Klaus-Michael Kühne Grandseigneur der Logistik will es nochmal wissen

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Zweites Lebenswerk Hapag-Lloyd

Die größten Reedereien der Welt
Platz 10: Hamburg Süd Schiffe: 1111871 gründeten elf Hamburger Handelshäuser die Reederei Hamburg Süd. Das auf Containerschifffahrt spezialisierte Unternehmen ist Teil der Oetker-Gruppe. Der Jahresumsatz der Reederei beträgt 5257 Milliarden Euro. Mit 111 Containerschiffen ist Hamburg Süd – gemessen an der Zahl der Containerschiffe – die zehntgrößte Reederei der Welt.Quelle: Alphaliner Stand: Januar 2015 Quelle: dpa
Platz 9: MOLSchiffe: 112Die Mitsui O.S.K. Lines wurde 1872 als Teil des über 300 Jahre alten Familienunternehmens Mitsui-Zaibatsu gegründet – der heutigen Mitsui-Group. 1964 fusionierte die Reederei mit der Osaka Shosen Kaisha zu Mol. In Deutschland verfügt die Reederei über Niederlassungen in Bremen, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart. Quelle: Creative Commons
Platz 8: CSCLSchiffe: 136Die China Shipping Container Lines gehören zu den jüngsten Reedereien der Containerschifffahrt und ist Teil der China Shipping Group. Seit 1997 expandiert die chinesische Reederei massiv - und steuert alleine in China über 40 Häfen an. Quelle: dpa
Platz 7: PIL Schiffe: 157Mit der Küstenschifffahrt und kleinen Liniendiensten von Singapur in die Häfen Südostasiens begann 1967 die Erfolgsgeschichte der Pacific International Lines. In den folgenden Jahrzehnten dehnte die Reederei ihr Containerliniennetz von Asien nach Europa und schließlich in die ganze Welt aus. Bis heute ist PIL ein Familienunternehmen. Quelle: REUTERS
Platz 6: Cosco Container Schiffe: 164Die China Ocean Shipping Company wurde in Europa bekannt, weil die Reederei in der Finanzkrise 50 Prozent der Anteile am Hafen in Piräus für 35 Jahre übernommen hat. In der Containerschifffahrt haben die Chinesen ihr weltweites Netz in den vergangenen Jahren sukzessive ausgebaut. Quelle: dpa
Platz 5: Hapag LloydSchiffe: 184Durch die Fusion der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) und Norddeutscher Lloyd entstand 1970 einer der größten deutsche Logistik- und Transportunternehmen. Im Laufe der Unternehmensgeschichte, ging auch das Containergeschäft im Tui-Konzern auf. Mittlerweile gehört nur noch das Touristikgeschäft dem einstigen Mutterkonzern. Quelle: dapd
Platz 4: Evergreen LineSchiffe: 196Anders als der Name vermuten lässt, kommt auch die Reederei Evergreen aus China, genauer: aus Taipeh. Zur Reedereien gehören die Uniglory Marine aus Taiwan, die Evergreen Marine UK (vorher: Hatsu Marine) aus Großbritannien und die Lloyd Triestino (einst Österreichischer Lloyd, seit 2006 Italia Marittima). Darüber hinaus hält die Reederei Beteiligungen an der Fluggesellschaft Eva Air und an der Hotelkette Evergreen Laurel. Quelle: REUTERS

Im Zentrum seiner Altersunruhe aber steht sein zweites Lebenswerk: Hapag-Lloyd. Die Hamburger Traditionsreederei soll aller Welt zeigen, dass er sich trotz Fahnenflucht im tiefsten Innern als Hanseat fühlt. Mit zig Milliarden Euro kaufte er sich vor drei Jahren zusammen mit anderen Investoren sowie der Stadt Hamburg bei Hapag-Lloyd ein und ist nun mit 28 Prozent größter Privataktionär. Rein geschäftlich lässt sich das kaum erklären, eigene Schiffe sind für Spediteure wie Kühne + Nagel nur Ballast, lieber mieten sie Frachtraum und kündigen ihn bei Bedarf. Bei Hapag-Lloyd jedoch ist Kühne darauf aus, wie er betont, dass die ungeliebte Tochterfirma des Tourismuskonzerns TUI nicht an Asiaten fällt.

