




Erwartet werde nun noch ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von mindestens 2,4 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit - mindestens eine halbe Milliarde Euro weniger als bislang vorausgesagt. Schon Anfang August hatte die Post angesichts des kriselnden Frachtgeschäfts und von Streiks die Ebit-Prognose für 2015 zusammenstreichen müssen. Das laufende Jahr sei wie angekündigt ein "Jahr des Übergangs", versuchte Konzernchef Frank Appel die Anleger zu beruhigen.
Am Mittwochabend hieß es, für die ersten neun Monate seien Abschreibungen und Rückstellungen von insgesamt 345 Millionen Euro angefallen. Hinzu kämen Belastungen in einer Höhe von 200 Millionen Euro "überwiegend für rechtliche und regulatorische Sachverhalte". Einer Sprecherin zufolge gehören dazu etwa Abschreibungen auf nicht genutzte Flugzeuge, aber auch für die Finanzierung der Pensionsverpflichtungen für Beamte werde angesichts des niedrigen Zinsniveaus Vorsorge getroffen.
Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will
Auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß soll verringert werden: Bis 2020 will die Post ihre Energie-Effizenz um 30 Prozent verbessern. Vor kurzem kaufte der Dax-Konzern zum Beispiel den deutschen Elektroauto-Entwickler Streetscooter auf.
Die Aktie Gelb soll weiter steigen: Post-Chef Frank Appel möchte zur ersten Wahl für Anleger werden. Zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns sollen die Aktionäre jährlich als Dividende ausgeschüttet bekommen.
Auch die Kundenzufriedenheit soll steigen - auf über 80 Prozent. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche beschwerten sich allerdings vor allem deutsche Großkunden zuletzt über die Briefzustellung.
Der Gewinn ist die wichtigste Ziellinie in der Strategie 2020: Bis zum Ablauf der Frist will Appel fünf Milliarden Euro Plus machen. Dazu müsste er pro Jahr den Gewinn um acht Prozent steigern. Die Brief- und Paketsparte, die ihren Umsatz vor allem in Deutschland macht, soll drei Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr dazu beisteuern - das Expressgeschäft, die Logistik- und Speditionssparten müssen zehn Prozent mehr im Jahr verdienen.
Kein anderer Dax-Konzern hat so konkrete und zugleich so ehrgeizige Ziele.
In Deutschland hat der durch den Onlinehandel ausgelöste Paketboom die Deutsche Post weit nach vorne getrieben. Jetzt will der Bonner Konzern diesen Effekt auch in den Schwellenländern mitnehmen: Bis 2020 soll sich der Marktanteil in diesen Regionen von 22 auf 30 Prozent erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf Brasilien, Indien, China, Russland und Mexiko.
Auch bei den Mitarbeitern möchte die Post die erste Wahl sein. Ziel des Vorstand ist es, in den Mitarbeiterbefragung eine Zustimmungsquote von über 80 Prozent zu erlangen. Zuletzt lag die Quote bei ungefähr 70 Prozent.
Im weltweiten Frachtgeschäft hat die Post schon länger Probleme - seit gut zwei Jahren sinken dort die Gewinne. Konzernchef Frank Appel hatte Ende April persönlich die Verantwortung für die Sparte übernommen und will den Bereich auf Kurs bringen. Das Frachtgeschäft kämpft mit Gewinnrückgängen, ächzt unter hohem Wettbewerbsdruck und den Folgen interner Umbauten. Denn der Konzern hatte viel Geld in die Datenverarbeitung der Sparte gesteckt, die vor allem noch mit Dokumenten auf Papier arbeitet. Doch die Umstellung kommt nicht voran, 308 Millionen Euro muss die Post nun auf das Projekt abschreiben. Noch vor wenigen Monaten hatte der Konzern gehofft, diesen Schritt vermeiden zu können: "Wir haben bis jetzt 300 Millionen Euro für die Umstellung aktiviert. Die Chance, dass wir das alles abschreiben müssen, ist sehr gering", hatte Finanzchef Larry Rosen im August in einem Reuters-Interview dazu gesagt. Nun kommen auch noch Rückstellungen von rund 37 Millionen Euro hinzu.
"Wir verfolgen nach wie vor unverändert das Ziel, unser Frachtgeschäft zu erneuern", unterstrich Appel. Der Umbau soll weitergehen: "Dafür ergreifen wir nun weitere Maßnahmen, um die IT-Ausrichtung am Geschäft zu orientieren", fügte Appel hinzu. Der Konzern sei dazu weiter "in Gesprächen mit verschiedenen Dienstleistern".
Appel hofft aber weiter auf Besserung: "Wir ergreifen diese Maßnahmen, um unsere Ergebnisziele für 2016 und 2020 zu untermauern." Im kommenden Jahr will der Konzern danach seinen Gewinn deutlich in die Höhe schrauben: Dann soll der operative Ertrag um mindestens eine Milliarde Euro steigen, Appel stellte erneut ein Ebit von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro in Aussicht. Für Rückenwind könnte dabei auch eine Porto-Erhöhung in Deutschland sorgen. Die Post hatte jüngst angekündigt, das Briefporto im kommenden Jahr so deutlich anheben zu wollen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief soll das Porto zum Jahreswechsel etwa von derzeit 62 auf 70 Cent steigen. Die kriselnde Frachtsparte wird für die Deutsche Post zum Fass ohne Boden und zwingt den Konzern zur erneuten Absenkung seiner Gewinnprognose.