Krisengeplagte Airline Air Berlin will Bürgschaften von Berlin und NRW

Nach dem Scheitern der Kooperation mit dem Reisekonzern Tui sucht Air Berlin Hilfe bei der Politik. Berlin und NRW, die größten Standorte der Fluglinie, sollen als Bürgen einspringen.

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Air Berlin Quelle: dpa

Air Berlin sucht angesichts immer größerer Verluste Hilfe vom Staat. Die Fluggesellschaft habe bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags gestellt, sagte ein Air-Berlin-Sprecher am Donnerstag. Die meisten der derzeit noch 8000 Mitarbeiter der zweitgrößten deutschen Fluglinie arbeiten in den beiden Bundesländern.

Das Hilfsersuchen wurde offenbar schon länger vorbereitet. Der neue Airline-Chef Thomas Winkelmann habe sich seit seinem Amtsantritt im Februar um einen guten Draht zu Politikern in Bund und Ländern bemüht, sagte ein Unternehmens-Insider. "Dank dessen gibt es in der Politik ein großes Bewusstsein für die Probleme von Air Berlin und die Bedeutung der Arbeitsplätze."

Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf und des Berliner Finanzsenats wollten sich dazu nicht äußern. Ob und wie viel Geld Air Berlin aus dem Staatssäckel erhält, ist unklar. Das Verfahren für eine Staatsbürgschaft ist komplex. Erst wenn die nun gestellte Anfrage positiv beschieden wird, kann Winkelmann einen richtigen Antrag stellen. Die Federführung liegt dabei bei der Berliner Politik.

Air Berlin steckt nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Allein voriges Jahr standen unter dem Strich knapp 800 Millionen Euro Verlust. Damit der Lufthansa-Rivale über die Runden kommt, muss Großaktionär Etihad seit dem Einstieg 2011 immer wieder tief in die Taschen greifen. Derzeit suchen die Araber nach Wegen, ihr glückloses Engagement in Deutschland zu beenden.

Der jüngste Tiefschlag für Air Berlin kam ausgerechnet von der bisher so spendablen Airline aus dem Öl-Emirat Abu Dhabi: Etihad brach nämlich die Gespräche mit dem Reisekonzern TUI über die Gründung einer gemeinsamen Ferienfluglinie mit 60 Jets ab. In die hätte der Emirates-Konkurrenten auch Teile von Air Berlin einbringen sollen. Die Sanierung der Hauptstadt-Airline wird nun noch schwieriger. Retter könnte die Lufthansa sein. Die will aber nicht die Schulden der Berliner von mehr als einer Milliarde Euro schultern. Die "Welt" hatte zuerst über die Bürgschaftsanfrage berichtet.

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