Wie lässt sich das Friedhofssterben aufhalten?
Der Bund der Friedhofsgärtnereien hat ein Konzept entwickelt, das den Gottesäckern neues Leben einhauchen könnte. Memoriam Garten heißt es und beschreibt die Anlage von Miniatur-Parkanlagen. In den üppig bepflanzten, mit verschlungenen Wegen und Bänken gestalteten Flächen werden Urnen- und Erdgräber integriert. Der Vorteil: Der Friedhof kann eine recht große Fläche damit füllen und Menschen, die sich mehr Individualismus wünschen, bekommen eine Alternative zu den üblichen wie auf einem Schachbrett akkurat angeordneten Parzellen.
Friedhöfe in Deutschland
Aktuell gibt es 32.000 Friedhöfe in Deutschland. Träger eines Friedhofs muss in Deutschland eine Körperschaft öffentlichen Rechts sein. Ein Großteil der Friedhöfe wird von Gemeinden verwaltet, ein kleiner Teil befindet sich direkt in kirchlicher Trägerschaft.
Rund 32 Millionen klassische Erdgräber befinden sich auf den Friedhöfen. Pro Monat besuchen etwa 26 Millionen Menschen einen Friedhof.
Etwa 40 Millionen Bundebürger betreuen mindestens ein Grab. Immer mehr Menschen wünschen sich einen Dienstleister oder eine Grabform, die ihnen die Pflege erleichtert oder abnimmt.
Die Friedhofsgärtner schaffen damit ein neues Geschäftsmodell. An der immer größeren Zahl an Urnengräbern, die kaum geschmückt und nicht bepflanzt werden, verdienen sie nämlich so gut wie nichts. Dabei ist das Geschäft so schon hart genug, die Zahl der Friedhofsgärtnereien rückläufig. Die Memoriam Gärten treffen den Geist der Zeit – nicht nur wegen der freien Gestaltung. Bei den Parks handelt es sich um so genannte pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen. Gegen ein Entgelt von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro (je nach Einzel- oder Familiengrab und Ruhezeit) übernehmen die Friedhofsgärtnereien die komplette Instandhaltung des Grabes. Die Angehörigen müssen sich um nichts kümmern, habe aber einen Ort der Trauer, den sie jederzeit besuchen können.
„Die Entlastung bei der Grabpflege und Vorsorge ist der große Trend“, beobachtet Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratorium Deutsche Bestattungskultur und Sprecher des Bundesverbands der Bestatter. Auf der BEFA, der größten internationalen Bestattungsfachmesse, die derzeit in Düsseldorf stattfindet, zeigen die Bestatter deshalb das Grab der Zukunft, das sich dank Solarzellen und sensorgesteuerten Bewässerungsanlage selbst pflegt. Automatismus auf der Friedhof? Ist das nicht pietätlos?
Pragmatismus ist die neue Pietät
Kümmern sich die Deutschen tatsächlich nur noch ungern um ihre Verstorbenen? Sind sie uns nichts mehr wert? „Veränderte Werteprämissen und Maximen“, nennt es Bestatter Wirthmann vorsichtig. Fakt ist: Immer mehr Menschen können oder wollen nicht mehr so viel Geld für die Bestattung ihrer Angehörigen und die anschließende Pflege und Instandhaltung des Grabes ausgeben. „Die Schere geht weiter auf“, sagt Wirthmann.
Ein kleiner Teil der Bevölkerung kann sich Designersärge, üppige Blumenarrangements und kunstvoll-behauene Grabsteine leisten, immer mehr müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Oder aber, sehen einfach keinen Grund dafür, den teuren Eichensarg zu nehmen. Aeternitas-Sprecher Helbach beobachtet, wie sich Konventionen und Pietätsbegriff verändern. Früher habe man sich geschämt, wenn es nur für einen billigen Sarg gereicht habe, „heute ist es eher anerkannt, wenn der Sarg günstig ist – so lange er ordentlich aussieht.“
In der Bestattungsfrage hat der Pragmatismus Einzug gehalten: Urnenbestattungen sind günstiger als Erdbestattungen, die Kosten für die Bepflanzung entfallen ganz. Das genügt vielen als Argument. Doch es gibt noch mehr Gründe: Die Mobilität nimmt zu. Söhne und Töchter wohnen oft hunderte von Kilometern vom Elternhaus entfernt. Wer soll sich, wenn sie einmal nicht mehr sind, um das Familiengrab im Heimatort kümmern? Auch deshalb fällt die Wahl immer öfter auf eine pflegearme Lösung – Urne, Gemeinschaftsgrabanlage – oder den Naturfriedhof.
Naturfriedhöfe werden beliebter
In der Bestattungsfrage hat der Pragmatismus Einzug gehalten: Urnenbestattungen sind günstiger als Erdbestattungen, die Kosten für die Bepflanzung entfallen ganz. Das genügt vielen als Argument. Doch es gibt noch mehr Gründe: Die Mobilität nimmt zu. Söhne und Töchter wohnen oft hunderte von Kilometern vom Elternhaus entfernt. Wer soll sich, wenn sie einmal nicht mehr sind, um das Familiengrab im Heimatort kümmern? Auch deshalb fällt die Wahl immer öfter auf eine pflegearme Lösung – Urne, Gemeinschaftsgrabanlage – oder den Naturfriedhof.