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Kooperation mit Turkish Airlines Lufthansa plant neue Billig-Tochter

Die Lufthansa will in den kommenden Jahren ihr Billigangebot ausbauen. Neben Germanwings soll es weitere Angebote geben - nicht nur in Europa, sondern weltweit.

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So schlank fliegt die Lufthansa in die Zukunft
DividendenstreichungDer Sparkurs der Lufthansa erreicht die Aktionäre. Für das abgelaufene Jahr behält Deutschlands größte Airline die Dividende ein. Für 2011 hatte die Lufthansa noch 25 Cent je Anteilschein ausgeschüttet. Es sei momentan wichtiger, alle verfügbaren Mittel ins Unternehmen zu investieren, begründete Konzernchef Christoph Franz die Streichung der Dividende. Quelle: dpa
FlotteFranz hält das Geld zusammen, um die Flotte zu erneuern. So soll die Flugzeug-Einkaufstour deutlich größer ausfallen als bislang geplant. Die Lufthansa beabsichtige, zusätzlich 108 neue Flugzeuge zum Listenpreis von rund neun Milliarden Euro zu bestellen. Die Verhandlungen mit den beiden Herstellern Airbus und Boeing liefen derzeit. Der Aufsichtsrat müsse die Ordern aber noch absegnen. Zusammen mit den bereits bestellten Maschinen steckt die Lufthansa damit bis 2025 rund 23 Milliarden Euro in die Anschaffung 239 neuer Flugzeuge. Moderne Maschinen fliegen deutlich sparsamer als ältere und sind in Zeiten, in denen die Tankrechnung einer der größten Kostenposten in den Bilanzen der Airlines sind, von Vorteil. Quelle: dpa
Obwohl Christoph Franz bereits vor seiner Berufung zum Lufthansa-Chef einen grundlegenden Umbau der Fluglinie anmahnte, kam die Renovierung von Europas größter Airline zunächst kaum voran. Und was kam, wirkte nicht wie der von Franz versprochene Kulturwandel in Richtung der schlankeren Billigflieger wie Easyjet oder Emirates aus Dubai, sondern eher wie klassische Kostensenkungen, etwa die Entlassung von bis zu 3.500 Mitarbeitern. Inzwischen hat Score jedoch Fuß gefasst. Dabei arbeitet das Renovierungsteam auf drei Ebenen: innerhalb der einzelnen Tochtergesellschaften, übergreifend bei den fünf großen Fluglinien und schließlich mit Projekten quer durch den ganzen Konzern. Quelle: REUTERS
GermanwingsDas in Deutschland sichtbarste Score-Projekt ist der Umbau des Fluggeschäfts innerhalb Europas. Hier beschränkt sich die Lufthansa künftig auf die Flüge von und nach Frankfurt und München. Alle anderen Strecken soll künftig der konzerneigene Billigflieger Germanwings übernehmen. Das soll ab dem kommenden Jahr mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr sparen, weil die Kölner Discountlinie effizienter arbeitet und pro Passagier und Flugkilometer nur rund die Hälfte der großen Mutter ausgibt. Dafür sorgen eine kleinere Verwaltung, mehr Berufsanfänger mit niedrigeren Gehältern und weniger teure Wartezeiten an den Flughäfen. Der Kunde soll davon nichts merken, weil Germanwings künftig eine Art Business Class erhält, deren Passagiere wie bei der Mutter Gratisverpflegung sowie Bonusmeilen bekommen und in die Lounges dürfen. Doch die Kunden sehen den Wechsel als Rohrkrepierer. Denn den besseren Service bietet Germanwings 2.0 erst ab Juli. Doch um Geld zu sparen hat sich Lufthansa an vielen Flughäfen bereits zurückgezogen, so dass die bisher umsorgten Vielflieger mit Silber- und Goldkarten in Köln oder Hamburg plötzlich zwischen gewöhnlichen Touristen am Check-in, Sicherheitskontrolle oder Flugsteig warten müssen. Doch das soll sich ändern. BRINGT: bis zu 300 Millionen Euro Quelle: dpa
AustrianBei Sparprogrammen ging die Lufthansa mit ihren Mitarbeitern bisher eher freundlich um. Dass die Linie nicht nur Ponyhof kann, zeigte sie bei der Score-Renovierung von Austrian Airlines. Als die Belegschaft der chronisch defizitären Tochter nicht mitzog, packte der neue Austrian-Chef Jaan Albrecht alle Beschäftigten kurzer Hand in die Regionaltochter Tyrolean Airways, die ihren Leuten im Schnitt etwa 30 Prozent weniger zahlte. Gleichzeitig kappte er die Flotte und das Streckennetz beträchtlich und nötigte den Lieferanten deutliche Rabatte ab.  Darum flog die neue Austrian im vergangenen Sommer sogar profitabler als die Lufthansa selbst. Der Peitsche folgen nun Investitionen in neue Sitze und ein besseres Unterhaltungsprogramm. BRINGT: Mindestens 100 Millionen Euro  Quelle: REUTERS
SwissWeil die Swiss seit ihrer Übernahme durch die Lufthansa vor gut sechs Jahren immer profitabler flog als der Rest des Lufthansa-Konzerns, kommt die Schweizer Tochter fast ungeschoren davon. Sie soll vor allem im Frachtgeschäft durch eine engere Zusammenarbeit mit Lufthansa-Logistik-Tochter Synergien heben. Stattdessen darf sie zeigen, dass Score nicht nur Kostensenkung ist. Sie holte Teile der Wartung von Zulieferern ins Unternehmen zurück, weil das dank mehr Flexibilität letztlich für niedrigere Kosten  sorgt. Dazu dürfen die Eidgenossen in Genf eine Art kleine Airline aufmachen, die dann mit einem Service à la Romande um die zahlungskräftigen Kunden aus den internationalen Organisationen oder der Finanzbranche wirbt. BRINGT: Bis zu 50 Millionen Euro Quelle: REUTERS
LSG SKY ChefsDie Flugküchen der Lufthansa haben schon vor dem Start des Score-Programms kräftig umgebaut. Doch weil die großen Fluglinien im Schnitt immer weniger für die Verpflegung ihrer Passagiere ausgeben, reicht das noch nicht. Darum schließt die LSG ihren Betrieb in Nürnberg und kocht für Flüge ab Franken künftig aus München. Darüber hinaus spezialisieren sich die Betriebe in Hannover sowie Hamburg stärker und lassen sich Teile von der jeweils anderen liefern. In Frankfurt prüft die größte Küche in den Arbeitgeberverband  des Logistikgewerbes zu wechseln, weil dort die Löhne niedriger sind. BRINGT: Gut 100 Millionen Euro Quelle: dpa

