Kreuzfahrt Deutschlands Traumschiff geht an Malta

Seite 2/4

Kosten made in Germany

Die größten Kreuzfahrt-Anbieter
Platz 1Die amerikanische Reederei Royal Caribbean ist der weltweit größte Anbieter von Kreuzfahrten. Die Schiffe der Royal-Caribbean-Flotte verfügen laut Cruisemarketwatch über eine Kapazität von 62.220 Betten. Mit der „Allure of the Seas“ (im Bild) und dem nur etwas kleineren Schwesterschiff „Oasis of the Seas“ hat die Reederei zudem die beiden größten Kreuzfahrtschiffe der Welt in seinen Reihen. Quelle: dapd
Platz 2Mit einer Kapazität von 62.000 Betten liegt die Carnival Cruise Lines nur knapp dahinter. Im Bild fährt die „Carnival Valor" publikumswirksam am berühmten Miami Beach vorbei. Quelle: ap
Platz 3Die „Golden Princess“ kann bis zu 2.600 Gäste gleichzeitig beherbergen. Die gesamte Flotte der Princess Cruises verfügt über eine Kapazität von 36.780 Gästebetten. Quelle: ap
Platz 4Die viertgrößte Reederei für Kreuzfahrten ist die italienische Costa Cruise Lines mit 36.480 Betten. Zu ihr gehört auch die Costa Concordia, die vor der toskanischen Küste gekentert ist. Im Bild ist die „Costa Favolosa" vor dem Hafen von Triest. Dort wurde das Schiff am 2. Juli 2011 im Rahmen der Feier zum 150. Geburtstag Italiens getauft. Quelle: dpa
Platz 5Die Reederei MSC Cruise kann weltweit bis zu 27.750 Gäste gleichzeitig auf einem ihrer Schiffe willkommen heißen. Die MSC Melody (im Bild) geriet 2009 in die Schlagzeilen, als das Schiff vor den Seychellen von Piraten angegriffen wurde. Die Attacke konnte aber von Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma abgewehrt werden, die extra für die gefährliche Passage angeheuert wurden. Quelle: Pressefoto
Platz 6Auf noch 26.280 Betten kommt die Norwegian Cruise Line. Im Bild ist die „Norwegian Jewel“ zu sehen, wie sie von der Meyer-Werft in Papenburg in die Nordsee geschleppt wird. Für die Passage im August 2005 wurde extra die schmale Ems aufgestaut, damit das 294 Meter lange und 400 Millionen Euro teure Schiff überhaupt den Fluss durchfahren konnte. Quelle: dpa
Abgeschlagen ist der deutsche Vertreter Tui Cruises mit 3.780 Betten. Die erst im Jahr 2008 gegründete Reederei verfügt im Moment auch nur über zwei Schiffe, die sie der Reederei Celebrity Cruises abgekauft hat. Die beiden Schiffe tragen die Namen "Mein Schiff 1" und "Mein Schiff 2". Tui Cruises ist ein Joint Venture von Tui und der Royal Caribbean, die jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Quelle: dapd

Kosten stecken auch hinter dem Registerwechsel des Deilmann-Schiffs. Seit zwei Jahren ist Aurelius, eine Finanzholding mit Sitz im küstenfernen Grünwald bei München und einem Jahresumsatz von gut einer Milliarde Euro, Eigner der Deutschland. Finanzholdings sind nicht für Altruismus und Knuffigkeit berühmt, sondern für ihr legitimes Gewinnstreben. Das Fahren unter deutscher Flagge mag für manchen Gast patriotisches Ideal sein, es ist aber auch teuer, da es deutsches Arbeitsrecht, deutsche Sozialgesetzgebung und andere bürokratische Spezialitäten made in Germany mit sich bringt.

Aurelius-Chef und -Großaktionär – und damit Traumschiff-Reeder – ist Dirk Markus. Er ist 41, studierte einst in St. Gallen, Kopenhagen und Harvard, machte bei McKinsey Karriere. Zwischendurch sammelte er als „Reiseleiter für Fahrradreisen“ Erfahrung. In seinem Auftreten – akkurater Haarschnitt, gesunder Teint, manierliche Umgangsformen – verkörpert er eine Art Schwiegermutterideal – oder das des Chefstewards.

Wann die EC-und Kreditkarten im Ausland nicht funktionieren

Das Deutsch-Soziale mag nett sein. Aber es sei nicht immer ganz einfach, heißt es bei Deilmann, einem philippinischen Crewmitglied die Freuden der gesetzlichen Rentenversicherung zu vermitteln. Die Reederei beteuert trotz Ausflaggung, dass „die Crew so deutsch bleibt wie bisher“. Was jedoch bedeutet: nicht so sehr. Ein beträchtlicher Teil der Traumschiff-Crew hat keineswegs einen deutschen Pass, sondern stammt – wie selbstverständlich auf Tausenden anderen Schiffen – aus Fernost, Osteuropa, Italien, der Schweiz.

Eine Hassliebe

Eine Art Hassliebe verbindet die Deutschland auch mit Mainz, Sitz des öffentlich-rechtlichen, Jahr für Jahr mit Milliarden subventionierten ZDF. Markus habe es schlicht satt gehabt, „als einziges Kreuzfahrtschiff der Welt GEZ-Gebühren zu zahlen“ – eben weil es als Schiff unter deutscher Flagge die Abgabe zahlen muss. Dass es wiederum ohne GEZ weder ZDF noch TV-Traumschiff gäbe, verleiht der Sache ein Geschmäckle. Der Vertrag zwischen Reederei und ZDF läuft mindestens noch bis 2015.

Die Ausflaggung markiert allerdings lediglich den bisherigen Höhepunkt in der Geschichte der Reederei aus der Lübecker Bucht, die seit der Jahrtausendwende immer wieder zum unternehmerischen Albtraum mutierte.Der Absturz des Air-France-Flugs 4590 am 25. Juli 2000 am Pariser Flughafen Charles de Gaulle kostete 109 Menschen an Bord der Concorde ihr Leben; die meisten wollten in New York eine Deilmann-Kreuzfahrt auf der Deutschland antreten. In den vergangenen zehn Jahren setzten Niedrig- und Hochwasser auf Europas Strömen die Flussschiffe der Reederei, als „kleine Traumschiffe“ gepriesen, außer Gefecht. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und nach der Lehman-Pleite 2008 wurden Gästereisen und Kreditzusagen kurzfristig storniert. Und zuletzt geriet das Schiff am 23. Mai 2010 im norwegischen Eidfjord in Brand.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%