Leslie Moonves CBS-Chef geht nach neuen Vorwürfen sexueller Belästigung

Leslie Moonves Quelle: REUTERS

Die von der #MeToo-Bewegung angestoßene Welle von Enthüllungen lässt einen weiteren mächtigen Mann in der Unterhaltungs-Industrie seinen Job verlieren: Leslie Moonves.

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Beim amerikanischen TV-Schwergewicht CBS ist der langjährige Konzernchef Les Moonves abgetreten, nachdem gegen ihn neue Vorwürfe sexueller Belästigung erhoben wurden. Sein Rückzug öffnete auch die Tür für eine Beilegung des erbitterten Streits um die Zukunft der Firma mit dem Hauptaktionär der Milliardärsfamilie Redstone. Im Ergebnis behalten die Redstones die Kontrolle über CBS und werden zumindest in den kommenden zwei Jahren nicht versuchen, die TV-Gruppe mit dem ebenfalls ihnen gehörenden Unterhaltungskonzern Viacom (u.a. MTV) zu verschmelzen.

Am Sonntag warfen in einem Artikel im Magazin „New Yorker“ sechs weitere Frauen Moonves (68) vor, er habe sie zu Sex und körperlichem Kontakt gedrängt und die, die ihn abwiesen, später diskriminiert. Die Anschuldigungen beziehen sich vor allem auf die 90er Jahre. Er selbst sprach im „New Yorker“ von einvernehmlichen Kontakten mit drei Frauen. Zuvor hatte er bereits nach ersten ähnlichen Vorwürfen eine Diskriminierung bestritten, und sich für ein Benehmen entschuldigt, durch das Frauen sich unwohl gefühlt hätten. Nach den ersten Anschuldigungen hatte der Sender zwar bereits eine Untersuchung eingeleitet, Moonves behielt aber zunächst seinen Job.

Seine Abfindung von mehr als 100 Millionen Dollar soll Moonves nur bekommen, wenn die Vorwürfe gegen ihn sich als falsch erweisen, betonte CBS. Anderenfalls geht er komplett leer aus. CBS und Moonves selbst wollen 20 Millionen Dollar an Organisationen spenden, die die #MeToo-Bewegung im Kampf gegen Sexismus unterstützen.

Nach Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe gegen Harvey Weinstein musste dessen Firma Bankrott anmelden. Die Abwicklung zog sich hin – nun fand sich ein Käufer.

Moonves wurde damit zum nächsten mächtigen Mann in der Unterhaltungsbranche, dessen Karriere durch Enthüllungen und Vorwürfe im Zuge der #MeToo-Bewegung beendet wurde. Der bekannteste Fall ist Hollywood-Produzent Harvey Weinstein, dem viele Frauen sexuelle Übergriffe vorwarfen. Der Artikel zu Moonves wurde von Ronan Farrow geschrieben, der auch entscheidend zur Aufarbeitung des Weinstein-Enthüllungen beigetragen hatte.
Moonves hatte sich zunächst als TV-Produzent einen Namen gemacht und war dann 1995 zu CBS gekommen. Die Konzernführung übernahm er 2006. Mit Serien wie „The Big Bang Theory“ und „CSI“ gelangen CBS in seiner Amtszeit mehrere Erfolge, durch die der Sender aus einer Quotenflaute kam.

Zuletzt machte er aber vor allem Schlagzeilen mit der Fehde mit der Familie des Eigentümers Sumner Redstone. Der Milliardär und seine Tochter Shari kontrollieren CBS über ihre Dachgesellschaft National Amusements, die eine Mehrheit der Stimmrechte hält. In wenigen Wochen sollte ein Prozess beginnen, in dem Moonves der Kontrolle durch die Redstones ein Ende setzen wollte - indem Aktien mit zahlreichen Stimmrechten für ungültig erklärt werden sollten.

WDR-Intendant Buhrow gibt sich in einem Interview selbstkritisch und gesteht Fehler im Umgang des Senders mit Vorwürfen sexueller Belästigung.

Shari Redstone bestritt, hinter den Vorwürfen gegen Moonves zu stecken. Darüber, wie zurechnungsfähig der 95-jährige Patriarch Sumner Redstone ist, wird gestritten.
Als Teil der Einigung werden nun sechs Sitze im Verwaltungsrat neu besetzt - wodurch die Redstone-Seite etwas an Einfluss einbüßt. Allerdings wird CBS im Gegenzug auch nicht mehr versuchen, ihre Kontrolle über den Sender in Frage zu stellen. Die Führung von CBS übernahm nun kommissarisch Joe Ianniello, der bisher für das operative Geschäft zuständig war. Nach einem neuen dauerhaften Chef wird gesucht.

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