Low-Cost-Offensive: Die Lufthansa will mit einer neuen Billig-Airline im Wettbewerb mit Ryanair und arabischen Rivalen wie Emirates wieder die Oberhand gewinnen. Für den Europa-Verkehr werde neben Germanwings unter der Marke Eurowings eine neue Günstig-Fluglinie geplant, sagte Konzernchef Carsten Spohr am Mittwoch im südhessischen Seeheim. An den Start gehen solle die Airline, die auf bis zu 23 Mittelstrecken-Jets ausgebaut werden könnte, im nächsten Frühjahr.

Lufthansa plant, die verschiedenen Wings-Gesellschaften in einer Holding zusammmenzufassen, die ihren Sitz wahrscheinlich nicht in Deutschland haben werde. In Frage kämen die Kernmärkte Schweiz, Österreich oder Belgien, sagte Spohr. Bislang fliegt Eurowings mit kleineren Bombardier-Jets ausschließlich im Auftrag der Germanwings und ist laut Spohr wegen geringerer Pilotengehälter noch einmal kostengünstiger als diese. Germanwings operiert zu etwa 20 Prozent geringeren Kosten als die Lufthansa-Passage und soll 2015 in die schwarzen Zahlen fliegen.

Zusätzlich werde auch für Langstrecken-Flüge eine neue Günstig-Plattform geplant, sagte Spohr - entweder im Alleingang oder mit einem Partner. "Turkish Airlines ist ein potenzieller Partner und wir sind in sehr fortgeschrittenen Gesprächen." Die Entscheidung solle im Herbst fallen.

Carsten Spohr: Pilot und Lufthansa-Kenner

Zudem werde geprüft, inwiefern bis zu sieben A340-Langstrecken-Flieger zu niedrigeren Kosten auf neuen Strecken oder von der Streichung bedrohten eingesetzt werden können. Eine Partnerschaft mit Air China soll die Stellung der Lufthansa auf dem wachsenden chinesischen Markt absichern.

Große Probleme

Parallel zur Billig-Offensive will Carsten Spohr die Kernmarke Lufthansa in Richtung Fünf-Sterne-Airline ausbauen. Geplant sind etwa besserer Service und gehobenes Catering in der Business-Klasse. Lufthansa müsse wieder der Maßstab der Branche sein. Der Lufthansa-Chef kündigte ein zusätzliches Investitionspaket von rund 500 Millionen Euro an, aus dem unter anderem ein Innovationszentrum in Berlin gegründet werden soll.

Spohr steuert den Lufthansa-Konzern seit gut zwei Monaten und muss zentrale Probleme lösen, um auf dem harten Markt in Zukunft bestehen zu können. Die Zeichen stehen schlecht. Anfang Juni kassierte er bereits die Gewinnversprechen seines Vorgängers Christoph Franz.

Auf den Kurzstrecken in Europa ist der Wettbewerb hart. Billigflieger wie Easyjet und Ryanair drücken auf die Preise und werben der Lufthansa nicht nur Touristen sondern auch Geschäftsleute ab. Auf den Langstrecken muss sich Lufthansa mit staatlichen gestützten Linien wie Emirates, Qatar oder Etihad messen - und zieht dabei zumeist den Kürzeren. Und auch bei Flügen über den Atlantik nimmt die Konkurrenz durch Air France-KLM und amerikanische Airlines zu.

Ein Lichtblick sind die Passagier-Zahlen: Die Lufthansa-Gruppe hat im ersten Halbjahr etwas mehr Fluggäste befördert als im Vorjahr, obwohl weniger Flüge durchgeführt wurden. Die Zahl der Fluggäste legte von Januar bis Juni um 0,8 Prozent auf knapp 50 Millionen zu. Insgesamt sank die Zahl der Flüge konzernweit um 2,2 Prozent auf 491.000. Dabei waren die Passagierflugzeuge wie im Vorjahr zu 78,1 Prozent ausgelastet. Unter anderem habe der Streik der Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ Anfang April zu Flugausfällen geführt.

Bei der Fracht stieg die Auslastung leicht auf knapp gut 70 Prozent, weil das Angebot gegenüber dem Vorjahr gekürzt wurde. Dabei wurden 807.000 Tonnen Fracht und Post transportiert (minus 3,8 Prozent).

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