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Kriselnde Frachtsparte Post muss Prognose erneut senken

Die kriselnde Frachtsparte wird für die Deutsche Post zum Fass ohne Boden und zwingt den Konzern zur erneuten Absenkung seiner Gewinnprognose.

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Hilfe, mein Paket ist weg! Was tun?
Kann ich bestimmen, wo mein Paket landet?Zusteller dürfen Pakete nicht einfach so vor der Haustür abstellen - es sei denn, es liegt eine schriftliche Abstellerlaubnis vor, so die Zeitschrift „Test" der Stiftung Warentest. Mit dieser Erlaubnis muss der Empfänger die Annahme des Pakets nicht mehr per Unterschrift quittieren. Der Zusteller darf die Sendung stattdessen an einen vorher festgelegten Ort legen, beispielsweise in die Garage. Wird das Paket dann jedoch geklaut, haftet der Empfänger. Auch Transportschäden lassen sich in diesem Fall schwer reklamieren, da schlecht bewiesen werden kann, wer den Schaden verursacht hat. Wer sich dennoch für eine Abstellerlaubnis entscheidet, muss mit jedem Paketdienst einen separaten Ablagevertrag schließen. Quelle: dpa
Laut ihren Geschäftsbedingungen dürfen die Zusteller Pakete und Päckchen jedoch beim Nachbarn abgeben. Der Empfänger muss darüber mit einer "gut leserlichen" Karte informiert werden, schreibt "Test". Quelle: dpa
Eine andere Möglichkeit ist, sich die Sendungen an einen Wunschort zustellen zu lassen, beispielsweise an eine Packstation (DHL). Dort können Empfänger mit einer Kundenkarte plus Pin-Nummer rund um die Uhr ihre Bestellungen in Empfang nehmen. Sobald die Sendung in der Wunsch-Packstation bereit liegt, wird der Kunde per SMS oder eMail informiert. Quelle: Handelsblatt Online
DHL bietet neuerdings auch Paketkästen an, die Kunden etwa auf dem eigenen Grundstück aufstellen können. Hermes, DPD, UPS und GLS arbeiten nach eigenen Angaben gemeinsam an einer ähnlichen Paket-Box. Quelle: dpa
Gleichzeitig testet die Deutsche Post DHL den Einsatz von Drohnen zur Paketzustellung. Auch der US-Paketdienst UPS denkt nach eigenen Angaben über den Einsatz von solchen Fluggeräten nach, genauso wie der Online-Händler Amazon. Quelle: dpa
Was tun, wenn das Geschenk nicht bei mir ankommt?In der Regel sind Pakete bis zu einer Schadenshöhe von 500 bis 750 Euro versichert. Die Unternehmen haften bei Verlust bis zu diesem Wert. Bei Hermes sind auch Päckchen mit bis zu 50 Euro versichert. DHL versichert Päckchen nicht; wer versicherten Versand will, muss die Sendung als Paket verschicken lassen. Kommt nichts an, muss der Kunde den Verlust melden und einen Nachforschungsantrag stellen. Dafür nötig sind der Einlieferungsschein und eine genaue Beschreibung des Inhalts. Schadensersatz muss der Paketdienst demnach auch leisten, wenn es keinen Benachrichtigungsschein gibt und das Paket verschwunden ist. Die Stiftung Warentest rät aber, wertvolle Gegenstände und Bargeld ausschließlich per Wertversand zu verschicken. Quelle: dpa
Was tun, wenn das Paket beschädigt ist?Nachbarn sollten beschädigte Sendungen nicht annehmen, empfiehlt die Stiftung Warentest. Denn mit ihrer Unterschrift würden sie bestätigen, dass eine Lieferung in Ordnung ist. Der Empfänger selbst sollte ein ramponiertes Paket möglichst in Anwesenheit des Boten öffnen und Schäden sofort reklamieren. Ansonsten müssen Schäden binnen sieben Tagen beim Paketdienst gemeldet werden. Quelle: dpa

Erwartet werde nun noch ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von mindestens 2,4 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit - mindestens eine halbe Milliarde Euro weniger als bislang vorausgesagt. Schon Anfang August hatte die Post angesichts des kriselnden Frachtgeschäfts und von Streiks die Ebit-Prognose für 2015 zusammenstreichen müssen. Das laufende Jahr sei wie angekündigt ein "Jahr des Übergangs", versuchte Konzernchef Frank Appel die Anleger zu beruhigen.

Am Mittwochabend hieß es, für die ersten neun Monate seien Abschreibungen und Rückstellungen von insgesamt 345 Millionen Euro angefallen. Hinzu kämen Belastungen in einer Höhe von 200 Millionen Euro "überwiegend für rechtliche und regulatorische Sachverhalte". Einer Sprecherin zufolge gehören dazu etwa Abschreibungen auf nicht genutzte Flugzeuge, aber auch für die Finanzierung der Pensionsverpflichtungen für Beamte werde angesichts des niedrigen Zinsniveaus Vorsorge getroffen.

Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will

Im weltweiten Frachtgeschäft hat die Post schon länger Probleme - seit gut zwei Jahren sinken dort die Gewinne. Konzernchef Frank Appel hatte Ende April persönlich die Verantwortung für die Sparte übernommen und will den Bereich auf Kurs bringen. Das Frachtgeschäft kämpft mit Gewinnrückgängen, ächzt unter hohem Wettbewerbsdruck und den Folgen interner Umbauten. Denn der Konzern hatte viel Geld in die Datenverarbeitung der Sparte gesteckt, die vor allem noch mit Dokumenten auf Papier arbeitet. Doch die Umstellung kommt nicht voran, 308 Millionen Euro muss die Post nun auf das Projekt abschreiben. Noch vor wenigen Monaten hatte der Konzern gehofft, diesen Schritt vermeiden zu können: "Wir haben bis jetzt 300 Millionen Euro für die Umstellung aktiviert. Die Chance, dass wir das alles abschreiben müssen, ist sehr gering", hatte Finanzchef Larry Rosen im August in einem Reuters-Interview dazu gesagt. Nun kommen auch noch Rückstellungen von rund 37 Millionen Euro hinzu.

"Wir verfolgen nach wie vor unverändert das Ziel, unser Frachtgeschäft zu erneuern", unterstrich Appel. Der Umbau soll weitergehen: "Dafür ergreifen wir nun weitere Maßnahmen, um die IT-Ausrichtung am Geschäft zu orientieren", fügte Appel hinzu. Der Konzern sei dazu weiter "in Gesprächen mit verschiedenen Dienstleistern".

Appel hofft aber weiter auf Besserung: "Wir ergreifen diese Maßnahmen, um unsere Ergebnisziele für 2016 und 2020 zu untermauern." Im kommenden Jahr will der Konzern danach seinen Gewinn deutlich in die Höhe schrauben: Dann soll der operative Ertrag um mindestens eine Milliarde Euro steigen, Appel stellte erneut ein Ebit von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro in Aussicht. Für Rückenwind könnte dabei auch eine Porto-Erhöhung in Deutschland sorgen. Die Post hatte jüngst angekündigt, das Briefporto im kommenden Jahr so deutlich anheben zu wollen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief soll das Porto zum Jahreswechsel etwa von derzeit 62 auf 70 Cent steigen. Die kriselnde Frachtsparte wird für die Deutsche Post zum Fass ohne Boden und zwingt den Konzern zur erneuten Absenkung seiner Gewinnprognose.

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