




Mit einem Arbeitskampf im Güterverkehr hat die Lokführergewerkschaft den nächsten großen Streik bei der Bahn eingeläutet. Um 15 Uhr am Dienstag ließen die Mitglieder bundesweit die Güterzüge stehen. Die Bahn erwartet, dass die Hälfte ihres Angebots zusammenbricht. Sie will für die Versorgung wichtige Züge vorrangig besetzen.
Von 2 Uhr in der Nacht zu Mittwoch bis Donnerstag um 21 Uhr sollen dann auch Personenzüge stehen bleiben, Millionen Fahrgäste werden sich dann Alternativen suchen müssen. Betroffen sind Fernzüge ebenso wie der Regional- und S-Bahnverkehr. Erste Ausfälle gab es schon am Dienstag, weil Züge für Ersatzfahrpläne bereit gestellt wurden.
Mit dem siebten Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer weiteren Druck auf die Deutsche Bahn machen. Die Arbeitnehmerseite hatte die Verhandlungen nach 16 Runden ein weiteres Mal für gescheitert erklärt.
Fahrgastrechte während des Bahnstreiks
Das hängt von der Verspätung ab. Kommt die Bahn mindestens eine Stunde zu spät am Ziel an, werden 25 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Hälfte des Preises wird bei einer Verspätung ab zwei Stunden zurückgezahlt.
"Fahrgäste, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, können ihre Fahrkarte und Reservierung im DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten lassen", schreibt die Bahn. Fahrgäste, die ihre Reise gar nicht antreten, können ihr Ticket auch nach dem ersten Gültigkeitstag erstatten lassen.
Fahrkarten, die in einem DB Reisezentrum, einer DB Agentur oder am DB Automaten gekauft wurden, können nur dort erstattet werden. Für Online-Tickets gibt es ein Erstattungsformular: http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Fällt ein Zug streikbedingt aus, können Reisende den nächsten - auch höherwertigen - Zug nutzen. In diesem Fall wird bei zuggebundenen Angeboten, wie beispielsweise Sparpreis-Tickets, auch die Zugbindung aufgehoben. Ausgenommen hiervon sind regionale Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis (Schönes Wochenende-, Quer-durchs-Land- oder Länder-Tickets) sowie reservierungspflichtige Züge.
Nur im äußersten Notfall: "Wird aufgrund eines Zugausfalls oder einer Verspätung eine Übernachtung erforderlich und ist die Fortsetzung der Fahrt am selben Tag nicht zumutbar, werden dem Fahrgast angemessene Übernachtungskosten erstattet", heißt es von der Bahn. Wichtig: Um die Kosten erstattet zu bekommen, muss das Original der Hotelrechnung eingereicht werden.
Über die Fahrgastrechte informiert die Bahn auf ihrer Homepage: http://www.bahn.de/p/view/service/fahrgastrechte/faq_fahrgastrechte.shtml
Details zu den Rechten während des Streiks stehen auf dieser Seite:
http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Die kostenpflichtige Servicenummer lautet: 0180/699 66 33
Wenn es einmal Streit gibt, übernimmt die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr: https://soep-online.de/
Die Bahn erwartet, dass ein Drittel der Fernzüge nach Fahrplan fahren. Im Regionalverkehr will das Bundesunternehmen 50 bis 60 Prozent des regulären Fahrplans aufrechterhalten, wie Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg am Dienstag sagte. Die Konkurrenten der Bahn werden nicht bestreikt. Zumindest Verspätungen sind aber auch bei ihnen nicht auszuschließen, wenn Gleise wegen des Streiks bei der Bahn blockiert sind.
Fernbusbetreiber berichteten von einem Kundenansturm und kündigten an, zusätzliche Fahrer einzusetzen. Der Fahrgastverband Pro Bahn zweifelte jedoch daran, dass zusätzliche Busse auf die Straße kommen. „Flugzeug und Fernbus fallen als Ausweichverkehrsmittel nach Beobachtungen von Pro Bahn praktisch aus, weil deren Kapazitäten schon weitgehend erschöpft sind“, teilte Sprecher Gerd Aschoff mit.
GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn eine Hinhaltetaktik vor. „Das Management will scheinbar gar kein Ergebnis erzielen“, sagte Weselsky der „Passauer Neuen Presse“ (PNP, Dienstag). Er kritisierte, auch nach 16 Tarifverhandlungsrunden fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.
Bahn-Personalchef Ulrich Weber widersprach. „Um das Wesentliche für unsere Kolleginnen und Kollegen da draußen ist es noch gar nicht gegangen.“ Die Themen Geld und Arbeitszeiten hätten sich beide Seiten eigentlich für nächste Woche vorgenommen. Bislang sei es nur um die Struktur des künftigen Tarifgefüges gegangen. Weber nannte den Streik vollkommen überflüssig. „Ich bleibe dabei: Wir waren einen Meter vor der Ziellinie.“ Weselsky hatte Weber am Freitag vorgeworfen, an dieser Stelle zu lügen.