Und die Passagiere? Die haben es trotz der Meuterstimmung hinter den Kulissen auf dem „Grand Hotel auf See“ noch immer höchst bequem. Die Atmosphäre ist gediegen und nostalgisch. Es wurde renoviert: Die Kabinen wurden aufgehübscht, Teakplanken an Deck, Bäder, Teppiche, Überzüge und Vorhänge erneuert, Flachbildschirme hielten endlich Einzug. Ex-ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser organisiert seit Kurzem die „Deutschland-Tage“, die das Profil des Bordprogramms mit honorigen, intellektuellen Gästen schärfen sollen. Vor allem aber haben die Gäste der Deutschland reichlich Platz, anders als auf den Mittelklasse-Massenschiffen mit 5000 und mehr Passagieren, die in den vergangenen Jahren vom Stapel liefen.
Das neue Nobelschiff
STX Europe in St. Nazaire
Geschätzt 300 bis 400 Mio. Euro
225,38 Meter
26,70 Meter
Maximal 516
28 bis 99 Quadratmeter
Deutsch
Mai 2013 von Hamburg nach Lissabon
Vermutlich Bahamas
Ein Problem könnte allerdings nur sehr viel Geld lösen: Außenkabinen mit Privatbalkons gehören heute zum Kreuzfahrt-Standard. Auf dem Traumschiff bieten das nur einzelne Suiten auf Etage acht, dem sogenannten Admirals-Deck.
Der Charakter zählt
Vielen Gästen, allen voran den „Repeatern“ genannten Stammgästen, ist das egal. Die meisten Passagiere sind älter als 60 Jahre und für Veränderungen nicht zu haben. Als beispielsweise im „Alten Fritz“, der Raucherbar auf Deck sieben, in der ökotrophologisch ambitionierten Ära der vegetarisch lebenden Deilmann-Schwestern Frikadellen und Schmalzbrote gestrichen wurden, ging ein Aufschrei der Empörung durchs Schiff. Die Kombüse briet rasch wieder Buletten. Die Gäste an Bord sind in der Mehrzahl gegen maltesische Abenteuer.
Der nationale Schmerz soll sich – so hofft der Reeder – indes in Grenzen halten, zumal andere berühmte „deutsche“ Kreuzfahrtschiffe längst ausländisch beflaggt sind. Die MS Europa von Hapag-Lloyd, branchenintern als Luxuskreuzfahrer par excellence berühmt, schippert unter bahamaischer Billigflagge. Die Aida-Flotte, weniger elitär, ist in Italien registriert, TUIs Mein Schiff 1 in – Malta.
Also alles halb so schlimm, glaubt deswegen Markus. „Die Leute sagen ‚Flagge‘ und meinen ‚Charakter‘“ – und charakterlich werde die Deutschland auch nach Abschluss der olympischen Reise deutsch bleiben. „Traumschiff“-Produzent Wolfgang Rademann geht noch einen Schritt weiter: Bei ihm im Film soll weiter die deutsche Flagge wehen – „und wenn ich sie selber hochziehe“.