Kunst Wohnen im Museumshotel

Seite 2/3

Werke für 30 Millionen Dollar

Swatch Art Peace Hotel

31 hochrangige Werke im Wert von 30 Millionen Dollar zieren seitdem das Hotel, das der Vereinigung Relais & Chateaux angehört. Die Amerikanerin Jenny Holzer zog damals mit ihren verfremdeten Fotografien ein – eine ihrer Arbeiten hängt in der Lobby, dort, wo der Concierge Tipps für die beste Joggingstrecke durch den nahen Central Park gibt. Die Kunst ist im Surrey präsent, doch nicht aufdringlich. Manche Arbeiten wie etwa die Grafik „Study for Sneaker Lace – White“ von Claes Oldenburg verstecken sich gar in einer Nische.

Auf der teuersten Kunstmesse der Welt
Es ist die teuerste Kunstmesse der Welt: Bis zum 25. März präsentiert sich dem Besucher auf der The European Fine Art Fair (TEFAF) eine Schatzkammer der Kunst, die weltweit ihresgleichen sucht. Ein Rundgang über die Messe, deren Glanzlichte die gesamte Kulturgeschichte umspannen. Quelle: dpa
1. Marmornes FriesbandDieses seltene attische marmorne Friesband  aus Lotusblüten und Palmetten stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und gelangt nun aus einer Privatsammlung beim Kölner Antikenhändler Gordian Weber in den Verkauf. Preis 160 000 Euro.
2. Schwarzer MarmorkopfDieser schwarze Marmorkopf zeigt das Antlitz Livias, Gattin des römischen Kaisers Augustus und eine der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Die seltene, 35 Zentimeter hohe Büste entstand 50 n.Chr. und steht bei der Kunsthändlerin Mieke Zilverberg aus Amsterdam für zwei Millionen Euro zum Verkauf.
3. Rubens, KreuzigungsszeneSchon kurz nach Eröffnung der Messe fand diese Kreuzigungsszene von Peter Paul Rubens aus dem späten 17. Jahrhundert einen Liebhaber. Beim Münchner Händler Konrad Bernheimer für 3,5 Millionen Euro taxiert, ging das Gemälde in eine deutsche Privatsammlung
4. Gerrit Dou „Dame am Virginal“Dicke Schmutzschichten hatten dieses Meisterwerk bedeckt, das Händler Johnny van Haeften als Meisterwerk von Gerrit Dou ausmachte, einem Schüler Rembrandts. 1927 war es von dem legendären Kunsthändler Joseph Duveen an einen kanadischen Sammler für 25 000 US-Dollar verkauft worden, jetzt soll es umgerechnet mehr als 4,8 Millionen Euro kosten.
5. László Moholoy-Nagy „Sicht vom Funkturm Berlin im Winter“Diese spektakuläre Aufnahme des ungarischen  Fotografen László Moholoy-Nagy zeigt eine Berliner Winterlandschaft, aufgenommen zwischen 1928 und 1930 aus der Vogelperspektive des Funkturms.  Das Stück ist Teil einer 22 Arbeiten umfassenden japanischen Privatsammlung, die die Berliner Galerie Kicken als Gesamtkonvolut für 500 000 Euro anbietet.
6. Uecker NagelkissenDieses Nagelkissen von Günther Uecker entstand 1965 stammt aus der Privatsammlung des Künstlers. Der belgische Kunsthändler Axel Vervoordt, der mit Uecker seit Jahrzehnten befreundet ist, bietet es für 280 000 Euro zum Verkauf – bevorzugt an eine „exquisite Privatsammlung“.

Auch in Deutschland steht Kunst im Hotel hoch im Kurs. Die Darmstädter Unternehmerin Claudia Ebert hat für ihr Hotel Budersand in Hörnum auf Sylt gleich einen in beigem Stoff gehüllten Führer drucken lassen. Ebert stammt aus einer Unternehmer- und Kunstsammler-Familie. Ihr Onkel Karl Ströher gehörte bereits in den Sechzigerjahren zu den Sammlern progressiver Kunst, ihr Bruder Thomas Olbricht betreibt in Berlin seit 2010 das private Museum Me Collectors Room. 201 Werke von 40 Künstlern hat sie mit der Hilfe des Kurators Wolfgang Schoppmann für ihr Hotel ausgewählt. „Ich bin nicht die ausgewiesene Kunstkennerin wie mein Bruder“, sagt Ebert, „aber ich denke, dass es wichtig ist, nicht allein plakative Kunst zu zeigen.“

Aufwertung durch Kunst

Beim Bau des Hotels an der Südspitze der Insel keimte bei Ebert der Wunsch, das Haus durch erlesene Kunst aufzuwerten. „Nur die Literatur, die wir in der Bibliothek bieten, reichte mir nicht.“ Nun sind es neben regelmäßigen Konzerten vor allem Werke von zeitgenössischen Künstlern wie Joseph Beuys oder Tim Eitel, die ihren Anspruch erfüllen sollen. Wichtig war ihr, dass die vertretenen Künstler noch leben – Beuys macht die Ausnahme.

Ähnliches treibt den Rostocker Reeder Horst Rahe um. Im kommenden Jahr möchte der ehemalige Eigner der Arosa-Kreuzfahrtflotte und begeisterte Kunstsammler neben seinen Flaggschiffhotels, den A-Rosa-Resorts, die ersten Betriebe einer neuen Marke für junge Menschen eröffnen. „Auch dort soll in den Gängen und in den öffentlichen Bereichen echte Kunst hängen, von jungen Talenten, die am Anfang ihrer Karriere stehen.“ Rahe hat bereits sein erstes Kreuzfahrtschiff mit hochwertiger Kunst ausgestattet: „2,5 Millionen Mark haben wir damals investiert. Für ein Kreuzfahrtschiff war das einmalig“, schwärmt Rahe. In seinen Hotels soll es nicht anders sein. Zu seiner Sammlung zählt auch ein Werk des Impressionisten Max Liebermann, das im Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee hängt. „Ich habe in allen Häusern ein Thema, und im Jacob passt natürlich das Gemälde ,Terrasse im Restaurant Jacob‘ von Liebermann“, sagt Rahe.

Hochwertige Kunst in Hotels birgt für die Besitzer allerdings auch gewisse Risiken. „Dass mal ein Mitarbeiter bei den nötigen Arbeiten dagegenstößt, damit muss man rechnen“, sagt Ebert. Dem in allen Hotels der Welt üblichen Phänomen des Diebstahls von Inventar durch die zahlenden Gäste begegnet sie bei der Kunst mit ganz pragmatischen Lösungen: „Die Bilder sind mit den Wänden verklebt.“ Angst vor Kunsträubern hat sie nicht: „Ein Restrisiko bleibt eben immer.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%