Kosten stecken auch hinter dem Registerwechsel des Deilmann-Schiffs. Seit zwei Jahren ist Aurelius, eine Finanzholding mit Sitz im küstenfernen Grünwald bei München und einem Jahresumsatz von gut einer Milliarde Euro, Eigner der Deutschland. Finanzholdings sind nicht für Altruismus und Knuffigkeit berühmt, sondern für ihr legitimes Gewinnstreben. Das Fahren unter deutscher Flagge mag für manchen Gast patriotisches Ideal sein, es ist aber auch teuer, da es deutsches Arbeitsrecht, deutsche Sozialgesetzgebung und andere bürokratische Spezialitäten made in Germany mit sich bringt.
Aurelius-Chef und -Großaktionär – und damit Traumschiff-Reeder – ist Dirk Markus. Er ist 41, studierte einst in St. Gallen, Kopenhagen und Harvard, machte bei McKinsey Karriere. Zwischendurch sammelte er als „Reiseleiter für Fahrradreisen“ Erfahrung. In seinem Auftreten – akkurater Haarschnitt, gesunder Teint, manierliche Umgangsformen – verkörpert er eine Art Schwiegermutterideal – oder das des Chefstewards.
Wann die EC-und Kreditkarten im Ausland nicht funktionieren
Mit Maestro-Karten, die das Girokonto sofort belasten, können Bankkunden normalerweise weltweit zahlen oder Geld abheben. Besonders viele Vertragspartner und Geldautomaten stehen in Europa. Trotzdem funktionieren die Karten häufig nicht. Das kann mehrere Gründe haben. Vor Reiseantritt notieren sich Urlauber für alle Fälle Karten- und Kontonummer.
Bei jeder von einer EC-Karte ausgelösten Buchung läuft im Rechenzentrum der Banken eine Sicherheitssoftware mit, die Betrug frühzeitig erkennen und durch Kartensperren verhindern soll. Dabei kann es auch zu ungewollten Sperren kommen. Für Kunden ist es schwierig, sich darauf einzustellen. So zog ein Institut in Barcelona die Karte eines Studenten wegen auffälliger Bewegungen ein. Er hatte in kurzer Zeit zweimal hintereinander am selben Automaten Geld abgehoben.
Postbank, Deutsche Bank sowie einige Volks- und Raiffeisenbanken haben die Möglichkeit zur Überziehung bei den EC-Karten fürs außereuropäische Ausland gesperrt. De facto gilt hier ein Null-Limit. Kunden können es auf Anfrage vor einer Reise heraufsetzen lassen. Wer das nicht tut, steht womöglich mit leeren Händen da. Nötig ist dazu ein Anruf in der Filiale.
Ist das Konto im Minus, bewegt sich aber innerhalb des Verfügungsrahmens können Kunden im Inland problemlos Geld mit ihrer Karte ziehen. Im Ausland steht dieser Verfügungsrahmen bei manchen Banken plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Vor allem Länder außerhalb der Eurozone sind von dieser Regelung oft betroffen.
Neben Defekten an Chips oder Magnetstreifen ist ein weiterer Grund für das Nichtfunktionieren der Karten die Umstellung der Institute auf ein neues Bezahlsystem. So wird bei EC-Karten in Deutschland seit einigen Jahren mit dem Maestro-System bezahlt. Das ist ein Abbuchungsdienst vom Kreditkarten-Unternehmen MasterCard, das mittels Magnetstreifen funktioniert. Da Chipkarten als sicherer gelten, führen manche Institute so genanntes V-Pay ein, das Konkurrenz-Produkt von Visa. Vor allem die Postbank rüstet hier um. Wermutstropfen: Einkaufen mit der neuen Karte Glückssache. Denn längst nicht alle Händler haben umgerüstet. Und in beliebten Urlaubsländern wie den USA oder Ägypten funktioniert die Technik generell nicht.
Mit ihnen kann man grundsätzlich weltweit zahlen, solange Vertragspartner und Bankautomaten die jeweiligen Karten annehmen. Zum Geldabheben sind Kreditkarten allerdings meist teurer als EC-Karten. Zudem wird selten beim Bezahlen im Inland der PIN verlangt. Viele Kreditkartenbesitzer sollten sich ihre Geheimnummer daher vor dem Urlaub gut einprägen und sich vor Reiseantritt die Kartennummer notieren. Zudem sollten sie sicherstellen, dass die letzte Abrechnung bezahlt ist.
