Kreuzfahrtmarkt Luxuriöse Entspannung auf hoher See boomt

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Schrille Ideen

Für ihre Neubauten lassen sich die Planer in den Reedereien immer neue Gimmicks einfallen. Die neuen TUI-Dampfer können mit den größten Swimming Pools (25 Meter lang) und den größten Saunen auf See aufwarten, die Klanghaus genannten Akustik-Studios bieten Konzerterlebnisse wie an Land. Die „Aida Prima“ hat einen kompletten Klettergarten, im Winter wird eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen eingerichtet. Andere Reedereien bieten ihren Passagieren Parks mit echten Bäumen und Kinderkarussell oder gläserne Gondeln, die an langen Teleskopauslegern hoch über den Wellen ausgeschwenkt werden.

Die spektakulärsten Kreuzfahrten
Oviation of the Seas Quelle: Presse
Seabourn Encore Quelle: Presse
Yoga-TourAuch deutsche Kreuzfahrtunternehmen haben die Sport-Kreuzfahrten für sich entdeckt: Tui Cruises startet dieses Jahr mit der ersten Yoga-Fahrt. Fußball-, Tauch- oder Golfreisen gibt es schon lange. Der Hamburger Fußballclub St. Pauli nutzt Kreuzfahrtschiffe als Trainingscamp für Kinder. Quelle: Presse
Gay-Cruise Quelle: Presse
Cougar-Kreuzfahrten Quelle: Fotolia
Full Metal Cruise Quelle: obs
FKK-KreuzfahrtenLiebhaber der Freikörperkultur (FKK) können das Nacktsein auch auf bestimmten Kreuzfahrten ausleben. Und das in einem ganz besonderen Ambiente: Der Royal Clipper ist ein 135 Meter langes 5-Mast-Segelschiff, das Platz für 227 Passagiere bietet. Auf dem Vier-Sterne-Luxus-Kreuzfahrtschiff fallen alle Hüllen: diese FKK-Kreuzfahrt ist nur für Nudisten, Paare und Singles ab 18 Jahren ausgelegt. Entlang der Adria werden sechs Länder mit FKK-freundlichen Häfen angesteuert: Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Griechenland und Italien. Neben den zahlreichen Landausflügen gibt es drei Swimmingpools und Liegestühle, ein Spa- und Fitness Center, eine Bibliothek und eine am Heck befestigte Wassersportplattform. Die Kabinen sind in acht verschiedenen Kategorien buchbar. Die nächste Abfahrt ist Ende Mai dieses Jahres. Quelle: Presse

Gleichzeitig versuchen sie, neue Zielgruppen zu erschließen, die bisher Schiffsreisen gemieden haben. Erfolgreich etabliert haben sich Rainbow-Cruises für Gays und Lesben. Auf dem US-Markt ist die Zielgruppenansprache noch spitzer: Angeboten werden zum Beispiel auch Kreuzfahrten speziell für FKK-Fans oder für Swinger-Paare.

Längst geht es nicht mehr darum, auf Kreuzfahrten nur fremde Häfen und Länder zu entdecken – das Schiff wird immer mehr selbst zum Ziel, die Gäste müssen mit immer neuen Ideen an Bord bespaßt werden.

Durch Themen-Kreuzfahrten etwa: Die „Kanaren mit Madeira“-Kreuzfahrt der "Mein Schiff 2" Ende Februar 2017 steht zum Beispiel unter dem Motto "Kiez meets Comedy". Stargäste sind der Stand-up-Komiker Matze Knop und die Hamburger Travestie-Ikone Olivia Jones. Abgerundet wird das Programm mit Comedy-Coachings, Schminkkursen und Burlesque-Workshops.

TUI Cruises hat Erfahrung mit schrillen Themen-Ideen: Legendär ist der Erfolg der gerade zum vierten Mal durchgeführten „Full Metal Cruise“ mit 2000 Metal Fans auf „Mein Schiff 1“. Wacken auf der Ostsee: Auf drei Bühnen spielten zwei Dutzend Bands auf der Fahrt von Hamburg, über Oslo und Kopenhagen nach Kiel – inklusive Dosenbier, Metal-Karaoke und Tattoo-Studio.

Die nächste Full Metal Cruise startet am 20. April 2017 in Palma de Mallorca. Wer dafür noch keine Buchung hat, muss noch ein Jahr warten. Mindestens: Die bisherigen Metal-Reisen waren jeweils eine gute Viertelstunde nach Freischaltung der Buchungskanäle komplett ausverkauft.

Doch auch den erfolgsverwöhnten Kreuzfahrtanbieter bläst ab und an der Gegenwind ins Gesicht. Die Organisation von Landausflüge, die sich die Reedereien gut bezahlen lassen und die zusätzlichen Umsatz schaffen, wird für Megadampfer mit 6000 Passagieren zu einer immer komplizierteren logistischen Herausforderung. Wegen der vielen neuen Schiffe wird es in den Häfen im Mittelmeer oder in der Karibik immer enger. Und auch die Kreuzschifffahrt spürt die Folgen politischer Unsicherheit: Bestimmte Ziele – wie im Moment türkische und viele nordafrikanische Häfen – werden aus Angst vor Terroranschlägen gänzlich aus den Fahrplänen gestrichen.

Worauf man bei der Kreuzfahrt-Buchung achten sollte

Für Diskussionsstoff sorgen auch immer mal wieder die Arbeitsbedingungen, unter denen die Crews an Bord arbeiten. Bei Aida oder TUI Cruises unterliegen zum Beispiel nur Offiziere und Führungskräfte aus dem Hotel- und Restaurantbereich deutschem Arbeitsrecht. Der Rest wird über internationale Dienstleister wie SeaChefs vor allem in Asien angeheuert – zu Löhnen, die im Vergleich zum deutschen oder europäischen Arbeitsmarkt erschreckend niedrig sind.

Nach Recherchen der Wochenzeitig „Die Zeit“ verdienen manche Mitarbeiter der auf Malta registrierten „Mein Schiff 2“ zum Beispiel gerade mal 770 Dollar im Monat – bei mehr als 300 Arbeitsstunden. Aida-Service-Kräfte kommen auf 700 bis 900 Dollar. Die Reedereien halten dagegen, dass die Löhne in den jeweiligen Heimatländer viel niedriger sein – auf den Philippinen zum Beispiel bei nur 150 bis 250 Dollar für vergleichbare Tätigkeiten.

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