Um das zu verhindern, hat Kühne auf seine alten Tagen noch ganz Großes vor mit der Reederei, die 1847 in Hamburg gegründet wurde und seit nunmehr 165 Jahren Schiffstransporte nach Übersee organisiert. „Ich möchte dauerhaft beteiligt bleiben“, sagt er. Wenn nötig, werde er nach dem geplanten Börsengang 2013 und der Verwässerung seines Anteils durch eine mögliche Kapitalerhöhung den Geldbeutel erneut öffnen, um sich eine Sperrminorität von 25 Prozent zu sichern. Das ist für ihn aber nur ein kleiner Schritt zu einem grandiosen Fernziel: der Schaffung einer deutschen Großreederei, die es mit Megawettbewerbern aufnehmen kann.

Disziplin

„Nur ein Zusammenschluss kann die Reederei wieder in die Spitzengruppe um die dänische Maersk und die Schweizerische MSC hieven“, doziert Kühne. Hamburg Süd, die zweitgrößte deutsche Reederei, wäre „ein idealer Partner“. Er habe schon mal mit der Oetker-Familie gesprochen, der Hamburg Süd gehört, doch habe es keine Annäherung gegeben. Auch fernöstliche Reedereien wie NOL aus Singapur, die einst nach Hapag-Lloyd ihre Fühler ausstreckte, wären eine Option. Eine „Fusion auf Augenhöhe“ erscheine Kühne aber fraglich.

Was treibt den hochgewachsenen, weißhaarigen Hanseaten in diesem Alter noch zu solchen Großtaten?

Stolz spielt eine Rolle. Kaum ein Unternehmer verkörpert so sehr die Chiffre für Disziplin, steifes Auftreten und Gefühl für Überlegenheit wie Kühne. Seit einer Stunde sitzt er in nahezu unveränderter Position: sein linkes Bein übers rechte geschlagen, zurückgelehnt in der Ecke des beigen Ledersofas seines Zimmers, sein rechter Arm auf der Seitenlehne, sein linker über der Rückenlehne. Er sitzt und spricht und sitzt, ohne seine Position auch nur einen Zentimeter zu verändern. Kein überflüssiges Wort kommt über seine Lippen, keine Floskel, keine unnötige Information.

Ohne Steuergeld

Kühne ist der personifizierte Klartext. TUI als Hauptgesellschafter bei Hapag-Lloyd habe die Reederei „zeitweise verkümmern lassen“, sagt er ohne Regung. Gut, dass der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber nun auf TUI-Boss Michael Frenzel als Aufsichtsratschef folge. Mit dem 70-Jährigen beginne „eine neue Ära“, mit ihm zusammen werde er dafür sorgen, dass Hapag-Lloyd „zu den Gewinnern zählen wird“.

Kühne gab sich noch nie mit dem zweiten Platz zufrieden – weder privat noch beruflich. Er kann wütend und laut werden, wenn er beim Tennis verliert. Auf Widerspruch in der Firma reagiert er mitunter energisch. Mit 30 Jahren übernahm er den Betrieb seines Vaters. In den Achtzigerjahren wäre Kühne + Nagel nach Kauf einer Schiffslinie fast pleitegegangen. Zweimal verscherbelte er aus Not Anteile an seinem Unternehmen, erwarb sie später zurück. Heute ist Kühne + Nagel Branchendritter hinter Deutsche Post und Bahn. Doch der größte private Logistiker im Land, der ganz ohne Steuergeld auskam, ist er. „Klaus-Michael Kühne ist die weltweit herausragende Persönlichkeit in der Logistik“, sagt Erich Staake, Chef der Hafengesellschaft Duisport. Sein Hang zur Akribie und sein Gespür für den Markt seien einzigartig.

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