufen so ab, heißt es.
Einbruchssichere Fenster und Türen sind wohl der effektivste Einbruchsschutz. Wer persönlich zugeschnittene Infos sucht, kann sich kostenlos und neutral von Beamten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle beraten. Dort werden auch geprüfte Handwerksbetriebe empfohlen.
Laut Polizei gilt: Erst muss die Außenhaut gesichert sein, dann kann man über weitere Schutzmechanismen nachdenken. „Meldeanlagen melden den Einbruch, verhindern aber keinen“, heißt es bei der Polizei.
Polizei anrufen und abwarten. Am besten nichts anfassen oder gar aufräumen. Alle weiteren Schritte lassen sich dann mit den Beamten besprechen.
Unter anderem wohl dank besseren Einbruchschutzes in Privathaushalten sind die Fallzahlen von Wohnungseinbruchdiebstahl laut der Polizeilichen Kriminalstatistik im vergangenen Jahr erstmalig seit Jahren gesunken. Zwischen 2006 und 2015 hatte es einen steten Zuwachs gegeben. Dennoch, so das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen, seien die Fallzahlen "immer noch auf einem hohen Niveau".
Damit begründete die Bundesregierung auch ihre erst wenige Wochen alte Maßnahme: Mitte Mai verabschiedete das Bundeskabinett eine Gesetzesänderung, wonach für den Einbruch in eine „dauerhaft genutzte Privatwohnung“ künftig eine Mindeststrafe von einem Jahr gelten soll. Zuvor lag die Untergrenze bei drei Monaten für minderschwere Fälle - diese Einstufung soll es beim Einbruch in Privatwohnungen künftig gar nicht mehr geben.
Einbruchsexperten sehen dies allerdings als den falschen Schritt: Einbruch ist insbesondere deshalb für Täter so interessant sei, weil man so selten gefasst werden würde. Höhere Strafen könnten da nur begrenzt abschrecken, so die Kritiker der Gesetzesänderung.
Stattdessen sollten die Deutschen sich also besser vor Einbrüchen schützen. Auch hier gibt es Unterstützung vom Bund: Seit 2015 fördert es die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wenn Immobilienbesitzer ihre Häuser und Wohnungen mit Einbruchschutztechnik ausrüsten. Wer etwa Fenster und Türen aufrüstet, kann über einen Kredit Zuschüsse von der KfW bekommen.
50 Millionen Euro sind zum Jahresanfang dafür vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zur Verfügung gestellt worden.