Manche Reiseveranstalter, Airlines und Hotels lassen bei einer Reservierung die entsprechende Summe oft im Voraus blocken. Dann ist der Rahmen schneller ausgereizt als gedacht.
Auch bei Kreditkarten sind auffällige Kontenbewegungen und die Auslieferung von defekten Karten ein Thema. Bei auffälligen Käufen oder Abhebungen können Sicherheitsbeamte ohne Nachfrage die Bezahlfunktion abstellen.
Sie können vor Antritt der Reise gegen Gebühr in der entsprechenden Landeswährung gekauft werden. Zahlreiche Geldinstitute nehmen sie weltweit an. Vorteil: Die Schecks sind versichert und werden bei Verlust vor Ort binnen 24 Stunden ersetzt, sofern sich der Kunde als Käufer ausweisen kann.
Auch wenn es verpönt ist, Cash gehört in jede Urlaubskasse. In einigen Ländern gelten allerdings Obergrenze für die Einführung von Devisen.
Wenn alle Stricke reißen, das Portemonnaie futsch ist und Urlauber ohne Geld dastehen, besteht die Möglichkeit einer Blitzüberweisung. Der Finanzdienstleister Western Union bietet sie in Zusammenarbeit mit der Postbank und der Reisebank an. Auch MoneyGram ist hier in Kooperation mit den Sparkassen tätig. Damit kann binnen weniger Minuten Geld von einer Postfiliale an eine Auszahlstelle im Urlaubsland überwiesen werden. Wer nicht selbst Online-Kunde bei der Postbank ist, braucht eine Vertrauensperson, die während des Urlaubs in Deutschland ist und sich in eine Postfiliale begeben kann. Nach dem Ausfüllen eines Formulars informiert sie den Urlauber über die Auftragsnummer und teilt mit, wo er sich sein Geld auszahlen lassen kann. Der Empfänger sucht die Agentur auf und erhält mit der Auftragsnummer und der persönlichen Identifikation das Geld.
Das Deutsch-Soziale mag nett sein. Aber es sei nicht immer ganz einfach, heißt es bei Deilmann, einem philippinischen Crewmitglied die Freuden der gesetzlichen Rentenversicherung zu vermitteln. Die Reederei beteuert trotz Ausflaggung, dass „die Crew so deutsch bleibt wie bisher“. Was jedoch bedeutet: nicht so sehr. Ein beträchtlicher Teil der Traumschiff-Crew hat keineswegs einen deutschen Pass, sondern stammt – wie selbstverständlich auf Tausenden anderen Schiffen – aus Fernost, Osteuropa, Italien, der Schweiz.
Eine Hassliebe
Eine Art Hassliebe verbindet die Deutschland auch mit Mainz, Sitz des öffentlich-rechtlichen, Jahr für Jahr mit Milliarden subventionierten ZDF. Markus habe es schlicht satt gehabt, „als einziges Kreuzfahrtschiff der Welt GEZ-Gebühren zu zahlen“ – eben weil es als Schiff unter deutscher Flagge die Abgabe zahlen muss. Dass es wiederum ohne GEZ weder ZDF noch TV-Traumschiff gäbe, verleiht der Sache ein Geschmäckle. Der Vertrag zwischen Reederei und ZDF läuft mindestens noch bis 2015.
Die Ausflaggung markiert allerdings lediglich den bisherigen Höhepunkt in der Geschichte der Reederei aus der Lübecker Bucht, die seit der Jahrtausendwende immer wieder zum unternehmerischen Albtraum mutierte.Der Absturz des Air-France-Flugs 4590 am 25. Juli 2000 am Pariser Flughafen Charles de Gaulle kostete 109 Menschen an Bord der Concorde ihr Leben; die meisten wollten in New York eine Deilmann-Kreuzfahrt auf der Deutschland antreten. In den vergangenen zehn Jahren setzten Niedrig- und Hochwasser auf Europas Strömen die Flussschiffe der Reederei, als „kleine Traumschiffe“ gepriesen, außer Gefecht. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und nach der Lehman-Pleite 2008 wurden Gästereisen und Kreditzusagen kurzfristig storniert. Und zuletzt geriet das Schiff am 23. Mai 2010 im norwegischen Eidfjord in Brand.