Krise der Deutschen Bahn Zweites Spitzentreffen soll Lösungen bringen

Deutsche Bahn: Zweites Spitzentreffen mit Andreas Scheuer Quelle: dpa

Der Verkehrsminister hat die Bahn-Spitze für Donnerstag erneut zum Rapport bestellt. Wie kann die Bahn konkret pünktlicher werden und einen besseren Service anbieten?

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die Führung der Deutschen Bahn sind am Donnerstagmorgen zu erneuten Gesprächen über Wege aus der Krise des Staatskonzerns zusammengekommen. Bahnchef Richard Lutz soll konkrete Maßnahmen vorstellen, wie die Züge pünktlicher und der Service verbessert werden können.

Scheuer hatte nach einem ersten Treffen am Dienstag in Berlin gesagt, für Bahnkunden solle es bis zum Sommer spürbare Verbesserungen geben. Wegen Staus auf dem Schienennetz, Baustellen und Mängeln bei den Fahrzeugen war 2018 im Jahresdurchschnitt jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn zu spät. Der Konzern verfehlte sein Ziel damit deutlich.

Der Bahn-Vorstand hatte im Dezember eine „Agenda für eine bessere Bahn“ mit Dutzenden Einzelmaßnahmen vorgelegt. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, die profitable Auslandstochter DB Arriva zu verkaufen, um Geld für Züge und Gleisnetz in Deutschland zu bekommen. Die Bahn ist hoch verschuldet und braucht weitere Milliarden, etwa zur Modernisierung ihres Netzes. Scheuer hatte außerdem Verbesserungen bei der komplizierten Struktur des Konzerns verlangt.

Die Deutsche Bahn räumt intern ein, dass sie die Verspätungen im Fernverkehr vor allem selbst zu verschulden hat. Pikantes Detail: Jeder ICE geht laut der Dokumente im Schnitt mit 21 Fehlern auf die Strecke.
von Christian Schlesiger

Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte vor dem Treffen vor zu hohen Erwartungen. Schnelle Lösungen könnten auch bei dem Treffen nicht gefunden werden, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der Deutschen Presse-Agentur. „Das meiste ist nur langfristig zu machen.“

Relativ schnell könne die Deutsche Bahn mehr Personal einstellen, etwa für eine bessere Wartung der Züge oder um mehr Lokführer zur Verfügung zu haben, sagte Naumann. Aber selbst das werde erst nach einem halben oder Dreivierteljahr wirksam, denn die neuen Mitarbeiter müssten erst einmal eingearbeitet werden. Bei der Information der Fahrgäste bei Störungen im Zugverkehr sowie in der Organisation, etwa bei Baustellen-Fahrplänen, könne man die Abläufe rasch verbessern.

Die meisten anderen Schwierigkeiten ließen sich nur langfristig und mit mehr Geld beheben. Den schleppenden Ausbau stark belasteter Strecken könne man nicht der Bahn ankreiden. Vielmehr hätten es Bundes- und Landespolitiker jahrelang versäumt, sich um die Infrastruktur der Schiene zu kümmern. „Die Probleme sind bekannt, die Projekte müssen nur umgesetzt werden“, sagte Naumann.

Der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte der Deutschen Presse-Agentur, ohne eine Stärkung des Schienengüterverkehrs könne die Bundesregierung ihre verkehrs- und umweltpolitischen Ziele nicht erreichen. „Ich verstehe die Klagen über schlechte Pünktlichkeitswerte im Personenverkehr. Nach meinem Eindruck aber konzentriert sich die politische Debatte zu sehr auf die Probleme der im Fernverkehr Reisenden.“ Nur wenn die Bundesregierung den Schienenverkehr insgesamt stärke, könne eine Trendwende gelingen.

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