Laptop-Verbot im Flugzeug Warum sich die EU gegen den US-Computerbann wehrt

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Verstoß gegen eigene Sicherheitsanweisungen

Beim Rest der Länder sowie ihren heimatlichen Fluglinien und Flughäfen stößt die Maßnahme hingegen auf scharfe Ablehnung. So verlangen laut Insidern Deutschland oder Frankreich Proteste und Gegenmaßnahmen, nicht zuletzt auf Druck ihrer nationalen Fluglinien Air France-KLM und Lufthansa.

Die Flughäfen mit den kürzesten Wegen
Bis das Flugzeug in der Luft ist, vergeht für gewöhnlich erstmal eine Menge Zeit: Die Wege in den Flughäfen sind meist lang, wie etwa am Moskauer Airport Domodedovo. Hier benötigen die Passagiere vom Eingang bis in den Flieger eine geschlagene Stunde. Die Reisesuchmaschine kayak.de hat die durchschnittlichen Gehzeiten vom Eingang bis zum Flugsteig an 14 Flughäfen Europas mit mehr als zehn Millionen Passagieren untersucht – und herausgefunden, an welchen Airports es besonders schnell geht.Quelle: kayak.de, die Informationen wurden von Flughafen-Pressestellen eingeholt oder von Kayak kalkuliert Quelle: dpa
8. Platz – Mailand-Malpensa, ItalienMailand-Malpensa ist der größte der drei Flughäfen der italienischen Metropole – die Weitläufigkeit bekommen die Passagiere allerdings auch bei der Gehzeit zu spüren: 27 Minuten benötigen sie durchschnittlich vom Eingang bis ins Flugzeug. Durch die Eingangshalle dauert es 15 Minuten, nach der Sicherheitskontrolle noch maximal zwölf Minuten. Quelle: dpa
7. Platz – Madrid Barajas, SpanienDer Flughafen der spanischen Hauptstadt schafft es locker in die Top 10 der größten Flughäfen Europas. Dafür sind die Wege noch relativ überschaubar: Knapp 20 Minuten benötigen die Passagiere durchschnittlich, um ihre Maschine zu erreichen. Die Eingangshalle ist schnell durchlaufen, nach der Sicherheitskontrolle dauert es noch 15 Minuten bis zum Gate. Quelle: AP/dpa
6. Platz – Barcelona El Prat, SpanienIm spanischen Duell mit Madrid hat Barcelona die Nase vorn: Am zweitgrößten spanischen Flughafen durchqueren Passagiere die Eingangshalle in durchschnittlich acht Minuten, nach dem Sicherheitsbereich dauert es nochmal sieben Minuten – macht 15 Minuten Gesamtgehzeit. Quelle: IMAGO
5. Platz – Zürich, SchweizWer von Terminal A oder B abfliegt, ist in Zürich klar im Vorteil: Die Gesamtgehzeit beträgt hier nur 15 Minuten. Reisende, die vom Terminal E starten, sind deutlich länger unterwegs. Sie müssen durchschnittlich 22 Minuten einplanen, bis sie ihren Flieger erreichen. Quelle: AP
Flughafen Nizza Quelle: REUTERS
Platz 4 – Nizza, FrankreichDer drittgrößte Flughafen Frankreichs an der Côte d’Azur sticht den Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle in einer Disziplin locker aus: In Nizza sind Passagiere in nur 15 Minuten an ihrem Gate. In Paris ist dagegen eine kleine Wanderung nötig: Reisende sind in Frankreichs Hauptstadt 55 Minuten unterwegs – nur in Moskau dauert es noch länger. Quelle: obs

Dafür sorgt nicht nur der Unwillen, sich international von den USA in den Senkel stellen zu lassen. Schwerer wiegt der Zweifel, ob der Bann die Sicherheit erhöht. Auch wenn US-Behörden dies nicht offiziell als Begründung angeben. In Gesprächen hatten sie dem britischen Geheimdienst Informationen vorgelegt, die auf eine hohe Gefahr durch zu Bomben umgebaute Laptops und Tablet-Computer hindeuten sollen.

Zwar gibt es nur einen belegten Fall einer Computerbombe: ein Anschlag auf die Fluglinie Daello Airlines im vergangenen Februar, bei dem aber nur der Attentäter ums Leben kam. Doch das US-Heimatschutzministerium ließ durchsickern, es gebe gut ein halbes Dutzend Vorkommnisse. Diese sind europäischen Experten freilich bislang nicht bekannt

Darum wollen die EU-Minister die Begründung derzeit nicht gelten lassen. Zum einen wäre aus ihrer Sicht ein Fall wie Daello Air in Europa wohl nicht passiert, weil bei den heutigen Kontrollen in Europa der Sprengsatz gefunden worden wäre.

Wichtiger jedoch: die Gefahr durch präparierte Elektrogeräte ist aus Sicht vieler Experten größer, wenn diese wie von den USA vorgeschrieben im aufgegebenen Gepäck liegen. „Die Koffer im Bauch der Flieger wurden oft nur zu einem Teil durchleuchtet, während bei Handgepäck alles geprüft wird“, so der Chef eines großen deutschen Flughafens. „Also macht eine Bombe im Koffer mehr Sinn.“

Keine Laptops, Tablets oder Kameras: Die US-Regierung hat die Mitnahme einiger Elektrogeräte im Handgepäck bei Direktflügen in die USA beschränkt. Betroffen sind davon acht Länder im Nahen Osten und Afrika.

Dazu würden die USA mit der Regel gegen eine ihrer eigenen Sicherheitsanweisungen verstoßen. Weil in der Vergangenheit mehrfach die besonders starken Lithium-Ionen Akkus von Computern und Handys wie dem Samsung Galaxy Note 7 oder den Batterien des Boeing Dreamliners 787 Feuer gefangen haben, hat die US-Flugaufsichtsbehörde FAA mehrfach von einem „hohen Risiko beim Transport in Frachträumen“ gesprochen. 

Trotzdem bereiten sich nun sicherheitshalber auch alle skeptischen Fluglinien auf die Umsetzung des Banns vor. „Angesichts des ersten Laptop-Verbots aus einigen arabischen Flughäfen waren wir zwar überrascht, aber nicht unvorbereitet“, heißt es bei eine großen Fluglinie. „Denn wenn ein Land dem Verbot nicht nachkommt, würden die US-Linien wahrscheinlich eigene Kontrollen organisieren und alle anderen Linien dürften die USA nicht mehr anfliegen.“ 

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