Kreuzfahrtmarkt Luxuriöse Entspannung auf hoher See boomt

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Wachstumstreiber Kreuzfahrten

Das Angebot für Seereisende ist riesig und passt zu jedem Geschmack und Geldbeutel. Die im März kommenden Jahres startende 89-Tage-Kreuzfahrt durch die Karibik in einer der 225 zwischen 27 und 156 Quadratmeter großen Veranda-Suiten auf der „Seabourne Sojourn“ – der Luxuskreuzfahrtanbieter Seabourne mit seinen vergleichsweise kleinen Schiffen gehört wie Aida zur Carnival-Gruppe – kostet schlappe 38000 Euro pro Person, soviel wie ein Mittelklassewagen. Dafür wird aber einiges geboten: 24-Stunden-Butler-Service sind ebenso inklusive wie die Minibar mit Jahrgangschampagner, Sterling-Kaviar vom weißen Stör oder Hummer-Barbecues am Strand.

Die neue Aidaprima
Rückkehr nach DeutschlandAm 14. März 2016 übernahm Aida Cruises mit der Aida Prima den ersten Neubau einer neuen Schiffsgeneration von der japanischen Werft Mitsubishi Heavy Industries in Nagasaki. Zuvor hatte die Reederei ihre Schiffe bei Meyer im emsländischen Papenburg bauen lassen, wo das sogenannte „Clubschiff“-Konzept ursprünglich entwickelt wurde. Nachdem Mitsubishi beim Bau der Aida Prima und des Schwesterschiffs Aida Perla (Auslieferung Frühjahr 2017) einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar einfuhr, werden sich die Japaner aus diesem Geschäft wieder zurückziehen. Die nächsten Kreuzfahrtschiffe wird Aida nun wieder an der Ems bauen lassen. Quelle: C. Kursawe
Höhepunkt in HamburgDie Aida Prima, das elfte Mitglied der Flotte mit dem Kussmund, wird am 7. Mai 2016 als glanzvoller Höhepunkt des 827. Hafengeburtstag Hamburg von Emma Schweiger getauft. Das Schiff kostete bei Mitsubishi 650 Millionen Dollar. Die Auslieferung musste – unter anderem wegen mehrerer Brände auf der Werft – zweimal verschoben werden. Quelle: C. Kursawe
Optimistische ZieleFelix Eichhorn, Präsident von Aida Cruises: „Vor 20 Jahren ist Aida mit dem Konzept der modernen Kreuzfahrt gestartet. Wir betreten wiederum Neuland und bieten als erste Reederei ganzjährig Kreuzfahrten ab Deutschland an. An Bord von Aida Prima sei man vom schlechten Wetter völlig unabhängig. Das Schiff ist dazu mit Erlebniswelten ausgestattet. Insider bezweifeln aber, dass die Reederei die Aida Prima in der kalten Jahreszeit voll bekommt. Quelle: C. Kursawe
Rundreise durch EuropaHamburg ist ab 30. April 2016 Start- und Zielhafen für siebentägige Rundreisen von Aida Prima zu den westeuropäischen Metropolen London/Southampton, Paris/Le Havre, Brüssel/Zeebrügge und Rotterdam. Quelle: C. Kursawe
Kabinen mit allem KomfortDas Schiff verfügt über 1.647 Kabinen, bei denen 14 Varianten zur Auswahl stehen. 77 Prozent aller Gästekabinen verfügen über eine Veranda – mit einem sechs bis zwölf Quadratmeter großen Sonnenbereich, der Platz für bis zu zwei Liegen bietet. Quelle: C. Kursawe
„Activity Deck“ und „Lazy River“Bei der Gestaltung der neuen „Activity-Decks“ standen die Elemente Wasser, Luft, Erde und Feuer Pate: Über vier Decks verläuft die Doppel-Wasserrutsche Racer. Gäste können sich dort aber auch treiben lassen auf dem Lazy River. Zudem bietet das Schiff einen Klettergarten in luftiger Höhe, ein Sportdeck, auf dem man ebenerdig verschiedenen Sportarten nachgehen kann. Auch Public Viewing auf einer riesigen LED-Wand wird geboten. Damit man sich jeden Tag und zu jeder Jahreszeit an Deck vergnügen kann, hat das sogenannte „Four Elements“ ein auffahrbares Foliendach und ist damit wetterunabhängig. Quelle: C. Kursawe
Neue KinderfreundlichkeitDie schwimmende Eisbahn auf dem Sportdeck von Aidaprima ist ein weiteres Highlight in den vielfältigen Freizeit- und Sportangeboten an Bord. Erstmals gibt es neben dem Kids- und Teens Club zudem auch einen Mini Club für die Betreuung von Kleinkindern ab 6 Monaten. Quelle: C. Kursawe

