Beim größten Autovermieter der Republik ist Reklame Chefsache: Regelmäßig trifft sich der Vorstandsvorsitzende und Haupteigentümer Erich Sixt mit dem renommierten Werber Jean-Remy von Matt, um Ideen für freche Werbekampagnen auszutauschen. Für Aufsehen sorgte Sixt, als er die Frisur von Angela Merkel verulkte („Lust auf eine neue Frisur? Mieten Sie sich ein Cabrio“) und den Chef der streikfreudigen Lokführergewerkschaft GdL, Claus Weselsky, zu seinem „Mitarbeiter des Monats“ erklärte, weil sich die Arbeitskämpfe sich so gut aufs Mietwagengeschäft ausgewirkt hatten. Weselsky klagte erfolglos gegen die Anzeigenkampagne.
Doch nicht aus jeder frechen Idee wird eine Anzeigenkampagne. Das hat Erich Sixt jetzt der „WirtschaftsWoche“ verraten – und ein aktuelles Beispiel präsentiert: den Entwurf für eine Werbung, die den Rücktritt von Reinhard Grindel als DFB-Präsident thematisiert. Grindel war vor wenigen Tagen wegen der Annahme einer Luxus-Uhr von einem ukrainischen Oligarchen als Präsident des Deutschen Fußballbunds zurückgetreten, am Mittwoch dieser Woche gab er auch seine Ämter bei der Fifa und der Uefa ab.
„Wir wollten den Grindel ein bisserl veralbern“, erzählt Sixt und zeigt das Motiv, das aus zwei Fotos besteht: Links: Grindel, der auf eine Uhr blickt, dazu der Text, den Sixt jetzt vorliest: „Kostet den Job“. Rechts: ein Sixt-Share-Auto, dazu der Text: „Kostet fast nix.“ Außerdem versprach der Vermieter „kleine Preise auf der Uhr“.
Eigentlich ganz lustig. Doch er habe Zweifel bekommen: „Es war nicht klar, ob das noch Satire ist. Ihm wurde ein Korruptionsvorwurf gemacht, das ist ein Straftatbestand. Wenn man den veralbert, ist das nicht unbedingt Satire. Das konnte ich nicht verantworten.“ Eine hohe Schadenersatzzahlung wollte Sixt nicht riskieren – denn Grindel wehrt sich gegen die Korruptionsvorwürfe.
Er sei sich auch nicht ganz sicher gewesen, ob der Scherz überhaupt funktioniert, sagt Erich Sixt. Nachdem er der WirtschaftsWoche den Entwurf gezeigt hat, stellt er schließlich fest. „Was allerdings schlecht ist: Sie haben gelacht!“ Er scheint sich jetzt doch ein wenig darüber zu ärgern, dass er sich nicht getraut hat.