Ähnlich in der Preislage wie im Komfort sind die Luxuskreuzfahrten der TUI-Tochter Hapag-Lloyd Cruises. Für Gäste, die beim Captain’s Dinner gern mal große Garderobe und schwere Klunker ausführen, ist die „Europa 1“ das richtige Schiff. Eher leger und ungebrezelt, allerdings nicht minder luxuriös, ist das Freestyle-Cruising auf der „Europa 2“ positioniert. Und wer in Daunen-Jacke und dickem Norweger-Pulli durch die Antarktis kreuzen will, um Pinguine zu beobachten, geht auf eines der Expeditionsschiffe.

Deutsche Kreuzfahrer sind auf den US-Spaßdampfern des Weltmarktführers Carnival anzutreffen, wo in den Casinos rund um die Uhr die einarmigen Banditen rattern und auf den Traditionsschiffen von Cunard. Im Cafe Carinthia der „Queen Elizabeth“ servieren livrierte Kellner wie auf der ersten und letzten Reise der „Titanic“ Scones mit Clotted Cream und Gurken-Sandwiches zum Afternoon Tea. Allein reisende Damen werden im Yacht Club von "Dance Hosts" genannten Herren reiferen Alters zum Foxtrott aufgefordert.

Eher am anderen Ende der Preisskala ist die schon etwas betagtere Flotte von Phoenix Reisen unterwegs, zu der auch das ehemalige, zwischenzeitlich wegen Insolvenz der Deilmann-Reederei stillgelegte Traumschiff „Deutschland“ gehört. Eine 140-Tage-Weltreise in einer Vier-Bett-Innenkabine auf einem der Schiffe ist schon für knapp 10.000 Euro zu haben. Bei einigen Reisen ist sogar der Glamour-Faktor inklusive: Wer will, kann bei der TV-Serie „Verrückt nach Meer“ als Komparse mitwirken – auch die siebte Staffel entsteht an Bord der Phoenix-Schiffe.

Die beiden erfolgreichsten Konzepte im deutschen Massenmarkt für Kreuzfahrten bieten aber Marktführer Aida und die erst 2008 an den Start gegangene Mein-Schiff-Flotte von TUI Cruises. Beide Anbieter sind im Segment des sogenannten Free-Style-Cruising angesiedelt – ohne Kleidervorschriften, mit großen Sport- und Spa-Bereichen, mit großzügigen Buffet-Restaurants und speziellen Angeboten für Kinder und Jugendliche.

Die Kabinengröße bei beiden Anbietern ist ähnlich, allerdings sind Ambiente und Design der „Mein Schiff“-Flotte gediegener. Preislich hat sich TUI Cruises um einiges oberhalb der Aida-Clubschiffe positioniert, bietet dafür allerdings auch deutlich mehr Service und Qualität: In den meisten der insgesamt 13 Restaurants wird am Tisch bedient, es gibt täglich wechselnde, mehrgängige Menüs, die Zuschläge für besondere Speisen oder Getränke sind moderat, Cocktails und andere Alkoholika in der Regel inklusive.

Kreuzfahrten werden immer beliebter

Für die TUI sind Kreuzfahrten einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Ein Großteil der 1,2 Milliarden Euro, die der größte europäische Touristikkonzern beim Verkauf seiner Bettenbank Hotelbeds erlöst hat, soll in neue Dampfer investiert werden: „Mit dem Erlös wollen wir den Wachstumskurs bei unseren Hotels und Kreuzfahrten stärken“, sagt TUI-Chef Fritz Joussen. Und auch bei Aida wird weiter investiert: Zusammen mit der italienischen Schwesterreederei Costa, unter deren Dach das Carnival-Europa-Geschäft organisiert ist, haben die Rostocker zwei Neubauten bestellt.

Weltweit wurden in den vergangenen fünf Jahren 34 neue Schiffe gebaut, bis Ende dieses Jahrzehnts kommen noch mal 47 dazu – die meisten ähnlich dimensioniert wie „Mein Schiff 5“ oder „Aida Prima“, manche mehr als doppelt so groß: Die im Mai fertig gestellte „Harmony oft the Seas“ von Royal Caribbean, das derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt, hat auf 16 Passagierdecks fast 2800 Kabinen und Platz für über 5500 Passagiere.

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